FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

krise im Frühjahr 2020: Während der MSCI World Index um mehr als 33 Pro- zent einbrach, gab Beers Europa-Aktien- fonds nur knapp 13 Prozent nach. Zudem konnte er die nachfolgende Erholung weit- gehend mitnehmen.Das höhere Ausgangs- niveau nach dem Schock hievte die annua- lisierten Gewinne damit auch langfristig über die Vergleichsgruppe. Beer setzt ausschließlich auf Optionen statt Futures; die sind für ihn „eine ganz heiße Wette“. Scope-Analystin Claus kon- kretisiert: „Der Einsatz von Futures ist erst einmal sehr günstig, da lediglich Handels- kosten anfallen.“ Allerdings könnte die Futures-Position Performance kosten, wenn sich der Preis des Basiswerts in die falsche Richtung entwickelt. Bei Optionen zur Ab- sicherung bestimmt dagegen die Options- prämie die Kostenobergrenze: Sie sind günstig, wenn die Märkte ein geringes Risiko einpreisen und die Option weit aus dem Geld ist. Aber wer sich erst absichert, wenn bereits viele Marktteilnehmer fallen- de Märkte erwarten, für den kann es teuer werden. Denn für die Optionspreise spielt neben weiteren Faktoren auch die erwar- tete Volatilität eine wichtige Rolle, erklärt Claus. Dynamischer Schutz Insgesamt führt der Trend weg von festen Wertsicherungs- grenzen hin zu dynamischeren Ansätzen, die oft auch das Marktumfeld stärker berück- sichtigen. Sie sollen den bei fixen Untergrenzen drohenden „Cash-Lock“ vermeiden, bei dem ein Fonds sein gesamtes Risikobudget aufbraucht und dann nicht mehr am Auf- schwung partizipieren kann. In den Fokus tritt damit das Timing von Marktcrashs, mit dem sich etwa der Schweizer Anbieter Finreon intensiv be- schäftigt. Für Julius Agnesens, Leiter Investmentlösungen bei Finreon, zei- gen alle Untersuchungen klar: „In Hochri- sikophasen werden Anleger für das einge- gangene Risiko deutlich weniger entlohnt als in ruhigeren Handelsphasen.“ Es zahle sich deshalb aus, das Aktienengagement etwa über Derivatesicherungen aktiv zu steuern. Zur Identifizierung des Risikos hat Finreon einen Tail-Risk-Indikator entwickelt, der eine Vielzahl vonMarktfaktoren fortlau- fend misst und analysiert. Bislang wird er vor allem im institutionellen Management eingesetzt. Ähnlich versuchen auch viele Fondshäuser, das Marktrisiko abzuschätzen. Aktienquotensteuerung Während es bei Derivaten meist um die Absicherung gegen plötzliche Schocks geht, spielt mittel- und langfristig die phy- sische Anpassung der Aktienquote eine entscheidende Rolle. Bei vielen Multi-Asset- Fonds wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen ist diese taktische Asset-Allo- kation neben der Aktienauswahl ein wich- tiger Baustein für die langfristige Perfor- mance. Je nach Markteinschätzung gewich- tet Portfoliomanager Frank Fischer dabei Aktien im Verhältnis zu Anleihen und an- deren Anlageklassen höher oder niedriger. Bei Fischers Investmentboutique Share- holder Value Management hilft dabei das hauseigene Risiko- und Analysesystem „Mr. Market Compass“. Auf Futures und Optio- nen setzt Fischer nur bei besonders kurz- fristigem Absicherungsbedarf. Valuebasier- tes, antizyklisches Vorgehen ist ihm auch in Stressphasen wichtig, betont er: „Sollten wir uns eher in einer Ausverkaufssituation mit Panik an den Märkten und attrakti- ven Aktienbewertungen befin- den, erhöhen wir die Aktien- quote.“ Solche situativen Absi- cherungen über Derivate spa- ren insgesamt Kosten, können bei plötzlichen Marktschocks jedoch in relativ höherer Vola- tilität gegenüber fortlaufender Sicherung resultieren. So gab der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen etwa im Pande- mieschock zwar kurzfristig deutlich nach, profitierte aber auch kräftig von der Erholung. Stabiler durch die Krise Maximaler Verlust im jeweiligen Zeitraum Robert Beers Europa-Aktienfonds konnte den Verlust in Krisenphasen in den vergangenen Jahren teils deutlich begrenzen. Quelle:ScopeExplorer -40% -30% -20% -10% 0% Covid-19 (Feb. 2020–Okt. 2020) Zinsängste und Handelskonflikt (Sept. 2018–Dez. 2018) Weltweite Rezessionsängste (Nov. 2015–Feb. 2016) Europäische Kreditkrise (Feb. 2011–Nov. 2011) Finanzkrise (Aug. 2008–März 2009) RB Luxtopic - Aktien Europa Scope-Vergleichsgruppe (Aktien Euroland) » Erfüllen sich die Erwartungen des Managements, bringt die Absicherung etwas. « Barbara Claus, Scope Fund Analysis MARKT & STRATEGIE Alternative Investments 160 fondsprofessionell.de 2/2024 FOTO: BARBARA CLAUS © CHRISTOPH HEMMERICH

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