FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024
handelt. Das bietet zwar ein geringeres Renditepotenzial, aber mehr Sicherheit. Das Naturell des Portfoliomanagers muss zur Strategie des Fonds passen. Bei der Titelauswahl schauen Sie nur auf die einzelnen Unternehmen. Eine Makro- steuerung findet nicht statt, oder? Das stimmt. Das wesentliche Unterschei- dungsmerkmal zu anderen Mischfonds ist, dass der Acatis Value Event mit einer ab- soluten Renditeerwartung arbeitet: Eine Aktie kommt nur in Frage, wenn die er- wartbare Rendite mindestens zehn Prozent im Jahr beträgt, und das bei einem bewähr- ten, stabilen Geschäftsmodell. Von einer Anleihe erwarten wir ungefähr sechs Pro- zent, bei einem guten Rating. Daraus fol- gen zwei Punkte: Zum einen haben wir keinen Makroblick, weil wir uns auf die einzelnen Geschäftsmodelle konzentrieren. Und zum anderen wird der Fonds in aller Regel eine signifikante Kasseposition auf- weisen, denn man findet schlicht nicht genügend wirklich gute Aktien und Anlei- hen. Die strategische Cashquote erlaubt es uns, schnell zuzuschlagen, wenn sich eine Möglichkeit bietet. Gibt es Branchen, die bislang keine Rolle im Fonds gespielt haben, die Sie aber als interessant erachten? Den Halbleitersektor finde ich unfassbar spannend. Er ist einer gewissen Zyklizität unterworfen, aber das erlaubt es mir auch, Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu finden. Auf meiner Watchlist finden sich einige Titel, in die ich investieren möchte, die aktuell aber zu teuer sind. Ähnliches gilt für Cybersecurity-Unternehmen. Und von welchen Branchen, die aktuell noch imPortfolio vertreten sind, lassen Sie perspektivisch lieber die Finger? Da fällt mir nur eine ein: Immobilien. Ich schaue mich am liebsten in Branchen um, in denen echter Mehrwert für die Aktionä- re geschaffen wird. Der Immobiliensektor hat sich da noch nie hervorgetan. Ähnlich verhält es sich mit der Energiebranche. Ich investiere am liebsten in Unternehmen, die mit steigendem Umsatz eine bessere Ren- dite erwirtschaften können. Mit Öl oder Gas funktioniert das nicht. Warum nicht? Die meisten Ölkonzerne wissen genau, wo die Lagerstätten liegen, die sie anstechen könnten – aber bislang ist die Förderung zu teuer. Sie lohnt sich nur bei höheren Ölpreisen. So kommt es, dass ein Energie- konzern zwar relativ leicht mehr Umsatz machen könnte, das aber fast zwangsläufig mit einer schlechteren Marge verbunden ist. Bei Microsoft ist das anders: Mit jedem neuen Nutzer steigt der Umsatz, ohne dass dafür Kosten anfallen würden. Wir sprachen anfangs von den Abflüssen, die Sie managen müssen. Wann kehrt sich der Trend um? Genau weiß ich das natürlich nicht.Wich- tig ist, dass wir nicht nur Abflüsse, sondern jeden Tag auch Zuflüsse verzeichnen, unter anderem aus Sparplänen und Versiche- rungspolicen. In vielen Gesprächen mit Kunden habe ich gehört, dass sie nun zunächst abwarten möchten, wie sich die Performance entwickelt. Die täglichen Ab- flüsse sind mittlerweile in den einstelligen Millionenbereich gefallen. Ich denke, dass sich Zu- und Abflüsse ab August die Waa- ge halten dürften, sofern die Wertentwick- lung gut bleibt oder sogar besser wird. Ich versuche mich auf das zu konzentrieren, was ich beeinflussen kann, zu erklären, was hinter meinen Ideen steht, und um Ver- trauen zu werben. Ich kann allerdings keinen Kunden von seiner individuellen Entscheidung abhalten. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH FP KURZ-VITA: Johannes Hesche Johannes Hesche kam im Februar 2018 zu Acatis. Seit August 2021 leitet der Österreicher das qualitative Portfolio- management des Frankfurter Vermögensverwalters. » Den Halbleitersektor finde ich unfassbar spannend. « Johannes Hesche, Acatis FOTO: © JENS BRAUNE DEL ANGEL MARKT & STRATEGIE Johannes Hesche | Acatis 170 fondsprofessionell.de 2/2024
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