FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024
weiteren Experten, um dynamisch und flexibel agieren zu können. Es geht nicht nur Trendthemen, sondern auch umpolitische Einflüsse, beispielswei- se in der Energiewirtschaft. In der EU sind erneuerbare Energien gefragt, während die alte Energiewirtschaft nicht mehr er- wünscht ist. Wer den klassischen Energie- versorger im Portfolio hat, muss die Be- wertungsumkehr managen können. Der Energiekonzern ist ja kein schlechtes Un- ternehmen geworden, nur weil jetzt alles auf Sonne undWind ausgerichtet wird. Wer sich auf einen Trend stürzt, der läuft Gefahr, mit dem Trend zu stürzen. Ein gu- ter Manager analysiert die Grundlagen der Entwicklungen. Ich würde nie sagen, dass die alte Energiewirtschaft schon ausgedient hat. Schauen Sie nur, wie EU-Kommis- sionspräsidentin Ursula von der Leyen mit ihremGreen Deal zurückrudern muss! Ich will damit nicht sagen, dass erneuerbare Energien nicht wichtig sind. Wir wissen aber, dass Nachhaltigkeitsthemen in der operativen Umsetzung schwierig sind. Inwiefern trägt Private Equity zur Profes- sionalisierung junger Branchen bei? Bei- spiel Fintechs: Viele sind mithilfe von Venture Capital schnell gewachsen, aber gestürzt, als der Boom zu Ende ging. Man- che Ideen sind dennoch gut und haben das Potenzial zur Weiterentwicklung. Leider fehlt nun das Kapital. Die Fintech-Branche köchelte in den ver- gangenen Jahren allein vor sich hin. Nun sind die Investoren – ganz simpel – in der Realität angekommen: Es zählen nicht nur User-Zahlen, sondern es muss auch Geld verdient werden. Auf dem Boden der Ver- nunft sieht man die wirklichen Könner. Viele gehen mit ihrem Know-how in die etablierte Industrie, und hier treffen Kreati- vität, Lebensweisheit, Realismus und unter Umständen Private Equity aufeinander. Woher rührt denn das bemerkenswerte In- teresse der Finanzindustrie an PrivateMar- kets? Institutionelle Investoren sind zurzeit offen für entsprechende Anlagen, und viele Asset Manager öffnen sich Privatanlegern. Am Ende der Niedrigzinsphase wurde der Leidensdruck im Fixed-Income-Sektor im- mer größer. Deshalb hat man sich verstärkt die Private Markets angesehen. Nach der Zinswende gab es einen Umkehrtrend. Ich frage mich aber, wie die größer werdende Rentenlücke langfristig finanziert werden soll? Wenn das gesamte private Kapital in die Aktienmärkte fließt, wird dieser Sektor irgendwann völlig überbewertet sein. Es besteht daher aus meiner Sicht die Not- wendigkeit, in Private Markets zu investie- ren. Die Privatkunden bieten jedenfalls ein Potenzial, in diesem Markt zu wachsen. Es ist zwar schön, mit den Vermögenden zu- sammenzuarbeiten. Aber die große Geld- masse befindet sich bei den Privatkunden. Jetzt wollen Asset Manager dieses Segment erschließen, und wir hoffen, von diesem Rückenwind auch zu profitieren. Aktuell kommen laufend neue ELTIFs auf den Markt. Wie sehen Sie das Angebot? Das Ziel der EU ist, dass mehr Geld in die europäische Infrastruktur investiert wird. Der Bedarf kann aus den öffentlichen Kas- sen nicht gedeckt werden, deshalb muss » Am Ende der Niedrig- zinsphase wurde der Leidensdruck im Fixed- Income-Sektor immer größer. Deshalb hat man sich verstärkt die Private Markets angesehen. « Norman Lemke, RWB FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN fondsprofessionell.de 2/2024 217
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