FONDS professionell Deutschland, Sachwerte Spezial 2024

halten werden muss, wenn tägliche oder monatliche Rückgaben möglich sind, even- tuell sogar ohne Ankündigungsfrist. Welther: Die tägliche Verfügbarkeit ist also auch möglich? Michael Patzelt (Moventum): Rein theoretisch ja. Aber der Fondsmanager muss dies gegenüber der Bafin begründen, wenn die Verfügbarkeit kürzer als drei Monate ist. Dafür gibt es dann schon Sicherungs- mechanismen. Das ist natürlich aus der Vertriebsperspektive recht interessant, denn die Finanzberater, mit denen wir gespro- chen haben, sind bei geschlossenen ELTIFs zurückhaltend. Sie sind aufgrund der Ver- gangenheit mit den geschlossenen Fonds schwieriger zu verkaufen. Das ist einfach so! Ideal wären aus Vertriebssicht Verfüg- barkeiten alle drei Monate, aber Kündi- gungsfristen von bis zu zwei Jahren wären auch okay. Endlweber: Warum ist die kurzfristige Ver- fügbarkeit so wichtig? Patzelt: Die Kunden müssen vorzeitig aus- steigen können, wobei wir erwarten, dass der typische ELTIF-Zeichner erfahren ist, einen grundsätzlich längeren Anlagehori- zont hat und durchaus höhere Beträge investiert. Ich rechne mit ein- bis zweijäh- rigen Rücknahmefristen. Dann wird der Vertrieb das Produkt auch annehmen. Endlweber: Wie sieht denn die Nachfrage nach ELTIFs konkret aus? Patzelt: Finanzberater, Pools, Vermögensver- walter und einige Family Offices beschäfti- gen sich immer mehr mit diesem Thema. Aber der größte Teil des Markts hat keine Ahnung, was ELTIFs sind. Deshalb ist jetzt viel Pionierarbeit zu leisten. Endlweber: Sind Kunden, die eine hohe Liquidität fordern, nicht die falschen Anle- ger, und zwar für beide Produkte? Gisler: Das Grundproblem für Kunden- betreuer ist, dass Kunden, auch wenn sie bewusst ein langfristiges und illiquides Pro- dukt kaufen, manchmal das Geld früher brauchen, etwa infolge eines Todesfalls, einer Scheidung oder wegen einer Arbeits- unfähigkeit. In solchen Fällen ist mehr das Handling das Problem. Kerler: Der psychologische Faktor spielt eine Rolle. Eine Mindesthaltedauer von beispielsweise sieben Jahren akzeptieren Kunden schon, aber sie wollen doch die Möglichkeit haben, in speziellen Situatio- nen aus dem Fonds aussteigen zu können. Welther: Frau Jacobs, wird durch die Liqui- ditätsakrobatik die eigentliche Herausfor- derung, die das Asset mit sich bringt, näm- lich die Langfristigkeit, nicht systematisch unterlaufen?Wollen wir nicht aus den Feh- lern der Vergangenheit lernen? Jacobs: Ich glaube nicht, dass jemand syste- matisch etwas unterlaufen möchte. Es liegt natürlich in der Verantwortung jedes Fondsmanagers, dass er ein angemessenes Liquiditätsmanagement vorhält. Tägliche Liquidität werden wir sicherlich nicht bei sehr vielen Produkten sehen, weil das unterliegende Asset illiquide ist. Ich glaube, da sind sich die Manager im Markt alle einig. Die Anbieter müssen alle sehr ver- antwortungsvoll mit dieser Frage umge- hen. Niemand hat Interesse, seinen Fonds schließen zu müssen, weil er die Rück- nahmen nicht bedienen kann. Ich habe das Vertrauen, dass man aus dem Jahr 2008 gelernt hat. Gisler: Das Grundproblem, das die Indus- trie eigentlich hat, ist, die Erwartungen der Investoren zu treffen. Die Anleger müssen verstehen, dass man nicht alles machen kann, denn ein illiquides Asset wird nicht liquider, indemman eine Struktur umbaut. Christoph Gisler ist Leiter Infrastruktur bei Swiss Life Asset Managers. Der Anbieter gab Anfang des Jahres den ELTIF Privado in den Vertrieb. Er investiert in ein breit diversifiziertes Infrastrukturportfolio. » Ein illiquides Asset wird nicht liquider, indem man eine Struktur umbaut. « Christoph Gisler Swiss Life AM FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH SACHWERTE Roundtable 18 fondsprofessionell.de 2/2024 SPEZIAL

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