FONDS professionell Deutschland, Sachwerte Spezial 2024
Tim Schieferstein, Geschäftsführer des Edelmetallhändlers Solit, bezeichnet das aktuelle Gold-Silber-Verhältnis als „histo- risch günstig für Silber“. Er persönlich habe Silber zu rund 70 Prozent deutlich über- gewichtet gegenüber Gold, weil er davon überzeugt ist, „dass sich die Ratio von ak- tuell rund 90 zu eins deutlich reduziert: 60 zu eins oder gar 30 zu eins sollten wieder erreichbar sein“. Silber habe das „Potenzial, zum Shootingstar unter den Edelmetallen zu werden“. Nahezu gleichauf Bei Platin entfallen rund 40 Prozent der Nachfrage auf die Automobilindustrie und bei Palladium sogar mehr als 80 Prozent. Bis 2017 war Platin teurer als Palladium, „danach entwickelte sich Palladium besser wegen starker Nachfrage aus der Automobilindustrie mit einem Hoch zu Beginn des Ukrainekriegs“, erklärt Commerzbank-Analyst Fritsch. Jetzt liegen beide Preise nahezu gleichauf. Platin und Palladium haben bis Mitte April den jüngsten Goldpreisanstieg nicht mitge- macht. Denn ihnen fehle die Eigenschaft von Gold als sicherer Hafen, erläutert der Rohstoffexperte. Laut Edelmetallhändler Zumpfe ist die Nachfrage nach dem – hauptsächlich in Autokatalysatoren verwendeten – Palla- dium rückläufig,was sich auch in der Preis- entwicklung widerspiegeln dürfte. Platin werde im Wasserstoff- und Brennstoff- zellenbereich verwendet. „Insbesondere bei der Produktion von grünem Wasserstoff, der Elektrolyse, liegt viel Potenzial für das Edelmetall“, ist er überzeugt. Solit-Chef Schieferstein bezeichnet Platin und Palladium primär als Industriemetalle: „Daher würde ich Gold und Silber bevor- zugen und Platin sowie Palladium nur im kleinen Maße beimischen oder auf diese verzichten“, so sein Rat. Industrie- oder Basismetalle Neben den Edelmetallen gibt es die In- dustrie- oder Basismetalle. Die Preise der wichtigsten von ihnen haben laut Dennis Bastian von der Deutschen Rohstoffagen- tur in der Bundesanstalt für Geowissen- schaften und Rohstoffe von Anfang 2024 bis Mitte April zugelegt. Zinn sei um etwa 30 Prozent gestiegen, Kupfer um elf,Nickel um zehn und Aluminium um acht Pro- zent. Bei Zink und Blei beziffert er das Plus auf jeweils rund fünf Prozent. Er führt den Anstieg teilweise auf die an- ziehende Nachfrage zurück: „Indikatoren wie der Einkaufsmanagerindex der Indus- trie deuten auf eine globale Erholung der Industrieproduktion hin. Dadurch steigt die Nachfrage nach Metallrohstoffen.“ Auf der anderen Seite stünden Angebotssorgen beziehungsweise -rückgänge. Beispiel: Bei Zinn scheint die Nachfrage aus dem Elektronik- sektor wieder anzuziehen. Zu- gleich positionieren sich Inves- toren und Spekulanten an der Londoner Metallbörse, da sie von weiter steigender Nachfra- ge ausgehen. Auch das Ange- bot sei knapper. Bastian: „Seit August 2023 sind alle Berg- bauaktivitäten in dem von der Wa-Miliz kontrolliertem Teil Myanmars bis auf Weiteres untersagt.“Und rund zehn Pro- zent des global geförderten Zinns stammten aus dieser Region, so der Rohstoffexperte. CHRISTINA ANASTASSIOU FP » Die Nachfrage nach Metall- rohstoffen steigt. « Dennis Bastian Rohstoffagentur » Wir haben selten ein so großes Interesse an Gold gesehen. « Christian Rauch Degussa Goldhandel Edelmetallene Annäherung Preisentwicklung je Feinunze in US-Dollar Der Palladiumpreis ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, der von Platin blieb vergleichsweise stabil. Quelle:Bloomberg,CommerzbankResearch Platin Palladium 500 1000 1500 2000 2500 3000 2022 2021 2020 2019 2023 2024 SACHWERTE Edelmetalle 56 fondsprofessionell.de 2/2024 SPEZIAL FOTO: © PETER-PAUL WEILER, JULI FLÖTING
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