FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025
res Wachstum nanzieren lassen. Würden die USA lediglich durch Steueranreize Investitionen fördern, dann könnte deren Ertrag auf Dauer den Fehlbetrag nanzie- ren. Aber die Rechnung geht nicht auf, da die Regierung mit den Zöllen das eigene Wachstum schwächt. Deshalb werden die USA auf Dauer mit höherer Zins- und Schuldenlast Probleme bekommen. Das heutige Wachstum geht damit zulasten der künftigen US-Steuerzahler. Die US-Politik verschiebt die Rechnung für den heutigen Aufschwung nur in die Zukunft. Die Inflation in den Vereinigten Staaten verharrt weit oberhalb der Zwei-Prozent- Marke.Was bedeutet das für die US-Noten- bank und die Bürger? Schließlichwaren die gestiegenen Lebenshaltungskosten der vergangenen Jahre für viele ein wahlent- scheidender Faktor. Es gibt derzeit keinen Grund für die US- Notenbank, die Zinsen weiter zu senken – weder mit Blick auf die Preise noch auf die Wirtschaft. Da die Fiskalpolitik gleichzeitig expansiv ist und bleibt, muss die Geldpoli- tik eher gegensteuern, und genau das tut sie. Und wenn Trump versucht, die Fed poli- tisch auf Linie zu bringen? Wenn die Fed doch auf Druck von Trump hin die Zinsen senkt, müsste sie das kurze Zeit später als Fehler revidieren. Wenn Trump echte Eingriffe in die Unabhängig- keit der Notenbank anstrebt, bräuchte das eine Gesetzesänderung mit Zustimmung des Kongresses. Allein schon der Versuch würde wohl zu heftigen Reaktionen am Finanzmarkt führen. Die Zinsen langlau- fender US-Anleihen würden deutlich stei- gen, was für die Finanzierung des Staates und der Konsumenten genau das Gegen- teil des erwünschten Effekts hätte. China wollte die USA eigentlich überholen, hat jetzt aber vor allemmit eigenen Proble- men zu kämpfen. Ist China langfristig noch ein ernsthafter Konkurrent um den Titel der größtenWirtschaftsmacht? China wird die USA als Wirtschaftsmacht Nummer eins niemals ablösen, sofern nicht der US-Regierung selbst massive Feh- ler unterlaufen. China hat vor rund drei Jahren den Gipfel seiner Blüte erreicht. Die Wirtschaft wird in Zukunft deutlich lang- samer wachsen, und China wird seinen Anteil an der Weltwirtschaftsleistung nicht weiter ausbauen können. Im Gegenteil: Der Anteil dürfte eher sinken. Warum? Wegen der tiefgreifenden Probleme, allen voran die alternde Bevölkerung. Die Politik hat für den demogra schen Wandel kaum Vorsorge getroffen, die Geburtenrate bleibt sehr gering, und Einwanderung ist keine echte Option: Es gibt nicht die 300 Millio- nen Inder, Nigerianer oder Filipinos, die vor einem chinesischen Konsulat für ein » China wird die USA nie als Wirtschaftsmacht Nummer eins ablösen, sofern nicht der US-Re- gierung selbst massive Fehler unterlaufen. « Holger Schmieding, Berenberg FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 1/2025 129
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