FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025

Erhard Radatz leitet bei Invesco das Portfoliomanagement der Sparte „Quantitative Strategies“. Im Interview erläutert er, wie das Team Signale für seinen faktorbasierten Investmentansatz findet – und warum die Portfoliokonstruktion ein vernachlässigtes Feld ist. E s gab zweifelsohne Zeiten, in denen faktorbasiertes Investieren deutlich höher imKurs stand als heute.Wahrschein- lich sorgten die durchwachsenen Ergebnisse zahlreicher Faktor-ETFs in den vergangenen Jahren bei den Anlegern für Ernüchterung. Dabei lassen sich durchaus beachtliche Ergebnisse erzielen, wenn man in seiner Anlagestrategie systematisch Aspekte wie Bewertung (Value), Bilanzqualität (Quality) oder Momentum berücksichtigt. Das zeigt unter anderem das „Invesco Quantitative Strategies“-Team, das von Frankfurt, New York, Boston, Tokio und Melbourne aus rund 28 Milliarden US-Dollar in Multi- Faktor-Aktienstrategien verwaltet. Mit Bernhard Langer verließ zu Jahres- beginn der Mann Invesco, der dieses Team über viele Jahre als Chief Investment O cer (CIO) geleitet hat. Auch wenn Erhard Radatz als Global Head of Portfolio Management Langers Job nicht eins zu eins übernommen hat, steht nun doch er in der ersten Reihe. FONDS professionell lud ihn in die Kölner Redaktion zum Interview ein. Herr Radatz, Ihr Werdegang ist eher unge- wöhnlich: Sie haben theoretische Physik studiert – mutmaßlich nicht mit dem Ziel, Portfoliomanager zu werden, oder? Erhard Radatz: Im quantitativen Asset Ma- nagement haben Sie es mit Modellierung, Statistiken und Wahrscheinlichkeiten zu tun, da hilft ein naturwissenschaftlicher Hintergrund enorm. So selten sind Physi- ker in unserer Branche darum gar nicht. Aber Sie haben natürlich recht: Wenn es nach dem Abitur mein Ziel gewesen wäre, Fondsmanager zu werden, hätte ich nicht Physik studiert. Ich habe Stephen Hawking gelesen und war so fasziniert von seinen Theorien, dass ich sie bis ins Detail ver- stehen wollte – darum die Wahl meines Studienfachs.Die Inhalte der Forschung an der Uni haben mir dann aber doch nicht so zugesagt wie erhofft. Mit dem Studium fertig wurde ich dann mitten in der Finanz- krise. Damals merkte ich, wie viele gesell- schaftlich relevante Themen mit den Fi- nanzmärkten zusammenhängen. Um diese Welt von innen kennenzulernen, habe ich mich für ein Praktikum bei der DWS ent- schieden. Und wie das so ist, bleibt man eben hängen (lacht). Sie leiten seit einem Jahr das Portfolio- management der „Quantitative Strategies“- Sparte von Invesco. Wie groß ist dieses Team? Wir sind weltweit ungefähr 50 Kolleginnen und Kollegen, etwa die Hälfte davon sitzt in Frankfurt. Zu unterscheiden sind zwei Bereiche: das Research und das Portfolio- management. Im Research geht es vor allem darum, unsere Modelle weiterzuent- wickeln. Auch wenn ein Investmentprozess gut funktioniert und Alpha produziert, versuchen wir, ihn in kleinen Schritten immer weiter zu verbessern. Da geht es zum einen um mögliche Signale, also Daten, die uns helfen, das Potenzial einer Aktie einzuschätzen, aber auch um die Portfoliokonstruktion – ein meiner Mei- nung nach vernachlässigtes Feld. Wie meinen Sie das? „ Quants wie wir schauen sich gern Risiken an“ » Wir gehen keine großen Sektorwetten ein, sondern suchen innerhalb der Branchen die attraktivsten Titel. « Erhard Radatz, Invesco MARKT & STRATEGIE Erhard Radatz | Invesco 158 fondsprofessionell.de 1/2025

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