FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025

Aktienmärkte jedochmassiv eingebrochen. Grund für den Crashwar die Sorge, die von Trump verhängten Zölle, die geplanten Ausgabenkürzungen und die geopolitischen Unsicherheiten könnten die Konjunktur belasten. Welche Entwicklungen sehen Sie für die nahe Zukunft? Das ist eine schwierige Prognose. Einerseits verzeichnen die US-Unternehmen starke Quartalsgewinne, und die ohnehin sehr robuste Wirtschaft ist bisher weiter über- durchschnittlich gewachsen. Andererseits mehren sich die Anzeichen für eine bevor- stehende konjunkturelle Abkühlung. Man muss aber auch sehen, dass Trump ange- kündigt hat, die US-Wirtschaft etwa durch Bürokratie- und Regulierungsabbau zu be- leben. Ich denke schon, dass ihm das lang- fristig durchaus gelingen könnte. Immer- hin hat er mit Elon Musk sicherlich einen Berater gewählt, der etwas von E zienz versteht.Ob Trumps Plan, die Migration zu begrenzen, allerdings so klug ist, bezwei e ich. Die USA brauchen Arbeitskräfte, denn Häuser wollen gestrichen und Hotelbetten bezogen werden. Aber alles in allem geht die Welt nicht unter, nur weil Donald Trump das Präsidentenamt wieder innehat. Das bringt auch Chancen mit sich. Welche sehen Sie? Trump hat bei seinem Amtsantritt etwa erklärt, er wolle den Ukrainekrieg schnell beenden, und in dieser Hinsicht ist er ja tatsächlich sehr aktiv geworden. Wir sind jetzt im vierten Kriegsjahr.Die Russen kön- nen ihre Ziele nicht mehr erreichen. Die Ukraine kann die Gebiete auch nicht zu- rückerobern. Das Kriegsgeschehen muss endlich ein Ende haben, es muss dringend eine Lösung her. Außerdem sollten wir Europäer vielleicht auch überlegen, ob man in Amerika jetzt nicht Dinge angeht, die wir nachahmen könnten. Woran denken Sie dabei? In den vergangenen Jahren hat der Gesetz- geber in Brüssel das wirtschaftliche Wohl- ergehen der Europäischen Union zu stark vernachlässigt und andere Prioritäten ge- setzt. Man braucht ja nur einmal an den „European Green Deal“ zu denken. Inzwi- schen ist aber klar, dass man sich einen üppigen Sozialstaat, Klimaschutz und Ver- teidigung nur leisten kann, wenn die Wirt- schaft oriert. Diese Erkenntnis bricht sich gerade durch den Blick auf die USA in Europa so langsam Bahn. Trump hat wie gesagt Bürokratieabbau versprochen. Auch daran können wir Europäer uns ein Bei- spiel nehmen. Wenn Sie von Bürokratieabbau sprechen, haben Sie dann unter anderem auch den Finanzmarkt im Sinn? Selbstverständlich. Meiner Ansicht nach wäre es wichtig zu prüfen, ob nicht die ge- samte Mi d-Regulierung zurückgedreht werden sollte. Diese hat außer jeder Menge Bürokratie ohnehin nicht viel gebracht. Dasselbe gilt für die ESG-Berichterstattung für Unternehmen und die Nachhaltigkeits- präferenzabfrage in der Anlageberatung. Das ist viel bürokratischer Aufwand, der aber nur wenig Nutzen stiftet. Wechselnwir das Thema undwerfen einen Blick auf die jüngsten Entwicklungen in » Wir Europäer sollten überlegen, ob man in Amerika jetzt nicht Dinge angeht, die wir nachahmen könnten. « C h r i sto p h B r u n s , L o y s FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 1/2025 175

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