FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025

wenn beim Begriff künstliche Intelligenz sehr viele Leute auch teilweise falsche oder wenig akkurate Assoziationen haben. Viele Menschen haben im Zusammenhang mit KI schließlich auch Ängste und sehen Ge- fahren. Das liegt einfach daran, dass in der Populärkultur die KI oft negativ gesehen wird, obwohl die Methoden und die Tech- nologien, die wir derzeit haben, dieses Bedrohungspotenzial überhaupt nicht her- geben und auch niemand aktiv in diese Richtung geht. Viele Fondsgesellschaften werben damit, KI-Systeme zu nutzen – was ist heute schon möglich? David Striegl: Manchmal steckt tatsächlich vor allem viel Marketing dahinter. Einige Investmentgesellschaften haben bereits rein KI-gesteuerte Fonds. Wenn man diese Pro- dukte analysiert, zeigt sich, dass diese oft ei- ne unterdurchschnittliche Performance er- zielt haben. Woran liegt das, und was ist Ihr Schluss aus diesem Ergebnis? Striegl: Aus meiner Sicht ist Over tting sicher ein Thema. Wenn man Zeitserien über einen Zeitraum von zehn oder 20 Jahren hat, dann sind oft nur wenige Einzelereignisse wirklich wesentlich. Es kommt öfters vor, dass ein Modell dann zufällig gerade ein Ereignis richtig vorher- sagt und daraus einen Riesenvorteil zieht. Dieses Modell wird dann selektiert, obwohl es eigentlich rein auf Zufall aufgebaut ist. Das heißt, dass Einzelereignisse zu wichtig sind und man das Modell zu stark auf die Vergangenheit und ihre Spezialitäten fo- kussiert und dadurch Muster extrahiert oder Muster identi ziert, die in der Zu- kunft gar nicht mehr gültig sind. Das zwei- te Thema ist: Die Finanzmärkte sind sehr dynamisch, und durch einen Blick in den Rückspiegel kann man die Zukunft nicht prognostizieren. Eine KI kann im End- effekt nur vergangene Daten analysieren, und daraus Muster für zukünftige Entwick- lungen ableiten. Ähnlich wie ein Trendfolgemodell … Striegl: Im Wesentlichen ist es so. Aber der Finanzmarkt ist deutlich komplexer und dynamischer, Zusammenhänge verändern sich ständig, und da hat die KI schon große Probleme. Ein weiteres Thema ist der „Alpha-Zerfall“. Je mehr Akteure ein gewis- ses Alpha ausnutzen wollen, desto weniger wird es wert sein. Wenn man etwas ndet, wo Alpha vorhanden ist, dann werden das andere auch tun.Wenn das alle machen, ist kein Alpha mehr vorhanden. Das Alpha verschwindet sozusagen, je bekannter es wird. Ich bin der Meinung, dass rein KI- gesteuerte Fonds nicht die Zukunft sein werden. Es wird einige Hedgefonds geben – ich kenne die Industrie –, in die sehr viel investiert wird. Es wird Personal aufgebaut und Hunderte Millionen werden investiert, um damit eigene Institute zu installieren. » Deep Learning ist ein Teilgebiet des Machine Learnings und hat im Prinzip den Hype der letzten Jahre befeuert. « Ulrich Bodenhofer, FH Hagenberg FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 1/2025 193

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