FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025

Manager die Assets versteht und managen kann. Denn nur dann kann er auch Ren- dite realisieren. Welther: Seit Oktober vergangenen Jahres gelten die ELTIF-RTS, die technischen Durchführungsstandards. Schaffen sie die erhoffte Erleichterung, sodass die Produkte vomVertrieb angenommen werden? Lars Gentz (Walnut): Ich bezwei e, dass die Erleichterungen so stark sind, dass es nun einen Megaboost geben wird. Es besteht viel Potenzial, und es geht in die richtige Richtung. Aber im Vergleich zu anderen Assetklassen ist es deutlich aufwendiger, die Produkte zu den Anlegern zu bringen.Das steht im Kontrast zu Assets, die einfach über Trading-Apps gehandelt werden kön- nen. Da müssen wir einiges nachholen. Standardisierung hilft dabei, hier ist jedoch noch viel zu tun. Welther: Im ELTIF werden Langfristinvest- ments in ein vermeintlich liquides Vehikel verpackt. Das hat sich in der Vergangenheit häufig als Problem erwiesen. Was ist von demWiderspruch zu halten: Evergreen auf der einen Seite und Langfristinvestment auf der anderen Seite? Raluca Jochmann (Allianz Global Investors): Die Anlagen sind langfristig, und das beto- nen wir in unseren Gesprächen mit den Beratern. Es ist noch viel Aufklärung not- wendig, denn viele Berater und Privatanle- ger beschäftigen sich zum ersten Mal mit den Private Markets, den Immobiliensektor ausgenommen. Uns als Anbieter ist es sehr wichtig, dass alle Anleger und auch ihre Berater verstehen, dass es sich hier um lang- fristige Investments handelt. Nichtsdesto- trotz möchte der Vertrieb, dass diese Pro- dukte semiliquide sind, damit Anleger ge- gebenenfalls Anteile zurückgeben können. Welther: Welchen Stellenwert haben Private Markets in Ihren Gesprächen mit Beratern und, soweit Sie das beurteilen können, bei Privatanlegern? Frank Ulbricht (BCA): Einerseits ist in das Anlegerverhalten in den vergangenen fünf bis zehn Jahren eine gewisse Dynamik ge- kommen, zumal Trading-Apps die Geld- anlage erleichtern. Es wird mehr Risiko in Kauf genommen. Andererseits be nden sich die Private Markets erst in der Demo- kratisierungsphase. Vermögende Kunden investieren schon seit Jahren in diesem Be- reich. Aber bei den anderen Privatanlegern muss die Nachfrage über aktive Beratung und Aufklärung erst gescha en werden. Wir raten, Private Markets gerade wegen der Liquiditätsthematik beizumischen. Welther: Können Sie dazu eine Größenord- nung angeben? Ulbricht: Wir schlagen rund zehn bis 20 Prozent bei einem mittelgroßen Kunden vor, entweder über eine Einmalanlage oder indirekt über Sparpläne. Wichtig ist, dass die Kunden die Risiken kennen und auch das Liquiditätsthema verstehen. Denn im Zweifelsfall kann es für sie schwierig wer- den, schnell an ihr Geld zu kommen. Alexander Endlweber (FONDS professionell): In diesem Jahr investieren Institutionelle wieder mehr in Private Markets. Lohnt sich das kleinteilige Retailgeschäft für die Anbieter? Der Vertrieb ist schließlich teuer. Ulbricht: Mit dem ELTIF wollte die Politik gerade Privatanlegern die Möglichkeit ge- ben, in den infrastrukturellen Transforma- tionsprozess in Europa zu investieren. Wir sehen, dass sich der Markt nun entwickelt, sollten aber nicht davon ausgehen, dass der ELTIF gleich in ein boomendes Vertriebs- vehikel mündet. Das braucht seine Zeit. Abgesehen davon tun sich die Plattformen noch schwer damit, ELTIF-Zeichnungen abzuwickeln und zu verbuchen. » Wichtig ist, dass die Kunden die Risiken ken- nen und auch das Liqui- ditätsthema verstehen. « Frank Ulbricht, BCA Der promovierte Wirtschaftsjurist Frank Ulbricht ist seit 2012 Vorstand der BCA-Unternehmensgruppe, in der er die Bereiche Investment, Finanzen, Personal und Nachhaltigkeit verantwortet. Außerdem ist Ulbricht Vorstandsvorsitzender der BCA-Tochter Bank für Vermögen und hier für die Marktfolge verantwortlich. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 1/2025 211

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