FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025
Regensburger: Es ist schwierig, rein mit Pri- vatinvestoren zu starten. Deswegen ist das Thema Seed Money zur Anschub nanzie- rung eines Portfolios relevant. Generell ist die Frage, mit welchem Geschäftsmodell und mit welchem zeitlichen Horizont ein Anbieter das Privatkundengeschäft betreibt. Schauen wir uns die klassische Lebens- und Rentenversicherung an.Damit bewegt man 30 bis 35 Millionen Bundesbürger. Würde jeder 50 oder 100 Euro monatlich zusätzlich in einen ELTIF investieren, wäre das schon ein belastbares langfristiges Geschäft mit kontinuierlichemWachstum. Werner: Damit ein Fonds breit diversi ziert und für alle Beteiligten pro tabel ist, muss er mindestens eine halbe Milliarde groß sein. Ab dieser Größe ist auch das Risiko beherrschbar. Bei kleineren Portfolios könnte der negative Verlauf eines einzelnen Assets den gesamten Fonds in zieren. Endlweber: Der Vertriebwill, dass der ELTIF immer liquide ist, obwohl es das Produkt eigentlich gar nicht hergibt. Sehen Sie mit der Erfahrung aus früheren Sachwert- investments nicht einen Webfehler in der Konstruktion? Jochmann: Alle Marktteilnehmer gehen davon aus, dass es eine stetig wachsende Nachfrage geben wird. Ich glaube nicht, dass der Bedarf an Evergreen-Fonds rein da- durch getrieben ist, dass der Vertrieb damit den Anlegern falsche Ho nungen machen möchte. Für Privatanleger ist es komplizier- ter, die Investitionen für viele Jahre im Voraus zu planen. Aber wenn man tatsäch- lich langfristig investieren und vielleicht für die Rente ansparen will, wieso soll man nicht einen Anteil für zehn Jahre plus in einer illiquiden Anlage halten, wenn man die Liquidität nicht braucht? Werner: Der typische ELTIF-Anleger müsste eigentlich schon ein breites Portfolio mit Aktien, ETFs, Anleihen, Termingeldanlagen und vielleicht Immobilienfonds haben. Zwischen zehn und 20 Prozent ist die Quote, in der sich Alternative Investments bei erfahrenen Anlegern typischerweise bewegen. Die ELTIF-2.0-Verordnung hätte diese Fonds zu einem „Stangenprodukt“ machen müssen, damit es imVertrieb deut- lich einfacher ist in dem Sinne, dass man sich mit der Produktkategorie auskennt, wenn man einmal den ELTIF als Produkt verstanden hat. Das ist leider daneben- gegangen. Jetzt gibt es eine breite ELTIF- Landschaft, und der Vertrieb ist natürlich gefordert, den Kunden bedarfsgerecht und angemessen zu beraten. Endlweber: Dass ELTIFs von ihremWesen her langfristig und nicht täglich verfügbar sind, hat auch positive Effekte, oder? Werner: Wir empfehlen grundsätzlich, dass ein ELTIF mindestens drei bis fünf Jahre gehalten wird. Wir haben aber vorzeitige Kündigungsmöglichkeiten. Das hat einen psychologischen E ekt bei den Anlegern. Sie brauchen das Geld zwar nicht, aber wenn etwas passiert, kommen sie relativ zügig an das Kapital. Bevor man den ELTIF aber tatsächlich zurückgibt, sollte man sich das Portfolio ansehen. Ist der ELTIF das Produkt, das man als Erstes liquidieren soll- te, wenn er gut performt? Davon gehe ich nicht aus. Es sei denn, es gibt einen Fehler innerhalb des gesamten Portfolios. Regensburger: Es schadet den Anlegern manchmal nicht, wenn sie erst mal nicht auf die illiquiden Assets zurückgreifen kön- nen. Denn oft hilft es, Phasen, in denen ein Markt einbricht, auszusitzen, dabei zu bleiben und abzuwarten. Dass der Kunde nicht schnell und überhastet aussteigen kann, ist ein Schutz der Investition. » Die Demokratisierung der Private Markets wird in diesem Markt erst Transparenz schaffen. « Raluca Jochmann, Allianz Global Investors Die Ökonomin Raluca Jochmann arbeitet seit 14 Jahren bei Allianz Global Investors. Seit Januar 2020 ist sie Head of Private Markets Solutions. Jochmann verantwortet die Entwicklung und Bereitstellung von Private- Markets-Investmentlösungen für Investoren. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH SACHWERTE Roundtable | Private Markets 212 fondsprofessionell.de 1/2025
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