FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025

Gentz: Der Private Markets-Anteil kann der Ruhepuls-Geber im Portfolio sein. Quasi der Schutz des Anlegers vor sich selbst. Endlweber: Wie großmuss ein Anlegerport- folio mindestens sein, damit Private-Mar- kets-Produkte darin ihren Platz finden? Werner: Ich sehe das eher bei Vermögende- ren und nicht bei den Kleinanlegern. Welther: Was passiert, wenn das Vertrauen in die gesamte Branche in Mitleidenschaft gerät und eine Fluchtbewegung einsetzt, die Massenkündigungen auslöst? Was hel- fen dann noch Rückgabelimits, und wie wird damit umgegangen? Droht nicht ein Windhundrennen, wenn institutionelle Investoren dabei sind, die schnellere Entscheidungen fällen? Jochmann: Im ELTIF sind alle Anleger gleichberechtigt. Wenn es Rücknahme- fristen und Limits gibt, gelten sie für alle Investoren gleichermaßen. In unserem Pro- dukt werden alle Rücknahmeanträge pro rata behandelt, und falls sie zu groß sind, werden sie einfach in das nächste Quartal zurückgestellt. Zur Frage, was passiert, wenn es einen Run auf die Branche gibt: Ich kann nicht in die Zukunft sehen, aber vermutlich ist das in Krisensituationen der Fall, wenn die Fonds stark an Wert verlie- ren. Bei einer positiven Performance wird man sie nicht zuerst verkaufen, wenn die Aktien an den Börsen an Wert verlieren. Werner: Was ist denn „die Branche“ beim ELTIF? Immobilienfonds sind ganz klar einer Branche zugeordnet, Einzelaktien oder Aktienfonds in einem bestimmten Sektor ebenfalls. Der ELTIF kann aber in ganz unterschiedliche Branchen und Märk- te investieren. Welther: Welche Unterschiede zwischen Produkten der Private und der Public Mar- kets lassen sich dingfest machen? Gentz: Wir haben uns bewusst die Nische der Sachwertinvestments ausgesucht, weil es in diesem Bereich keine Lösung gibt, die den Vertrieb bestmöglich unterstützt. Es geht um die komplexen Wege der Bera- tung, die für die jeweiligen Produkte teil- weise unterschiedlich sind. Welther: Das gilt aber gleichermaßen für Produkte der Public Markets. Gentz: Ja, aber da ist schon eine gewisse Standardisierung passiert. Die Beratung und Vermittlung oder der Kauf dieser Produkte gehen deutlich leichter von der Hand. Bei den Sachwertprodukten sind die Anforderungen, beispielsweise was die Ab- frage der Daten betri t, sehr unterschied- lich. Die Anbieter bestehen zum Beispiel darauf, dass Kenntnisse und Erfahrungen der Anleger exakt so abgefragt werden, wie sie es jeweils wollen. Sonst gilt die Zeich- nung nicht. Das gibt es im Public-Bereich in dieser Form nicht. Welther: Vereinfachen die RTS eine mögli- che Standardisierung? Oder haben sie es noch komplizierter gemacht? Gentz: Es ist nicht einfacher geworden. Es wurden bestimmte Hürden herabgesetzt, allerdings baut jeder seine eigenen Lösun- gen. Es sollte aber einen Standard geben, den alle nutzen. Welther: Davon sind wir weit entfernt. Die RTS ermöglichen jedemAnbieter eine ganz individuelle Kombination aus Zeichnungs- fristen, Kündigungsfrist, Rücknahmefenster und Rücknahmelimit. Das heißt, im Prinzip haben Sie es mit lauter Unikaten zu tun – das ist das Gegenteil von Standardisierung. Gentz: Richtig, wir versuchen aber bei den Häusern eine beratende Funktion einzu- nehmen. Aktuell arbeiten wir an einem Standardzeichnungsschein, den alle Anbie- ter nutzen können. » Wir könnten gemeinsam planen, wie wir die Digitalisierung voll ausnutzen. « Lars Gentz, Walnut Der IT-Profi Lars Gentz ist Geschäftsführer von Walnut. Das Fintech-Unternehmen, eine Tochtergesellschaft der Munich Private Equity, entwickelt B2B-Softwarelösungen für den digitalen Vertrieb von Sachwertinvestment- fonds. Das Onlineberatungstool „Walnut Live“ ist seit 2019 im Einsatz. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH SACHWERTE Roundtable | Private Markets 214 fondsprofessionell.de 1/2025

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