FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025
Palette mit Fonds der besten Manager auf- zustellen, die zugleich sehr niedrige Gebüh- ren aufweisen. Denn das ist meiner Mei- nung nach das große Rätsel dieser Bran- che: Wie ist es gelungen, die beiden Märkte für institutionelle Investoren und Privat- anleger über all die Jahre so sauber von- einander getrennt zu halten? Im institutio- nellen Geschäft gibt es sehr günstige Anla- geprodukte, die verlässlich Alpha liefern – in der Retailwelt kamen die aber nie an. Das wollen wir ändern. Dass die Anteilsklassen für institutionelle Investoren günstiger sind, ist allerdings kein Geheimnis. Kornmayer: Ja, aber die Dimension war selbst mir nicht bewusst. Bei einem klas- sischen Fonds gibt es typischerweise eine Retail-Anteilsklasse, die rund 1,5 Prozent im Jahr kostet. Daneben ndet sich eine Clean-Share-Tranche mit vielleicht 0,9 Pro- zent und eine Insti-Anteilsklasse für 0,7 Pro- zent. Es gibt daneben aber Strategien, die nur 0,15 bis 0,35 Prozent kosten. Und das sind keine passiven Mandate, sondern aktiv gemanagte Fonds! Ein Beispiel: Der MSCI World gilt vielen Branchenkennern als quasi unschlagbar. Allianz Global Investors bietet schon seit 1998 eine Strategie an, die seither vor Kosten eine Outperformance von 1,4 Prozentpunkten per annum abge- liefert hat.Wenn Anleger dafür 0,3 Prozent zahlen, bleibt unterm Strich ein dickes Alpha übrig. Dann habe ich plötzlich Index plus Outperformance imDepot und nicht mehr Index minus Kosten. Haas: Im institutionellen Geschäft gelingt es übrigens den meisten guten Asset Mana- gern, mit klassischem diskretionärem Fondsmanagement nach Kosten Alpha zu erzeugen. Die haben aber auch keine zwei Prozent Gebühren zu stemmen, sondern einen Bruchteil davon! Diese traditionell gemanagten Fonds haben naturgemäß gute und schlechte Jahre, auf lange Sicht ist der Erfolgsausweis aber gar nicht so schlecht. Daneben gibt es allerdings eine Reihe von Quant-Strategien, denen es mit fast schlafwandlerischer Sicherheit gelingt, Jahr für Jahr ihre Benchmark zu schlagen. Nach genau solchen Ansätzen suchen wir. Kornmayer: Das sind also keine günstigen Versionen der Produkte, die man in der Retailwelt schon kennt, sondern tatsächlich andere Strategien. Haas: Wobei der Unterschied gerade zu verschwimmen beginnt, und zwar im Seg- ment der aktiven ETFs. Da gibt es einige interessante Ansätze, bei denen bewährte quantitative Investmentprozesse in ihrer Aggressivität heruntergeregelt werden, um sie ETF-tauglich zu machen. Dort ndet sich eine gewisse Ähnlichkeit zu den er- wähnten Produkten aus der institutionel- len Welt. Wieso gab es nicht viel früher schon Initia- tiven, solche „Gut und günstig“-Fonds einem breiteren Publikumzugänglich zumachen? Haas: Vereinzelte Versuche gab es schon. Ich erinnere mich an eine Großbank aus Zürich und eine Privatbank aus Genf, die vor grob fünf Jahren unabhängig vonein- ander versuchten, ihren Wealth-Manage- ment-Kunden eine günstige Palette hoch- qualitativer Fonds anzubieten. Branchen- weit hielt die Mauer zwischen billigen, rein » Ein Asset Manager hat für uns eine Anteilsklasse geöffnet, bei der das Mindestinvestment normalerweise bei 250 Millionen Euro liegt. « Georg Kornmayer, Fondsnet FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 1/2025 297
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