FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025
ders wichtige Rolle, aber auch Thies’ Team setzt teils ETFs, Derivate und Einzeltitel- segmente interner Aktien- und Rentenspe- zialisten ein. Dabei konkurrieren interne und externe Fonds miteinander. Der passende Vergleich In einem ersten Schritt grenzen die An- bieter üblicherweise die Peergroup ein. Hier liefern Kategorien etwa von Mor- ningstar oder Lipper einen Ausgangspunkt, diese werden aber oft durch eigene De ni- tionen verfeinert. „Die Peergroups sind uns meist viel zu grob“, erläutert Bernd Poegel, Leiter Fondsresearch bei der Deka, dessen Team mit sehr viel di erenzierteren Ver- gleichsgruppen arbeitet. Der Münchner Spezialist Fondsconsult unterscheidet gar rund 160 Vergleichsgruppen sowie spe- zielle Themen-Peergroups. Steht der richtige Vergleichsmaßstab, geht es in die quantitative Vorauswahl. Sie reduziert das Universum der potenziellen Zielfonds je nach Anbieter von teils mehr als 15.000 Fonds auf eine engere Auswahl. In der Regel kommt hier ein Scoring- modell mit unterschiedlich gewichteten Faktoren zum Einsatz: Bei Allianz Global Investors ießt etwa die Wertentwicklung mit 65 Prozent ein, Risikokennzahlen ma- chen zehn Prozent aus und risikoadjustier- te Performancekennzahlen 25 Prozent. Ein ähnliches Multi-Faktor-Modell nutzen auch die Fondsselektoren von Union In- vestment. Die Selektorenteams analysieren ein brei- tes Spektrum an Anlageklassen und Strate- gien. „Dabei geht es uns insbesondere da- rum, Strategien zu kombinieren, die etwas Besonderes zu bieten haben“, erklärt Union- Experte Schmidt. Er wählt bevorzugt aktive Manager aus, die nicht zu nah an der Benchmark agieren. Gerade die Kombina- tion verschiedener aktiver Manager über den Portfoliokonstruktionsprozess bietet laut Schmidt Diversi kationse ekte. Beson- ders wichtig seien das Zusammenspiel und die Interaktion der selektierten Strategien. „Wir mögen Fonds, bei denen die Manager klare Meinungen entwickeln und aktive Positionen eingehen“, erklärt auch Thies. Die quantitative Analyse reduziert die infra- ge kommenden Fonds deutlich, bei Allianz Global Investors etwa um rund 90 Prozent auf rund 1.500 Fonds. Persönlicher Eindruck zählt Dann geht es in der qualitativen Analyse an die engere Auswahl. Wichtigen Input dafür liefern in der Regel umfangreiche Fragenkataloge, in der Branche „RfP“ genannt – die Abkürzung für „Request for Proposal“. Dort beantworten die Fondsan- bieter detaillierte Fragen zu Organisation, Prozessen und Risikomanagement. Allianz Global Investors nutzt dazu eine rmen- eigene Datenbank, die diese Fragenkataloge automatisch an die Anbieter sendet und die Antworten ins System lädt. Ähnlich gehen andere Dachfondsmanager vor. Besonders wichtig sei auch der persönli- che Austausch, betont Union-Investment- Experte Schmidt: „Wenn uns eine Strategie interessant erscheint, folgen Interviews mit den verantwortlichen Fondsmanagern.“ Diese führt das Team bei Union Invest- ment bevorzugt in Präsenz, ergänzt um Onlinemeetings. Weitere Interviews in regelmäßigen Abständen folgen später auch bei den Zielfonds, die es tatsächlich ins Portfolio gescha t haben. Bei Fondsconsult führen die Analysten pro Jahr rund 600 Gespräche, erklärt Jan Richter. „Wichtige Aspekte sind dabei Erfahrung, Stabilität und Kontinuität sowie die Nachvollziehbarkeit des Prozesses“, sagt der Analyst. Die Investmentbewertung soll grundsätzlich aufzeigen, ob der Erfolg der vergangenen Leistung eher zufällig war oder auf einem konsistenten Ansatz basiert und somit systematisch fundiert ist.Neben Portfoliomanagement und Investment- prozess werden auch Risikomanagement, Compliance und die wichtigsten operati- ven Prozesse analysiert. Umgang mit Schwächen Hat es ein Fonds erst einmal in die enge- re Auswahl gescha t, wird er nicht bei der ersten Performanceschwäche ausgetauscht: „Wenn sich ein Fonds in einer Marktphase imVergleich zu seiner Benchmark oder sei- ner Vergleichsgruppe schwächer entwickelt, ist das für uns kein Grund, ihn sofort aus- Jörg Schmidt, Union Investment: „Uns geht es insbesondere darum, Strategien zu kombinieren, die etwas Besonderes zu bieten haben.“ Bernd Poegel, Deka Investment: „Wir werden hellhörig, wenn sich im Management oder am Prozess etwas ändert.“ VERTRIEB & PRAXIS Fondsselektion 312 fondsprofessionell.de 1/2025 FOTO: © AXEL GAUBE | UNION INVESTMENT, FRITZ PHILIPP | DEKA
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