FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025

Plötzlich modern Die Postbank möchte nach turbulenten Jahren wieder zur Ruhe kommen. Sie schließt zwar weiterhin Standorte, rüstet aber auf der anderen Seite digital kräftig auf. D ie inzwischen 15-jährige gemeinsame Historie der Postbank und der Deut- schen Bank ist von zahlreichen Aufs und Abs gekennzeichnet. Ein unrühmlicher Höhepunkt war sicherlich die missglückte Migration der Postbank-Systeme auf die Technik der Deutschen Bank. Sie hielt die Kunden, die Mitarbeiter und auch die zu- ständigen Vorstände – bis hin zum obers- ten Konzernchef Christian Sewing – 2023 und teilweise noch 2024 auf Trab. Zwischenzeitlich sah sich sogar die Bankenaufsicht genö- tigt, einzugreifen. Anfang 2025 ist das Thema laut Presseabteilung der Deutschen Bank, die die Kommunikation zur Postbank übernommen hat, jedoch „Schnee von gestern“. In den Frankfurter Zwillingstürmen spricht man angeblich nicht mehr darüber. Nach dem großen, nicht unbe- dingt positiven Medienecho auf die Schwierigkeiten investierte der Konzern in erheblichem Maß in Manpower und Technik bei der Postbank. Das scheint sich ausgezahlt zu haben. „Seit Jahresbeginn haben uns keine entsprechenden Kunden- beschwerden in Baden-Württemberg mehr erreicht“, sagt Niels Nauhauser, der zustän- dige Abteilungsleiter bei der Verbraucher- zentrale Baden-Württemberg. Filialabbau Ob dies jedoch so bleiben wird, ist unge- wiss. Denn derzeit setzt die Postbank die vor zwei Jahren angekündigte Schließung von rund 230 der bis dato 550 Filialen hier- zulande um.Der Abbau soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Zudem kündigte das Institut an, seine Bankdienstleistungen künftig nicht mehr in den rund 1.800 Partner lialen der Deut- schen Post anzubieten. Der Ser- vice, der von Schreibwarenläden oder Einzelhändlern angeboten wurde, läuft bis Ende dieses Jah- res schrittweise aus. Nachdem die negative Presse erst einmal durch ist, widmet sich die blau-gelbe Bank jetzt wieder positiv besetzten Themen. Rund 120 der verbleibenden Standorte baut man derzeit zu sogenannten Beratungs lialen » Seit Jahresbeginn erreichten uns keine Beschwerden mehr. « Niels Nauhauser, Verbraucher- zentrale Baden-Württemberg Die „Postbank Lounge“ dient als Multifunktionszone. Hier können Kunden das Onlinebanking auspro- bieren oder sich beraten lassen. Auch Informations- oder Kulturver- anstaltungen können hier stattfinden. Die Historie: Postbank & Deutsche Bank 2004 brachte Klaus Zumwinkel, damals Chef der Deutschen Post, die Postbank an die Börse. Im Februar 2009 übernahm die Deutsche Bank 22,9 Prozent der Postbank-Aktien. 2012 besaß der Konzern bereits knapp 94 Prozent der Anteile und beherrschte damit die blau-gelbe Bank. 2015 erfolgte ein Delisting der Aktie. 2018 wurde das Institut schließlich mit dem Privat- und Fir- menkundenbereich der Deutschen Bank verschmolzen. Seit dem Jahr 2020 ist die Postbank als „Postbank – eine Niederlassung der Deutsche Bank AG“ im Handelsregister eingetragen. BANK & FONDS Postbank 398 fondsprofessionell.de 1/2025 FOTO: © POSTBANK

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