FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025
nanzierung am deutlichsten spüren. Der hohe Fragmentierungsgrad verhindere, dass die deutschen Institute so pro'tabel wer- den können wie die Wettbewerber aus der Eurozone, meinen die Consultants. Dort liegt die durchschnittliche Eigenkapital- rendite bei 8,7 Prozent, rund 2,5 Punkte über demWert der deutschen Geldhäuser. „Besonders kleine Institute bleiben chro- nisch ertragsschwach und würden von einer Konsolidierung pro'tieren“, heißt es in der Bain-Studie. MARCUS HIPPLER FP Walter Sinn | Bain & Company „ Margenträchtige Geschäftsfelder“ Bankenexperte Walter Sinn, Managing Partner von Bain & Company in Frankfurt, im Interview mit FONDS professionell über „normalisierte“ Nettozinsmargen und lukrative Nischen für die Geldhäuser. D er Betriebswirt und ehemalige Deutsch- Banker Walter Sinn berät seit über 30 Jahren Finanz- dienstleister. Er ist Autor der Studie „Deutschlands Ban- ken 2024: Rendite steigt – zur Aufholjagd bereit?“. Herr Sinn, welche Erkennt- nis aus der Studie hat Sie persönlich am meisten überrascht? Walter Sinn: Bemerkenswert ist, dass deut- sche Banken in puncto E zienzsteigerung inzwischen auf Augenhöhe mit dem europäischen Durchschnitt liegen. Dies zeigt, dass die Sparmaßnahmen und die Optimierung von Prozessen in den letz- ten Jahren erfolgreich waren, wenngleich hier für ganz Europa noch signi'kantes Verbesserungspotenzial besteht. Weniger überraschend ist der weitere Nachhol- bedarf in Bezug auf Kapitale zienz und Rentabilität in Deutschland, auch be- dingt durch die systemisch sehr hohe Fragmentierung des hiesigen Marktes. Warum haben Banken von den gestiege- nen Zinsen profitiert? Können Kreditinsti- tute bei einem höheren Zinsniveau höhe- re Margen besser „verkaufen“ respektive „verstecken“? Banken pro'tierten zuletzt vor allem von der hohen Zinsänderungsgeschwindig- keit – sie konnten dabei hö- here Zinssätze auf ihr Risi- kokapital verdienen, wäh- rend die Re'nanzierungs- kosten insbesondere über Einlagen nur langsam ge- stiegen sind. In Summe bedeutet dies eine kurzfris- tig höhere Nettozinsmarge. Mittelfristig wird sich diese allerdings wieder „normalisieren“. Klar ist aber auch: Die Marge fällt absolut gese- hen für den Endkunden bei einem hö- heren Zinsniveau weniger ins Gewicht. An welcher Stellschraube müssen Ban- ken hierzulande drehen, um hinsichtlich der Eigenkapitalrendite an den europäi- schen Durchschnitt heranzukommen? In der Studie identi'zieren wir mehrere Stellhebel, die Banken nutzen können. Zum einen geht es darum, die Kapital- allokation zu verbessern, was einen Fokus auf margenträchtige Geschäftsfelder und die Optimierung der Kapitalbindung durch aktives Bilanzmanagement um- fasst. Ein weiterer Hebel ist die Steige- rung der operativen Exzellenz, die durch systematische Komplexitätsreduktion, eine Ende-zu-Ende-Prozessoptimierung und kommerzielle Beschleunigung er- reicht werden kann, um das volle Kun- denpotenzial auszuschöpfen. Zudem spielen Wachstum und Bewertung eine zentrale Rolle, etwa durch den Ausbau zukunfts- und margenträchtiger Ge- schäftsfelder wie ESG oder Beyond Ban- king – also über das Bankgeschäft hinaus- gehende Leistungen – sowie durch die übergreifende Skalierung und Konsoli- dierung der deutschen Bankenlandschaft mittels Fusionen und Übernahmen. All diese Maßnahmen sollten durch einen konsequenten Technikeinsatz einschließ- lich der Nutzung von KI begleitet wer- den, um die Potenziale möglichst e - zient und skalierbar zu realisieren. Würden Sie jungen, kapitalkräftigen Unternehmern im aktuellen Umfeld eigentlich noch dazu raten, eine eigene Bank zu gründen? Das gegenwärtige Marktumfeld bietet zwar Chancen durch das höhere Zins- niveau, stellt jedoch gleichzeitig hohe regulatorische und technologische An- forderungen. Neueinsteiger müssten sich insbesondere auf digitale Geschäfts- modelle fokussieren und sich zudem zu Beginn auf klar de'nierte Nischen spe- zialisieren, um sich von etablierten Wett- bewerbern abzusetzen. MARCUS HIPPLER FP Walter Sinn, Bain: „Die Sparmaßnahmen waren erfolgreich.“ BANK & FONDS Geschäftsentwicklung 406 fondsprofessionell.de 1/2025 FOTO: © BAIN & COMPANY
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