FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025
Grüner Score Berater von nachhaltig orientierten Anlegern stehen oft vor einem Problem: Welche Produkte erfüllen die Wünsche ihrer Kunden? Das DIN-Institut hilft mit einer neuen Finanznorm für eine ESG-Skala. A nlageberater und Versicherungsver- mittler müssen seit August 2022 die sogenannten Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden erheben. Im Zentrum steht die Frage, ob und in welchemMaße Anle- ger bei ihren Investments ökologische oder soziale Aspekte berücksichtigt wissen möchten.Diese Abfrage gilt als sperrig und ist bei vielen Beratern unbeliebt, bereitet aber immerhin technisch keine allzu gro- ßen Probleme mehr, auch dank entspre- chender Anleitungen und Softwarelösun- gen (siehe FONDS professionell 4/2023, Seite 272). Auch das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat vor drei Jahren ein entsprechendes Zusatzmodul zu seiner Finanzanalyse eingeführt (siehe auch den Kasten auf Seite 424). An einer anderen Stelle aber klemmt es nach wie vor: Wie lassen sich die Wünsche der Kunden mit dem vorhandenen Pro- duktangebot erfüllen? Um dieses Problem zu lösen, verö entlichte das DIN-Institut Ende Februar eine neue Norm namens DIN 77236-2 „Nachhaltigkeitsscoring für Finanzprodukte – eine standardisierte Vor- gehensweise zur Einordnung von Finanz- produkten anhand von Nachhaltigkeits- merkmalen“.Diese Norm, die zunächst nur auf Fonds und Versicherungen anwendbar ist, richtet sich an Produktgeber, aber auch an Berater. Die Redaktion erläutert die Systematik. Beirat der Bundesregierung Der für Finanzthemen zuständige Ar- beitsausschuss beim DIN-Institut musste für das Projekt nicht auf der grünen Wiese beginnen. Der Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung hat im Februar 2024 Vorschläge für eine „ESG-Skala“ für Finanz- produkte vorgelegt. „Die vom Beirat vor- geschlagene Skala umfasst sechs Stufen von A bis F, wobei nur Produkte mit einem sehr hohen Anteil an nachhaltigen Invest- ments ein A bekommen und F die Pro- dukte bezeichnet, die nicht nachhaltig sind oder zumindest keine Angaben dazu ma- chen“, berichtet Michael Schmidt, der Mit- glied des Beirats war und auch als stellver- tretender Obmann im Arbeitsausschuss für die DIN 77236-2 tätig ist. „Die Skala ist eine sehr gute Idee, aber sie ist nicht ‚ope- rationalisiert‘ und de niert nicht, ab wel- chem Prozentsatz nachhaltiger Investments ein Produkt in welche Stufe gehört. Das ermöglicht die DIN 77236-2“, so Schmidt weiter, der auch Mitglied im Vorstand des Bundesverbands der Investment Professio- nals in Deutschland ist (DVFA). Sieben Präferenzen Die neue Norm setzt auf der erwähnten Nachhaltigkeitspräferenzabfrage auf, die den ersten Teil der DIN 77236 darstellt. Mit ihrer Hilfe lässt sich ermitteln, ob ein Anleger bei seinen Investments grundsätz- lich ESG-Aspekte oder „nachteilige Auswir- » Die vom Beirat vorgeschlagene Skala umfasst sechs Stufen von A bis F. « Michael Schmidt, DVFA Das DIN-Institut in Berlin hat zwi- schen 2019 und 2022 drei Finanz- normen veröffentlicht. Anfang des Jahres ist eine weitere dazugekom- men: die DIN 77236-2 „Nachhaltig- keitsscoring für Finanzprodukte“. Nachhaltigkeit 422 fondsprofessionell.de 1/2025 FOTO: © NMANN77 | STOCK.ADOBE.COM STEUER & RECHT
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