FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2025

je Präferenz auf Basis von Marktbeobach- tungen festgelegt hat: So kann etwa ein Finanzprodukt, das Umweltziele gemäß der strengen Taxonomieverordnung ver- folgt und somit für Kunden mit der Präfe- renz 1 in Frage kommt, nur ein A bekom- men, wenn mindestens 25 Prozent der Investments einen „wesentlichen Beitrag zu Umweltzielen“ leisten. „Die 25 Prozent hat der Ausschuss ge- wählt, weil es am ganzen Markt schlicht so gut wie keine Fonds gibt, die höhere Antei- le haben“, berichtet Möller.Hat ein Produkt in Präferenz 1 zwischen 2,5 und zehn Pro- zent an taxonomiekonformen Investments, bekommt es ein C. Hat es nur ein Prozent solcher Investments, bleibt es in D. „Damit sind alle Produkte der Kategorie D für Kunden geeignet, die laut Präferenzabfrage allgemein Nachhaltigkeit oder PAIs berück- sichtigt haben möchten. Diese Kunden können natürlich auch Produkte der Kate- gorie C bis A wählen. Für Kunden, die einen höheren Anteil nachhaltiger Invest- ments wünschen, kommen die Scores C bis A in Frage“, so Möller. Fondspolicen als Sonderfall Bei Versicherungsanlageprodukten gibt es speziellere Regeln, da bei ihnen das Si- cherungsvermögen bewertet werden muss. Ferner muss berücksichtigt werden, dass eine Fondspolice mehrere Fonds umfassen kann. Die Gesamtnote der Police ergibt sich aus dem gewichteten Durchschnitt der Mindestanteile an ESG-Anlagen in den jeweiligen Fonds. Das Ergebnis wird dem Kunden mithil- fe einer Gra k mitgeteilt, die für A bis D grüne Farbtöne vorsieht – inklusive einer Kurzbeschreibung der Scores. In einem Er- läuterungstext muss der Berater außerdem angeben, in welcher Präferenz der Score erzielt wurde und ob dieser auf tatsächli- chen oder geschätzten Quoten beruht. Keine Wartezeit Ein praktisches Problem besteht aber noch: Bislang ist o en, wann eine Soft- warelösung auf den Markt kommt,mit der Berater die Logik der neuen Norm be- quem im Arbeitsalltag anwenden könnten. Bis es so weit ist, müssen sie sich eine ent- sprechende Auswertung selbst erstellen, etwa mit Excel.Hinzu kommt eine weitere Unsicherheit: Die O enlegungsverordnung soll perspektivisch grundlegend überarbei- tet werden (siehe FONDS professionell 4/2024, Seite 436).Welche Änderungen die Neuordnung bringen wird, lässt sich noch nicht absehen.Möller zufolge war es jedoch keine Option, diesen Prozess abzuwarten. Sein Argument: Die Berater brauchten jetzt eine Hilfestellung, nicht erst in ein paar Jahren. JENS BREDENBALS FP Nachhaltige DIN-Analyse Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat 2022 ein Zusatzmodul zur DIN 77230 Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte erarbeitet, das die Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen beinhaltet – sie ist nun Teil 1 der DIN 77236. „Der Fragenkatalog orientiert sich zwar an der komplexen ESG-Regulatorik der EU-Kommis- sion und erfüllt ihre Anforderungen, hangelt sich aber nicht an ihr entlang“, erklärt Klaus Möller, Obmann des DIN-Ausschusses und Vorstand des Norm-Initiators Defino Institut. Kunden würden diese nicht verstehen. Stattdessen werde allge- mein verständlich erfragt, ob und wie ein Kunde bei der Geldanlage oder der Altersvorsorge das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigen möchte. Insgesamt sieben Fragen sollen den Berater zum Ziel führen – nachdem grundsätzlich der Informationsbedarf des Kunden zu ESG erörtert wurde. Frage 1 soll zunächst klären, ob Kunden überhaupt ESG-Aspekte berücksichtigt haben möchten. Wenn nicht, geht es direkt zur Schlussfrage, ob dennoch vielleicht Aus- schlüsse (etwa Atomkraft) gewünscht sind. Die Fragen 2 und 3 befassen sich damit, ob Kunden bei der Anlage Schwerpunkte wie Umwelt oder soziale Themen setzen möchten und ob sie innerhalb dieser Aspek- te bestimmte Einzelthemen favorisieren. Mit Frage 4 wird entschieden, wie intensiv die Nachhaltigkeitsaspekte umgesetzt werden sollen. Frage 5 klärt, wie hoch der Anteil solcher Investments im Kundenportfolio sein soll. Punkt 6 fragt, ob nur in Unternehmen inves- tiert werden soll, die schon nachhaltig arbeiten, oder auch in solche, die das vorbereiten. Im letzten Punkt wird nach Ausschlüssen gefragt, darauf folgt die Ergebnisdarstellung. » Für Kunden, die einen höheren Anteil nach- haltiger Investments wünschen, kommen die Scores C bis A in Frage. « Klaus Möller, Defino STEUER & RECHT Nachhaltigkeit 424 fondsprofessionell.de 1/2025 FOTO: © STEPHAN WIELAND | DEFINO

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=