SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2025

aus einer intrinsischen Motivation dem Thema widmen, weil sie nicht in alte Tech- nologien und fossile Energien, sondern ge- zielt zukunftsorientiert investieren wollen. Welther: Wie schätzen Sie die Auswirkun- gen der aktuellenwirtschaftlichen und geo- politischen Lage ein? Brummt der Markt oder gibt es Probleme? Markus Voigt (Aream): Der Markt für die Erneuerbaren entwickelt sich sehr gut, auch in Deutschland. Bei neuen Projekten nehme ich keine Müdigkeit wahr, aber die Euphorie, die da war, ist ein wenig ver o- gen. Bei einer bestimmten Investorenklien- tel sehen wir eine gewisse Zurückhaltung. Das führt dazu, dass die Renditeerwartun- gen etwas höher sind, was aber nicht schlimm ist,weil die Projekte das hergeben. Welther: Wie sieht das bei Ihnen aus, Herr Göbel? Jürgen Göbel (Euramco): Durch das EEG hatten wir sehr verlässliche Rahmenbedin- gungen. Inzwischen spüre ich bei den Pri- vatinvestoren schon eine starke Verunsiche- rung. Das merken wir am Zeichnungsauf- kommen und in der Kommunikation mit den Beratern, die nicht mehr so eine Eu- phorie spüren wie vor einigen Jahren. Welther: Sehen wir hier den Einzug der Normalität, die den Anfangsschwung ab- flauen lässt? Konzerne wie Shell geben die Energiewende zwar nicht auf, reduzieren aber ihre Investitionen in Erneuerbare. Tilman Müller (Allianz Capital Partners): Die Ausbauleistung nimmt global Jahr für Jahr zu, vor allem im Solarbereich. Auch wenn durch Trump, anders als in Deutschland, der Klimawandel und die Dekarbonisie- rung in den Hintergrund gestellt werden, bestehen in der Energiepolitik zwei wich- tige Ziele: die Energiesicherheit, die durch den Ukrainekrieg an Bedeutung gewon- nen hat, und die Bezahlbarkeit. Das sind wesentliche Treiber für erneuerbare Ener- gien. Welther: Der Ukraine-Impact sorgte eher für eine Rückkehr zu fossilen Energieträ- gern, Stichwort LNG. Müller: LNG ist ja ein Ersatz für das kon- ventionelle Gas, das über die Pipeline aus Russland gekommen ist, und ist viel teurer. Damit ist die Energie, die aus konventio- nellen Energieträgern gewonnen wird, deutlich teurer geworden, und erneuerbare Energien wurden im Vergleich preisgünsti- ger. Auf dem Höhepunkt der Krise war man froh, wenn man einen langfristigen Stromabnahmevertrag mit erneuerbaren Energien hatte und nur einen Bruchteil der Kosten, die man am Spotmarkt hätte zahlen müssen.Wenn wir uns unabhängig von Drittstaaten machen wollen, dann sind erneuerbare Energien eigentlich der einzige Weg. Voigt: Hohe Strompreise an der Börse kom- men durch das Gas. Die Erneuerbaren wir- ken dämpfend auf die Preise. Je mehr es uns gelingt, Gas als Energieträger zu ver- drängen, umso günstiger wird die Energie- versorgung in Europa. Wir be nden uns auf diesemWeg, und das ist eine großartige Botschaft für den Standort Europa. Welther: Erneuerbare Energien sind als Investment ein Langfristprojekt. Es gibt aber bei Anlegern ein starkes Bedürfnis nach Flexibilität und kürzeren Laufzeiten. Wie passt das zusammen? Said Yakhlou (Fondsconsult): Es gibt schon eine Bereitschaft der Kunden, eine gewisse Illiquidität zu akzeptieren. Gleichzeitig be- steht durchaus der Wunsch seitens der Ban- ken oder Vertriebseinheiten, eine bestimm- te Liquidität zu Verfügung zu stellen, und sei es nur quartalsweise oder auf jährlicher Tilman Müller studierte International Business und ging 2010 in die Finanzwirtschaft. Nach acht Jahren bei J.P. Morgan wechselte er als Co-Head of Infrastructure Funds and Co-Investments zu Allianz Capital Partners. » Die Ausbauleistung nimmt global Jahr für Jahr zu, vor allem im Solarbereich. « Tilman Müller Allianz Capital Partners FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 2/2025 17

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