SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2025

pro Feinunze Gold, fügt aber hinzu: „Sollte es zum Äußersten kommen und Powell entlassen werden, wäre die Unabhängigkeit der Fed zerstört.“ Dann könnte der Gold- preis ungeahnte Höhen erreichen. Käufergruppen Nach Aussage von Frank Schallenberger, Leiter der Rohsto analyse bei der Landes- bank Baden-Württemberg (LBBW), kann man bei ETCs (Exchange Traded Commo- dities) erkennen, dass Gold bei Anlegern momentan deutlich mehr gefragt ist als Silber: Seit Anfang 2025 haben die Bestän- de der Silber-ETCs nur um zwei Prozent zugelegt, die der Gold-ETCs hingegen um mehr als sieben. „Da zwischen Gold und Silber in der Regel eine sehr hohe Korre- lation herrscht, ist es erstaunlich, dass die Bilanz der ETCs so stark divergiert“, wun- dert er sich. Gold bleibt laut Schallenberger aus zwei Gründen als sicherer Hafen gefragt: wegen des Kriegs in der Ukraine und insbesonde- re wegen der befürchteten wirtschaftlichen Folgen der Politik der neuen US-Regie- rung.Der Experte hat „in den vergangenen Monaten vor allem drei Käufergruppen am Goldmarkt wahrgenommen, nämlich Spekulanten, Notenbanken und ETCs“. Schon 2024 haben Spekulan- ten den Goldpreis be ügelt: So ist die Netto-Long-Position von Februar bis September 2024 um fast 210.000 Kontrakte auf rund 255.000 Kontrakte gestie- gen – fast auf den höchsten Stand seit vier Jahren. Auch Notenbanken horten verstärkt Gold. Hatten sie zwi- schen 2012 und 2019 durch- schnittlich rund 550 Tonnen pro Jahr gekauft, waren es von 2022 bis 2024 jeweils über 1.000 Tonnen, allen voran Chi- na mit insgesamt 331 Tonnen. Und ETCs haben 2025 bereits 200 Tonnen Gold erworben, nachdem sie von 2021 bis 2024 jährlich Bestände von 85 bis 295 Tonnen abgege- ben hatten. Schallenberger hat den Ein- druck, „dass bis Mitte März eine positive Korrelation zum Aktienmarkt bestand, der ja auch stark gestiegen ist“. Angebotsüberschuss Dennoch gab es im Jahr 2024 laut LBBW Research einen Angebotsüber- schuss am Goldmarkt von über 600 Ton- nen. Wie kommt das? Der hohe Preis hat das Recycling von Altgold attraktiver gemacht und die Schmucknachfrage ge- bremst. Zwar dürften Over-the-Counter- Geschäfte einen Teil des Überangebots kompensiert haben. Aber Schallenberger erwartet, dass „die Gold-Hausse in den nächsten Monaten auslaufen wird“. Dafür sprächen der Angebotsüberschuss und das voraussichtliche Stocken bei den Zinssen- kungen der Fed. Auch sein Kursziel bis Mitte 2026 lautet: 3.000 US-Dollar pro Feinunze Gold. Privatanleger Trotz der Rekordpreise bei Gold haben die deutschen Privatanleger von Bullion- vault im ersten Quartal 2025 keine Gewin- ne mitgenommen. Der hauseigene Gold- Investor-Index (GII) Deutschland lag zwi- schen Januar und März im Durchschnitt bei 55,9 – das ist der stärkste Quartalswert seit Ende 2022. Der Index ist ein Maß für das Anlegerverhalten bei physischen Edel- metallen. Ein Wert über 50 bedeutet, dass es mehr Goldkäufer als -verkäufer gibt. „Trumps Zoll-Chaos und seine zuneh- mend volatile Haltung imUkrainekon ikt scha en perfekte Argumente für neue Re- kordpreise beim Gold, die sogar stärker sind als die Katastrophe wäh- rend der Corona-Pandemie vor fünf Jahren“, sagt Adrian Ash, Director of Research bei Bul- lionvault. Der GII Deutschland hat sein Rekordhoch von 82,4 im März 2020 erreicht, als die Pandemie ausbrach. Seit 2021 steigt der Goldpreis schneller, als die deutschen Investoren darauf reagieren, ob nun mit Käufen oder Verkäufen wie vor allem 2024. Produktvarianten Es gibt verschiedene Wege, einem Portfolio Gold beizumi- schen. Eine relativ neue Varian- PV braucht Ag Silbernachfrage der Photovoltaik-Industrie Fast ein Drittel der industriellen Silbernachfrage (Elementsymbol Ag) kommt aus der Solarmodulproduktion. Quelle:Silver Institute,LBBWResearch |Stand:März2025 Mio. Unzen 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 2017 2016 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 » Seriöse Preis- prognosen sind aktuell kaum möglich. « Carsten Fritsch Commerzbank fondsprofessionell.de 2/2025 67 FOTO: © NIKITA-KULIKOV

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