FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Heuser: Was wollen Sie damit sagen? Welch: Dass wir bewusst die Daten eines Ratinganbieters als zweite Quelle heranzie- hen, um zu überprüfen, ob unsere Annah- men hinsichtlich bestimmter Auswirkun- gen richtig sind. In dem Fall ist das die Agentur ISS, wobei wir auch auf Daten von Sustainalytics und MSCI zurückgreifen können. Kölsch: Aber ich verstehe Sie schon richtig, dass die Reihenfolge bei der Beurteilung eines Unternehmens folgendermaßen ab- läuft: Zuerst betrachten Sie die finanziellen Kennzahlen des Unternehmens, danach greifen Sie auf die ESG-Analysen Ihrer Spe- zialisten zu, aber ohne Impact-Anspruch. Dury: Ja. Dadurch muss nicht jedes einzel- ne Investment eine positive Nettoauswir- kung haben. Das wäre ohnehin nur sehr schwer zu erreichen. Erforderlich ist aber, dass jede Position im Fonds gute ESG- Merkmale aufweist. Hinzu kommt dann noch die KPI-Analyse auf Portfolioebene in Bezug auf die CO 2 -Intensität des Fonds. Diese muss unterhalb der Benchmark lie- gen. Und die von der Net Zero Asset Managers Initiative formulierten Kriterien müssen erfüllt sein, und bei mindestens zwei von vier wesentlichen ESG-Kriterien muss ein Null-Exposure vorliegen. Damit ist es aber kein Impact-Fonds, auch wenn wir SDGs in unsere Analysearbeit mit- berücksichtigen. Heuser: Wenn Sie eingangs vom Engage- ment-Dialogmit investierten Unternehmen gesprochen haben: Stoßen Sie angesichts der Marktbedeutung von DPAM bei großen Unternehmen überhaupt bis zumCEO vor? Welch: Wenn man es richtig anstellt, scha t man es durchaus, auch zum CEO oder einem Vorstandsmitglied vorzudringen, in- dem man sich zum Beispiel mit anderen Investoren zusammenschließt, alle verfüg- baren Instrumente einsetzt und dem Un- ternehmen erklärt, dass man wirklich eine Partnerschaft mit ihm aufbauen möchte, um seine ESG-Bewertung zu verbessern. Mit einer entsprechend stimmigen Ge- schichte dringt man durchaus zu einem entsprechend Verantwortlichen vor, um ihn davon zu überzeugen, den nächsten Schritt auch wirklich zu gehen. So etwas geht natürlich nur selektiv. Heuser: Noch kurz zur Marktentwicklung der jüngeren Zeit. Haben Sie etwas Grund- sätzliches am Management des Fonds verändert? Dury: Die Rhetorik des US-Präsidenten zu Handelszöllen hat natürlich zu einer er- heblichen Unsicherheit unter den Markt- teilnehmern geführt – bis hin zu einer Dis- kussion über eine potenzielle Rezession. Abgesehen von kleineren Veränderungen im Portfolio haben wir aber nichts Grund- sätzliches an unserer Strategie verändert, da im Grunde bis heute niemand weiß, wo wir am Ende landen und welche Branchen und Unternehmen am Ende stärker oder eben auch nicht so stark betro en sein werden. Solange die Bewertungen unserer Investments in Ordnung sind, sollten wir im Zuge unserer Dreijahresperspektive auf Portfolioebene weiterhin gut abschneiden können. Zumal wir schon immer auf ein gewisses Gleichgewicht aus defensiveren und o ensiveren Titeln gesetzt haben. Das Portfolio ist gut ausbalanciert, und dabei wird es auch bleiben. Kölsch: Andererseits wird gerade die ESG- Seite von heftigen Diskussionen begleitet, nicht nur aufgrund des Ausstiegs großer US-Gesellschaften aus Net-Zero-Allianzen, auch aufgrund einer sich verändernden Haltung in Bezug auf die Themen Waffen und Kernenergie. Welch: Wobei sich die generelle Wahrneh- mung und die Haltung der Menschen zum Thema Nachhaltigkeit immer schon weiterentwickelt haben. ESG von heute ist anders, als es vor fünf oder zehn Jahren » Wenn man es richtig anstellt, schafft man es durchaus, auch zum CEO oder einem Vorstands- mitglied vorzudringen. « Matthew Welch, DPAM Matthew Welch, Responsible Investment Specialist, Degroof Petercam Asset Management MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Dries Dury + Matthew Welch | Degroof Petercam Asset Management 102 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © BENJAMIN BROLET | FONDS PROFESSIONELL NACHHALTIG NACHGEFRAGT

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