FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025
Ludovic Subran, Chefvolkswirt und Investmentchef der Allianz, über den Plan von US-Präsident Donald Trump, dessen Folgen für die Weltwirtschaft und die Frage, wo Europas größter Versicherer aktuell seine Anlageschwerpunkte setzt. A nfang des Jahres übernahm Ludovic Subran, der Chefvolkswirt der Allianz, zusätzlich die Position als Chief Investment O cer (CIO) der Allianz-Gruppe. Der Franzose trägt damit die Hauptverantwor- tung für die rund 750 Milliarden Euro an Versicherungsgeldern, deren Anlage die Einheit Allianz Investment Management in einer Vielzahl von Portfolios steuert, je nach Versicherungsart und regulatorischen Vorgaben. „Wir setzen unsere einheitliche Weltsicht für jedes Portfolio individuell um“, erklärt der Anlagechef. Dass seine neue Aufgabe durch den nahezu gleichzei- tigen Amtsantritt von Donald Trump und dessen Zollandrohungen nicht gerade einfacher wurde, nimmt er mit Humor. „Neue Jobs trete ich immer in Krisen an“, sagt Subran – so unter anderem als er 2009 mitten in der globalen Finanzkrise bei der Weltbank an ng. Herr Subran, nach Trumps Zollandrohun- gen und seinen Angriffen auf die US-Noten- bank hat sich die Börse inzwischen wieder beruhigt. War alles nur falscher Alarm? Ludovic Subran: Die 90-tägige Zollpause gilt noch bis 9. Juli, da kann noch viel passie- ren. Dazu kommen noch viele weitere Un- sicherheitsfaktoren.Denken Sie nur an den Ukrainekrieg, die drohende US-Rezession, den Dollar – oder an die Verschuldung. Die USA werden dieses Jahr ein Haushalts- de zit von acht Prozent einfahren, bei sol- chen Dimensionen fragen die Investoren irgendwann nach der Tragfähigkeit. Es gibt keinen Grund, warum die nächsten Mona- te ruhiger werden sollten. Wir reden noch immer alle vom „Liberation Day“ Anfang April, aber wir können noch viele weitere „Liberation Days“ erleben. Das sind keine guten Aussichten … Die Märkte reagieren aber immerhin gelas- sener, und sie haben auch die Macht, die US-Politik in gewisser Weise zu disziplinie- ren. Das haben wir an der Reaktion der US-Anleihenmärkte nach den verbalen Angriffen auf Fed-Chef Jerome Powell gesehen.Die Anleihenmärkte sind so etwas wie die Tempelwächter der Marktwirt- schaft. Aber die US-Regierung wird weiter- hin ihre Testballons aufsteigen lassen. Der US-Dollar hat in diesem Jahr deutlich abgewertet. Wird sich das fortsetzen? Die Währungsvolatilität könnte uns noch lange beschäftigen. Der Dollar hat bereits zehn Prozent zum Euro nachgegeben, und Präsident Trump möchte, dass er noch weitere 20 Prozent abwertet. Ob das so kommt, wissen wir nicht. Wer Dollar-Posi- tionen hat, sollte aber dringend darüber nachdenken, diese abzusichern. Was erwarten Sie vonWachstumund Infla- tion in den Vereinigten Staaten? In der kurzen Frist bin ich schon skeptisch für die US-Wirtschaft. Die Zölle treiben die In ation in Richtung vier Prozent in die- „Alles deutet auf eine Stagflation hin“ » Es gibt keinen Grund, warum die nächsten Monate ruhiger werden sollten. « Ludovic Subran, Allianz MARKT & STRATEGIE Ludovic Subran | Allianz 136 fondsprofessionell.de 2/2025
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