FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025
sem Herbst, und das Wirtschaftswachstum dürfte sich abschwächen. Alles deutet auf eine Stag ation hin, die mit steigenden Insolvenzen und Folgeschäden einher- gehen würde. Der Aktienmarkteinbruch Anfang April wäre dann nur ein Vorge- schmack gewesen. Haben Sie Hoffnung, dass es am Ende gar nicht so schlimm kommt mit den Zöllen? Der effektive Zollsatz der USA ist jetzt mit rund 21 Prozent etwa achtmal so hoch,wie er vor der neuen US-Regierung war, und so hoch wie zuletzt in den 1910er-Jahren. Nach den diversen „Deals“werden die Zöl- le zwar am Ende niedriger ausfallen, aber sie bleiben eine große Belastung: für die US-Konsumenten und für andere Volks- wirtschaften.Die amerikanische Zollpolitik hat ein Preisschild für die US-Konsumen- ten, und der globale Handel steckt bereits in einer Rezession. Schauen Sie nur mal auf den Containerumschlag imHafen von Los Angeles.Und die Zölle werden auch andere Regierungen zu protektionistischen Maß- nahmen ermuntern oder dazu, ihre Effekte mit Industriepolitik und Subventionen zu kompensieren. Bereits Joe Biden setzte ja mit dem In ation Reduction Act massiv auf Industriepolitik. Das werden wir auch in Europa stärker sehen, aber das ist teuer und greift in die Marktmechanismen ein. Wer wird amEnde die Oberhand behalten? Protektionismus kennt meist keinen Gewinner und stattdessen viele Verlierer, allen voran die Konsumenten und die Steuerzahler. Die Wahrscheinlichkeit, dass die USA am Ende stärker dastehen, ist sehr gering. Warum lässt sich Donald Trump nicht davon abbringen? Viele Menschen glauben, dass Präsident Trumps Politik irrational oder schlichtweg dumm ist.Das glaube ich nicht. Er möchte die Industriejobs zurückzuholen, zu wel- chem Preis auch immer. Aber der Weg zurück zu den USA der 1970er-Jahre ist meiner Meinung nach falsch, die Kosten sind sehr hoch, und die Erfolgsaussichten sind extrem gering. Die Kehrseite des Han- delsde zits ist, dass die USA ein globaler Kapitalmagnet sind – Investoren aus aller Welt legen ihr Kapital dort mit hohen Ren- diten an. Davon hat die Mittelschicht aber nicht stark pro tiert. Die große Ungleich- heit zwischen den Beziehern von Arbeits- und von Kapitaleinkommen hat Trump richtig erkannt. Es gibt aber aus meiner Sicht bessere Wege, das zu adressieren. » Die Wahrscheinlichkeit, dass die USA am Ende stärker dastehen, ist sehr gering. « Ludovic Subran, Allianz FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN fondsprofessionell.de 2/2025 137
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