FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Hinsicht ein Trittbrettfahrer. Für Investoren ist das aber kein Risiko, sondern eine potenzielle Quelle höherer Zinsen. Ich sehe kein Ausfallrisiko bei den Euro-Staaten und auch nicht in den USA. Börsennotierte Aktien haben seit Jahren starke Erträge gebracht, nun ist der Aus- blick unsicherer geworden. Wo setzen Sie Schwerpunkte? Wir sind vor allem für europäische Aktien konstruktiv, besonders Small Caps nden wir interessant.Wir achten aber als regulier- ter Investor nicht ausschließlich auf höchst- mögliche Erträge, sondern investieren risi- kobewusst und sehr langfristig. Nutzen Sie auch passive ETFs? Oder set- zen Sie nur auf aktive Manager? ETFs zählen auch zu unserem Instrumen- tenkasten. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es gerade in Aufwärtsmärkten schwer sein kann, Mehrertrag mit aktivem Management zu erreichen. In einem vola- tilen Markt bieten ETFs aber wiederum keinen Schutz bei Kurskorrekturen. Aktive Manager können dagegen in defensivere Sektoren und Titel umschichten. Insgesamt sehen wir den Mehrwert unserer aktiven Manager und nutzen ETFs nur selektiv. Lange galt Private Equity als „bessere“ Alternative zu Aktien. Zuletzt litt der Markt aber unter hohen Zinsen und weniger Exit- Möglichkeiten. Hat sich Ihre Sicht auf Pri- vate Equity geändert? Wir sind hier vorsichtig und investieren in ausgewählte, besonders widerstandsfähige Beteiligungen. Die Zinsen werden nicht zurückgehen auf das Niveau der 2010er- Jahre. Private-Equity-Manager werden sich deshalb auch schwertun, dieselben Ren- diten wie damals zu erzielen. Die Fremd- kapitalkosten sind einfach zu hoch. Auf der anderen Seite sehen wir, dass gerade ameri- kanische Firmen in Europa einsteigen – der Markt ist günstiger bewertet und bietet Potenzial. Mit Blick auf die illiquiden Märkte bauen wir unser Engagement eher bei Private Debt aus, also bei der Direkt- nanzierung von Unternehmen. Der Inflationsschock 2022 hat die Kaufkraft vieler langfristiger Sparanlagenmassiv be- einträchtigt. Was sind die Lehren daraus? 2022 zeigte uns, dass In ation zurückkom- men kann. Viele Kunden suchen heute nach Produkten, die in ationsgeschützte Erträge bieten. Und das mit gutem Grund: Wenn ich heute vor dem Renteneintritt stünde,würde ich meine Altersvorsorge vor dem Hintergrund einer womöglich etwas höheren Geldentwertung hinterfragen.Die In ation im Euroraum wird in den kom- menden Monaten zurückgehen, aber lang- fristig ist In ationssicherung wichtig. Dazu können etwa Einnahmen aus Infrastruktur- anlagen oder Mieterträge beitragen. Seit einigen Jahren schwächeln nachhaltige Anlagen mit Blick auf die Performance. Setzt das Investoren wie die Allianz unter Druck, die sich auch in der Kapitalanlage bestimmte ESG-Ziele setzen? Man muss das Thema realistisch sehen und mit einigen Mythen aufräumen: Es gibt kein garantiertes Alpha in ESG-Anla- gen, sie eignen sich auch nur begrenzt zur Diversi kation. Wir investieren nach ESG- Aspekten, weil wir mit unseren Anlage- entscheidungen heute die Herausforderun- gen der Zukunft angehen möchten. Mei- ner Meinung nach ist es eine Aufgabe der Finanzmärkte, die Transformation zu unter- stützen. Wenn wir die Transformation nicht jetzt angehen, wird es in der Zukunft teurer und schmerzhafter. Vielen Dank für das Gespräch. JOCHEN HÄGELE FP KURZ-VITA: Ludovic Subran Ludovic Subran ist seit 2019 Chefvolkswirt der Allianz, seit Anfang 2025 zudem Chief Investment Officer der Allianz- Gruppe. Bevor er sich dem deutschen Versicherer anschloss, arbeitete der Franzose, der sieben Sprachen spricht, unter anderem bei den Vereinten Nationen und der Weltbank. » Die EU sollte über- legen, Verteidigungs- anleihen zu emittieren. « Ludovic Subran, Allianz FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN MARKT & STRATEGIE Ludovic Subran | Allianz 140 fondsprofessionell.de 2/2025

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