FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Vom Hype zur Substanz Asset Manager setzen verstärkt auf künstliche Intelligenz. Langsam schält sich heraus, wo ihr echter Nutzen liegt – und warum klassisches quantitatives Management Bestand haben wird. I mmer wieder tauchen Schlagworte auf, mit denen Fondsanbieter die Aufmerk- samkeit der Investoren erheischen wollen. Zuletzt zählte „künstliche Intelligenz“dazu. KI entwickelte sich zum Oberbegri für Dienste wie ChatGPT oder Google Gemi- ni und zu einem Symbol für Innovation und E zienzsteigerung. Doch welche Rol- le kann künstliche Intelligenz im Asset Ma- nagement spielen? Und stellt dies eine ech- te Neuerung gegenüber bereits etablierten quantitativen Strategien dar? „Künstliche Intelligenz ist nicht per se eine neue Technologie“, betont Marvin Labod, Portfoliomanager bei Lupus Alpha, fest. „Mathematische Modelle dafür gibt es schon sehr lange.“ Das wirklich neue Ele- ment sei die Entwicklung der generativen KI (siehe Kasten Seite 146). Diese fußt auf Sprachmodellen, sogenannten Large Lan- guage Models, und hat eine neue Form der Zugänglichkeit zu KI gescha en. „Lange Zeit brauchte es Spezialisten, um KI-Modelle zu entwickeln, zu trainieren und anzuwenden“, erläutert der Lupus- Alpha-Manager. „Die Sprachmodelle ha- ben den Zugang zur KI jedoch deutlich vereinfacht und erreichen heute eine breite Anwenderschaft.“ Selbst zu komplexen Modellen gebe es nun einen einfachen Zugang, führt der Portfoliomanager aus. „Bei Large Language Models kam es zu großen Fortschritten“, ergänzt Simon Wein- berger,Managing Director im Team Scien- ti c Active Equities von Blackrock. „Das Sprachverständnis ist fast äquivalent zu dem des Menschen.“ Die Bedeutung einer Aussage werde in ihrem Zusammenhang erkannt. „Dies hilft etwa dabei, verschiede- ne Datenquellen – etwa Broker-Reports – im großen Stil auszuwerten und daraus Prognosen abzuleiten.“ Halluzinationen Daneben stehen die bereits länger eta- blierten quantitativen Strategien. Diese ver- suchen, subjektive Einschätzungen auszu- klammern und etwa über Algorithmen und maschinelles Lernen möglichst objek- tive Anlageentscheidungen zu tre en. So mancher Quant-Manger grenzt sich von demHype um ChatGPT und Co. ab. „Wir wollen nicht in den Chor der künstlichen Intelligenz einstimmen“, sagt Richard Zell- mann, Geschäftsführer und Partner bei der Investmentboutique First Private. „Wir sind weniger in der generativen KI aktiv, son- dern vor allem im Bereich des maschinel- len Lernens.“ Diese Distanzierung hat einen Grund: „Hier ist es unter anderem nachvollzieh- barer, warum der Algorithmus bestimmte Entscheidungen tri t“, erläutert Zellmann. Auch Lupus-Alpha-Portfoliomanager Labod verweist auf die fehlende Transparenz und Nachvollziehbarkeit der generativen KI. „Klassische quantitative Modelle sind dage- gen relativ transparent.“ Er stehe dem Ein- » In den Wirtschafts- wissenschaften sind Daten ohne Theorie weitgehend nutzlos. « Bernd Scherer, ADIA Von Lochkarten über Magnetbänder, Disketten und CDs bis hin zum Cloudspeicher: Die Entwicklung der Computertechnologie ist rasant vorangeschritten - und mündete in künstlicher Intelligenz. MARKT & STRATEGIE Quant-Strategien 142 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © WLAD074 | STOCK.ADOBE.COM

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