FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025
Hoffnung in Dauerschleife Langfristig haben Schwellenländeranleihen großes Potenzial. Im Vordergrund stehen mit den Zollsorgen aber mal wieder Probleme. Euro-Investoren bekommen zudem die Dollarschwäche zu spüren. W er sich das Wirtschaftswachstum der Zukunft ins Portfolio holen möchte, investiert in den Emerging Mar- kets (EM): Die Schwellenländer steigern mit hohemWirtschafts- und Bevölkerungs- wachstum und einer wachsenden Mittel- schicht ihren Anteil an der globalen Wirt- schaft. Trotzdem belasten immer neue Rücksetzer die Anlageerträge. Nicht nur die Aktien enttäuschten, auch die Anleihen blieben immer wieder hinter den hochge- steckten Erwartungen zurück. Covid-Pan- demie und Zinsschock trafen die meisten Schwellenländer besonders stark, der Ukrai- nekrieg rückte das Sanktionsrisiko stärker in den Blickpunkt – und jetzt kommen die unberechenbare Zollpolitik der Trump- Regierung sowie die sich eintrübende US- Konjunktur hinzu. Viele Fondsmanager sind dennoch optimistisch. Genau genommen umfasst EM-Debt drei verschiedene Anlageklassen mit unter- schiedlichen Pro len: Staatsanleihen in Hartwährungen, Unternehmensanleihen und Papiere in Lokalwährung. Zusätzlich werden die sogenannten Frontier Markets oft als eigene Anlageklasse betrachtet. Die meisten Investoren setzen traditionell auf Anleihen staatlicher Emittenten, die auf Hartwährungen wie Dollar, Euro oder Yen lauten. Die rund 70 Länder und 160 staat- liche und quasistaatliche Emittenten im wichtigen JPMorgan Index für Schwellen- länderanleihen bieten großes Potenzial für aktive Manager bei etwa 750 Milliarden US-Dollar Marktvolumen. Kurse und Renditen der Hartwährungs- anleihen folgen zum einen dem jeweiligen Zinstrend im Dollar- oder Euroraum. Steigt etwa das Renditeniveau für US- Staatsanleihen, dann erhöht sich auch die Ausgangsrendite entsprechender EM-Anlei- hen in Dollar. Hinzu kommt die Risiko- prämie als wichtigster Renditetreiber: Sie hängt von den Ratings der Emittenten und der Risikoneigung an den Märkten ab. Wenn die Risikoprämie steigt, schnei- den die Papiere schwächer ab als US-Staats- anleihen in Dollar oder Bundesanleihen in Euro, wenn der Spread sinkt, liefern sie eine bessere Performance. Währungsrisiko Unmittelbar auf Trumps umfassende Zollankündigungen am „Liberation Day“ sackten die Kurse der EM-Hartwährungs- anleihen doppelt ab. Zum einen stiegen die Renditen auf US-Staatsanleihen wegen der höheren In ationserwartungen um bis zu 50 Basispunkte; zum anderen weiteten sich die Risikoprämien der Schwellenlän- deranleihen aus. „Die Hartwährungsmärk- te haben sich imGleichschritt mit den Ak- tienkursen bewegt“, sagt Rob Drijkoningen, leitender Portfoliomanager für Emerging- Markets-Anleihen bei Neuberger Berman. Schwächere Schuldner traf das besonders hart: „Die gesunkene Risikobereitschaft hat » Der US-Dollar scheint seine typischen Safe- Haven-Eigenschaften verloren zu haben. « Carlos de Sousa, Vontobel Volkswirtschaften wie Indien – hier eine Szene aus Mumbai – haben viel Nachholpotenzial und bieten Investoren daher Chancen. Leichtes Geld ist für Anleger hier aber nicht zu verdienen, lehrt die Erfahrung. MARKT & STRATEGIE Schwellenländeranleihen 154 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © VIJIT | STOCK.ADOBE.COM
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