FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

und Bu)ett dazu gebracht, stärker auf die Qualität der Firmen zu achten. Mit Mun- gers Hilfe löste sich Bu)ett von Grahams puristischem Stil. Das sieht auch Acatis- Chef Hendrik Leber als entscheidenden Fortschritt in Bu)etts Anlagestrategie: „Das alte Value-Investieren, nämlich die Rück- kehr zu einem mittleren Wert ausgehend von einem billigenWert, funktionierte eher in statischen Branchen, in denen die Marktteilnehmer umMarktanteile kämpf- ten“, sagt Leber. Erst Munger habe Bu)ett dazu gedrängt, etwas mehr für ein lang- fristig höheres Wachstum zu bezahlen. Zu ihrem Aufeinandertre)en kursiert folgende Anekdote: Als ein Ehepaar in den frühen 1960er-Jahren bei Bu)ett investieren wollte, fragte Bu)ett, warum die Entschei- dung auf ihn gefallen sei. Er erinnere sie an den Vermögensmanager Charlie Munger, sollen die beiden geantwortet haben. Als sich Bu)ett und Munger dann etwas später auf einer Party kennenlernten, wurde rasch klar, dass das der Beginn einer engen Part- nerschaft war. In den folgenden Jahrzehn- ten revolutionierten sie mit Berkshire Hathaway die Investmentwelt, auch wenn Munger erst 1978 formal als Vice Chair- man zu Berkshire stieß. Der Kursverlauf der Berkshire-Aktie zeichnet den Erfolg nach: Von etwa elf US-Dollar 1964 stieg der Wert der A-Aktie auf über 700.000 US-Dollar. Mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 1.000 Milliarden US-Dollar zählt Berkshire heute zu den zehn wertvollsten Unterneh- men der Vereinigten Staaten – und das mit gerade einmal 26 Mitarbeitern in der Holding. Multiple Gedanken Anstelle einer konzentrierten Einzelbewertung der Finanzda- ten eines Unternehmens setzte Munger auf eine umfassende Analyse der internen Arbeits- abläufe von Investmentkandidaten sowie des Ökosystems, in dem diese agieren. „Vor- bereitung, Geduld, Disziplin und Objekti- vität“ zählte Munger immer wieder als sei- ne wichtigsten Leitprinzipien auf. „Buy and Hold“war seine Maxime: War er von einer Aktie überzeugt, investierte er mit hohem Einsatz und blieb lange treu. Titel wie American Express oder Coca-Cola, in de- nen Berkshire ab den späten 1980er-Jahren große Positionen aufbaute, hält das Unter- nehmen seit mehr als 30 Jahren. Zwar entwickelte Munger den Value-An- satz weiter, doch er sah sich weiter in der Tradition Grahams. Eines seiner wichtigs- ten Konzepte im Standardwerk „The In- telligent Investor“ ist der imaginäre „Mr. Market“, den immer wieder eine extreme Furcht oder Gier packt. Das sind die Pha- sen, in denen der Markt extrem steigt oder abstürzt. Wie bereits Graham warnt auch Munger Investoren davor, dem „manisch- depressiven Verhalten“ des Marktes zu fol- gen. Stattdessen sollten sie ein eigenes und möglichst emotionsloses Werturteil fällen. Fallen vermeiden Menschliche Fehleinschätzung und Ver- haltensmuster sieht auch Munger als wich- tigste Tücken bei der Anlage. In „Poor Charlies Almanach“ listet er gleich 25 psychologische Fallen für Investoren auf: von der Angst vor Verlusten über Selbst- überschätzung und Stress bis hin zu Neid und Eifersucht. Auch den Erfolg anderer Investoren ana- lysiert er: Den andauernden Anlageerfolg der US-Eliteunis Harvard und Yale führte er neben dem lang- jährigen Bullenmarkt für An- leihen auf den Einsatz von ge- hebelten Buy-out-Fonds und eine hervorragende Auswahl von Investmentmanagern zu- rück. Bereits früh mahnte er, dass auch die Eliteunis ihren Ansatz weiterentwickeln müss- ten, um in künftigen Anlage- umfeldern zu bestehen. Tat- sächlich zeigten die vergange- nen beiden Jahre, wie die gro- ßen Endowments mit ihren hohen Quoten an illiquiden Investments den kleineren Stif- tungen hinterherhinken, die Schlauer als der Markt Wertentwicklung indexiert (US-Dollar-Basis) Die A-Aktie von Berkshire Hathaway ist dank des Höhenflugs recht teuer geworden. Zuletzt notierte sie knapp unter 700.000 US-Dollar. Quelle:Comdirect 100 % 150 % 200 % 250 % 300 % 350 % 400 % ’25 2024 2023 2022 2021 2020 2019 2018 2017 2016 ’15 Berkshire Hathaway MSCI World » Das alte Value-Inves- tieren funktionierte eher in statischen Branchen. « Hendrik Leber, Acatis MARKT & STRATEGIE Berkshire Hathaway 166 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH | ACATIS

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