FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

deutlich stärker auf klassische börsengehan- delte Aktien setzen. Und auch auf zahlreiche deutsche Inves- toren strahlte seine Analyse aus: Den Fokus auf Qualität zu einem angemessenen Preis habe Shareholder Value Management na- hezu eins zu eins übernommen, sagt etwa Heiko Böhmer. Dabei sei man wegen des kleineren Volumens aber deutlich exibler: „Bei der Größe von Berkshire Hathaway spielen selbst Einzelinvestments von 500 Millionen Dollar kaum eine Rolle für die Gesamtperformance“, sagt er. Die damit erzwungene Konzentration auf Large Caps schränke die Investitionsmöglichkeiten ein. In den vergangenen Jahren sahen sich die Value-Investoren freilich durch die Bank mit großen Herausforderungen kon- frontiert: allen voran dem Siegeszug der Magni cent Seven. Zwar konnte Berkshire im Gegensatz zu den meisten aktiven In- vestoren die Schwäche der Value-Werte ver- meiden, phasenweise blieb aber auch die Berkshire-Aktie hinter dem S&P 500 zu- rück. Doch zuletzt bewies Bu ett wieder Marktgeschick: Bereits vor Trumps umfas- senden Zollankündigungen hatte er sein Engagement unter anderem in Apple und ETFs auf den S&P 500 kräftig reduziert und die Cash-Bestände in kurzlaufenden US-Staatsanleihen auf mehr als 300 Mil- liarden Dollar erhöht. Die erste Korrektur- welle der Tech-Werte umschi te er damit erfolgreicher als die meisten anderen. Die Dominanz der Growth-Aktien könnte erst einmal vorbei sein, glaubt Böhmer: „Die Bewertung spielt wieder eine Rolle an den Börsen.“ Der Blick auf die Börsengeschichte zeige klar: „Über lan- ge Zeit haben Value-Titel besser abgeschnit- ten als Growth-Aktien.“ Das galt beispiels- weise für die zweite Hälfte des 20. Jahrhun- derts bis zum Internet-Boom Mitte der 1990er-Jahre. Und da schließt sich für Böh- mer der Kreis: Wer jetzt wieder auf attrak- tive Bewertungen von qualitativ hochwer- tigen Aktien schaue, der investiere im Sinne von Mungers Strategie. Acatis-Chef Leber ergänzt, dass im Börsenausverkauf Anfang April pauschal alle Firmen abge- straft wurden. „Dadurch bildeten sich viel zu billige Bewertungsperlen, die vom Markttrend fälschlicherweise nach unten mitgerissen wurden.“ Geduldig sein Bu ett selbst hält sich derweil mit neuen Engagements noch zurück. Mit rund 300 Milliarden US-Dollar in kurzlaufenden US-Staatspapieren habe er mehr Cash, als ihm lieb sei. Aber er sehe bei den aktuellen Bewertungen schlicht noch keine wirklich günstigen Einstiegschancen. „Wenn sich alle fünf oder sechs Jahre echte Gelegenhei- ten ergeben, dann muss man eben Geduld haben“, so Bu ett. „Charlie hat immer darauf hingewiesen, dass wir das meiste Geld mit acht oder neun Ideen in 50 Jah- ren verdient haben.“ Wäre Munger noch am Leben, hätte er vielleicht seinen Lieb- lingssatz ergänzt: „Dem habe ich nichts hinzuzufügen.“ JOCHEN HÄGELE FP » Die Bewertung spielt wieder eine Rolle an den Börsen. « Heiko Böhmer, Shareholder Value Management Charlie Mungers Anlageprinzipien Risiko: Jede Investitionsentscheidung beginnt mit der Risiko- abschätzung und sollte eine Sicherheitsmarge beinhalten. Unabhängigkeit: Objektivität und Rationalität sind ent- scheidend. Wer der Herde folgt, erzielt nur durchschnittliche Ergebnisse. Vorbereitung: Umfassende Vorarbeit zahlt sich aus. Wich- tiger als der Wille zum Erfolg ist der Wille zur Vorbereitung. Intellektuelle Bescheidenheit: Die eigenen Kompetenzen kennen und sich eingestehen, wie leicht man sich selbst hintergehen kann. Analytische Sorgfalt: Wissenschaftliche Methoden und effektive Checklisten minimieren Fehler und Versäumnisse. Aufteilung: Emotionen ausschalten und erkennen, dass der Maßstab für die beste Anlage immer die zweitbeste Anlage ist. Geduld: Zinseszinsen konsequent nutzen und unnötige Transaktionskosten vermeiden. Entschlusskraft: Sich eröffnende Gelegenheiten ent- schlossen und konsequent nutzen. Veränderung: Die Realität annehmen, auch und gerade wenn sie dem eigenen Wunschdenken widerspricht. Fokus: Das Große und Ganze im Blick bewahren, statt sich in Details zu verlieren. Quelle: „PoorCharliesAlmanach“ (NextLevelVerlag) |Bearbeitung:FONDSprofessionell Charlie Munger, Jahrgang 1924, verstarb Ende No- vember 2023, kurz vor seinem 100. Geburtstag. MARKT & STRATEGIE Berkshire Hathaway 168 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © MARKUS BACHER PHOTOGRAPHER | SHAREHOLDER VALUE, HOUSTON COFIELD I BLOOMBERG | CHARLIE MUNGER

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