FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

bezogen auf seine Assetklasse, quasi die Ge- samtheit aller Themen verantwortet. Wir haben dann die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, anlageklassenübergreifende Strukturen aufzubauen und stärker arbeits- teilige Verantwortung im Sinne der Zwei- teilung von Markt und Marktfolge aufzu- bauen. Anfang dieses Jahres haben wir zwei Geschäftsführer für den Markt und zwei weitere für die Marktfolge bestimmt, von denen sich einer zum Beispiel aus- schließlich um die Governance-Themen der Hansainvest kümmert, also in der KVG selbst, aber vor allem in derzeit 550 Fonds. Was fällt in Ihrem Verständnis alles unter Governance? Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Unter Governance subsumieren wir Risiko- management, Legal, Compliance und Geldwäsche. Das Risikomanagement ist ja eine der Hauptaufgaben einer KVG. Würden Sie sagen, dass es sich von Produkt zu Produkt unterscheidet, also etwa zwischen einem geschlossenen Fonds und einem ELTIF? Ich würde allgemeiner zwischen offenen und geschlossenen Strukturen differenzie- ren.Offene Fonds müssen zum Beispiel ein anspruchsvolleres Liquiditätsmanagement vorhalten als geschlossene Fonds. Bei ge- schlossenen Strukturen gibt es per se weni- ger Rückgaben während der Laufzeit als bei offenen. Hier gibt es zwar Mindesthal- te- und Kündigungsfristen, aber als Risiko- manager müssen Sie Gewähr dafür tragen, dass zum richtigen Zeitpunkt genügend Liquidität vorhanden ist. Geben Sie uns mal eine konkrete Vorstel- lung der Arbeitsteilung zwischen einem Asset Manager und seiner Service-KVG. Nehmen wir zumBeispiel den Porta Equity ELITF, den Sie administrieren. Wie reagie- ren Sie, wenn der ein Investment anbindet, das Ihnen Bauchgrimmen bereitet? Dann nehmen wir ihn an die Hand. Gene- rell müssen Sie aber zunächst die Struktur des Verhältnisses unterscheiden, ob Sie als Service-KVG Outsourcing- oder Dienstleis- tungspartner sind. Worin besteht der Unterschied? Im Umfang der Aufgaben, für die Sie als Service-KVG mandatiert wurden. Als Out- sourcing-Partner übernehmen Sie etwa das Portfoliomanagement in kompletter Eigen- verantwortung. BeimDienstleistungs- oder Advisory-Modell – das ist das Standard- modell – fungiert der Fondspartner als Advisor der KVG. In diesemModell zeich- net die KVG verantwortlich für das Portfo- liomanagement, wobei sie sich bei der An- lagetätigkeit vom jeweiligen Fondspartner exklusiv beraten lässt. Welche Möglichkeiten der Einflussnahme haben Sie bei Divergenzen? Dann spricht man miteinander, um zu klä- ren, ob es nur ein Bauchgrummeln ist oder ob es schon Bauchschmerzen sind. Wenn es hart auf hart kommt, lehnen wir ein Investment auch mal ab. Wir versuchen natürlich immer, das zu vermeiden, aber » W ü r d e n s i c h E x p e r t e n e i n e n T a g l a n g e i n s c h l i e ß e n , h ä t t e n s i e b e r e i t s a m N a c h m i t t a g d i e L ö s u n g f ü r v i e l e u n s e r e r P r o b l e m e . « Ludger Wibbeke, Hansainvest FOTO: © JOST FINK fondsprofessionell.de 2/2025 209

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