FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Das Zöllibat Der US-Präsident zwingt der Welt einen Handelskonflikt auf. Das hat Folgen für Inflation und Zinspolitik, die auch Sachwertinvest- ments treffen – insbesondere, aber nicht nur Immobilien. E s war ein Blutbad an den US-Börsen, das Anfang April auf Donald Trumps „Tag der Befreiung“ folgte.Wichtige Aktien- indizes brachen in der Spitze um rund ein Fünftel ein. Der US-Präsident ist zwar angetreten, um „Amerika wieder großartig zu machen“, hat mit seinem Handelskrieg jedoch nur Millionen von US-Bürgern ärmer gemacht. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnt vor immensen Risiken für die glo- bale Wirtschaft – und einer Rückkehr der Teuerung: „Protektionismus führt in allen betro enen Ländern zu Wohlfahrtsver- lusten.“Die Spirale aus höheren Importab- gaben und Gegenzöllen würde die Preise von Waren in die Höhe treiben und „die In ation anschieben“, sagt Nagel. Die Notenbanken wären dann gezwungen, „die Leitzinsen zu erhöhen, um die In a- tion unter Kontrolle zu halten“. Um die Teuerung zu zähmen, mussten die Währungshüter diesseits und jenseits des Atlantiks seit 2022 die Leitzinsen mas- siv anheben. Mit erheblichen Kollateral- schäden für Immobilieninvestoren: Die Fi- nanzierungskosten stiegen enorm. Spiegel- bildlich elen die Marktwerte von Liegen- schaften rapide. In den USA wurden Büro- türme zeitweise mit Abschlägen von bis zu 80 Prozent auf ihre Bewertungen in der Prä-In ationszeit gehandelt. Déjà-vu Nun droht ein Déjà-vu: „Eine Rezession ist die wahrscheinliche Folge“des Handels- kriegs, sagt Jamie Dimon, Chef der US- Großbank JP Morgan Chase. „Die Sorge vor einer möglichen Rezession und zu- gleich höheren In ationsraten ist zurück“, gibt auch Gerhard Lehner zu bedenken, Deutschlandchef des Immobilienunter- nehmens Savills Investment Management. „Die Notenbanken werden zunehmend in die Zwickmühle geraten, durch ihre Zins- politik einerseits die Wirtschaft zu stützen und andererseits die In ation zu bekämp- fen.“ Perspektivisch, sagt Lehner, „dürfte eine nachhaltige Trendwende zu sinkenden Zinsen damit in weite Ferne rücken“. Trumps Zollpolitik „stellt einen Para- digmenwechsel in den internationalen Handelsbeziehungen dar und sorgt an den Kapitalmärkten für hohe Kursverluste und einen massiven Anstieg der Volatilität“, sagt Felix Schindler,Head of Research and Stra- tegy bei dem auf Infrastruktur- und Immo- bilienanlagen fokussierten Hamburger Investmentmanager HIH Invest. Zentralbankreaktionen Führende Zentralbanker haben bereits begonnen, die Kapitalmärkte auf eine neuerliche Trendwende bei den Leitzinsen vorzubereiten. Jerome Powell, Chef der US- Notenbank Fed, prognostiziert, Trumps Zölle würden „zu einer höheren In ation und einem langsamerenWachstum führen“ Die Fed arbeite daran, dass „ein einmaliger » Eine Rezession ist die wahrscheinliche Folge des Handelskriegs. « Jamie Dimon, JP Morgan Chase Trumps Zollpolitik behindert den globalen Warenverkehr und könnte die USA isolieren. Brechen Handels- partner und Interaktionen weg, droht eine selbst auferlegte merkantile Enthaltsamkeit, ein „Zöllibat“. Zinspolitik 216 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © KENT NISHIMURA | BLOOMBERG SACHWERTE

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