FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025
Hoffen und Bangen Anlegern der One Group drohen hohe Verluste. Konzernchef Erwin Soravia erläutert im Gespräch, warum die Aufhebung eines Insol- venzverfahrens die beste Lösung wäre. Aber trifft das wirklich zu? D ie One Group, Tochtergesellschaft des österreichischen Immobilienkonzerns Soravia, hat zwischen Ende 2020 und Mitte 2022 für die beiden Namensschuldver- schreibungen Proreal Europa 9 und Proreal Europa 10 (PRE 9 und 10) bei mehr als 10.000 Anlegern rund 280 Millionen Euro eingeworben. Mit dem Kapital sollten Bauprojekte der Soravia-Gruppe mit nanziert werden. Da- für wurden die Mittel als Darlehen an die Poolgesellschaft SC Finance Four (SCFF) weitergeleitet, die das Anlegergeld wiede- rum als Darlehen an Projektgesellschaften der Soravia-Gruppe ausreichte. Insolvenz der Poolgesellschaft Ende 2023 konnte die SCFF ihren Darlehensverp ichtungen gegenüber den beiden Emittenten PRE 9 und 10 nicht nachkommen, die ihrerseits ihre Anleger darüber informierten, dass die Zinszahlun- gen ausgesetzt und dass alle Projekte einer Prüfung unterzogen würden. Im März 2024 meldete die SCFF Insol- venz an. „Wir haben durch die Signa-Insol- venz ein Problem bekommen. Denn es wurden drei große, bereits zugesagte Finan- zierungen, für die es Termsheets und Gre- mienbeschlüsse gab, abgesagt“, erklärt Kon- zernchef Erwin Soravia im Gespräch mit FONDS professionell. Dem Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung wurde statt- gegeben. Ein paar Wochen zuvor wurde die Geschäftsführung der PRE 9 und 10 ersetzt: Malte Thies und Oliver Quentin verließen das Unternehmen, JoachimWin- ter übernahm. Laut Insolvenzantrag beträgt der Wert der Forderungen, die gegen die von der SCFF kreditierten Projektgesell- schaften geltend gemacht werden könnte, gerade einmal knapp fünf Millionen Euro. „Das war ein Erdbeben, auch für uns, und es hat schwerwiegende Folgen: Es ist schlimm, wenn man Anlegergeld verliert“, gibt sich Soravia zerknirscht, betont aber auch das Dilemma, in dem er steckt: „Solange das laufende Insolvenzverfahren nicht abgewickelt ist, tun wir uns schwer mit Neu nanzierungen.“ Erheblicher Kapitalbedarf Anleger und ihre Berater sind entsetzt. Wie kann es sein, dass ein dreistelliger Mil- lionenbetrag binnen weniger Monate zu fast nichts verdampft? Schließlich wurde die Qualität der Projekte immer hervorge- hoben. „Das Problem der Projekte ist, dass sie noch erhebliches Kapital benötigen, um fertiggestellt zu werden. In einem Insol- venzverfahren wird immer ein Zerschla- gungswert zum Zeitpunkt der Insolvenz herangezogen. Und zu dem Zeitpunkt stand der Transaktionsmarkt still. Die Pro- jekte sind immer erst dann was wert, wenn sie verkauft werden können“, sagt Soravia und ergänzt: „Wenn der Eigenmittelzu uss wegfällt, ist ein Projekt wertlos. Das ist das » Das war ein Erdbeben, auch für uns, und es hat schwerwiegende Folgen. « Erwin Soravia, Soravia Group Der Soravia-Konzern sitzt im Austro Tower in Wien. Dort sprach FONDS professionell mit Konzernchef Erwin Soravia, auch um Hintergründe zur Abwicklung einiger gescheiterter One-Group-Investments zu erfahren. SACHWERTE Soravia / One Group 230 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © K I PHOTOGRAPHY | STOCK.ADOBE.COM | BEARBEITET MIT KI
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