FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025
Fremde vier Wände Der Markt der Immobilienverrentung wird immer bekannter. Die einzelnen Modelle sind aber nicht selbsterklärend, wie ein Streit zwischen Anbietern und dem Verbraucherschutz zeigt. M it verschiedenen Modellen der Immobilienverrentung kann das in Wohnimmobilien gebundene Kapital frei- gesetzt werden, ohne dass man ausziehen muss. Insbesondere für Senioren, deren Ver- mögen zu einemGroßteil in ihrer eigenen Immobilie steckt, können die Angebote in- teressante Perspektiven bieten. Der zuneh- mende Erfolg der Branche rief allerdings auch den Verbraucherschutz auf den Plan. Doch wie groß ist der Markt überhaupt? Der Bundesverband Immobilienverrentung (BVIV) verö entlicht regelmäßig Zahlen, aufgeteilt in die Segmente Teilverkauf und Leibrente. Beim Teilverkauf veräußern Eigentümer nur einen Anteil ihrer Immo- bilie – in der Regel bis zu 50 Prozent – und können gegen eine Entgeltzahlung die gesamte Immobilie weiterhin bewohnen. Bei der Leibrente wechselt die Immobilie komplett den Eigentümer, der Verkäufer erhält dafür eine Einmalzahlung, eine regel- mäßige Rente oder eine Kombination daraus (siehe Schaubild auf Seite 238). Marktzahlen Für den Bereich Teilverkauf dokumen- tiert der BVIV die Transaktionen von rund 1.000 Immobilien mit einem durchschnitt- lichen Marktwert von 493.000 Euro. Da- von erwarben die Teilkäufer im Schnitt einen 42-prozentigen Anteil. Der Verband hält auf sich, über seine Mitglieder des Bereichs Teilverkauf etwa 90 Prozent des Marktes abzudecken.Der durchschnittliche Teilverkäufer war im Jahr 2024 etwa 66 Jah- re alt. Im Segment Leibrente kam es zu 150 Transaktionen mit Kunden, die durch- schnittlich 76 Jahre, also zehn Jahre älter waren. Der durchschnittliche Immobilien- wert betrug 582.000 Euro. Große Vorhaben Die Immobilienverrenter konnten ihre Bekanntheit steigern und mit größeren Vorhaben von sich reden machen. Einer davon ist die GNIWGesellschaft für Nach- haltige Immobilienwirtschaft, die das Modell Rückmietverkauf anbietet, bei dem Senioren ihre Immobilie verkaufen und sogleich wieder zurückmieten. Anfang des Jahres schloss die GNIW eine Vertriebspart- nerschaft mit Wüstenrot Immobilien, einer Tochter rma der Bausparkasse mit rund 3.000 angeschlossenen Maklern. „Während der Verkauf mit Auszug nicht für alle Hauseigentümer eine Option ist, können die Wüstenrot-Makler nun eine Alternative vorschlagen, die den Bewohnern Flexibi- lität und notwendiges Kapital bescha t“, erklärt Geschäftsführer Henryk Seeger. Von der Reife des Segments zeugt auch, dass der Hamburger Teilverkaufanbieter Hausvorteil, der größtenteils dem Family O ce In nitas Capital gehört, einen Bör- sengang anstrebt. Der dafür an Bord ge- holte Vorstand Sören Ploschke sagt: „Die Unterstützung durch In nitas verscha t uns eine solide Finanzierung und einen » Es ist unerträglich, wenn Teilverkäufer ihr Eigentum an dem Grund- stücksrest verlieren. « Aus dem Protokoll der VSMK In Eigentum zu wohnen, ist für viele gleichermaßen Traum und Lebens- werk. Was tun, wenn im Alter das gesamte Vermögen in der Immobilie steckt? Eine wachsende Branche bietet vielfältige Antworten an. SACHWERTE Immobilienverrentung 234 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © BERNA NAMOGLU | STOCK.ADOBE.COM
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