FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Prüfung mit Methode Immer mehr Anbieter erstellen Ratings und Analysen von Private- Markets-Produkten. Auf den ersten Blick folgen sie demselben Ansatz – auf den zweiten gibt es nicht unerhebliche Unterschiede. W er das Stichwort Ratingagentur hört, denkt sofort an Namen wie Standard & Poor’s, Moody’s oder Fitch und deren Bonitätsnoten. Diese drei US- Unternehmen teilen den Markt bekannt- lich oligopolistisch unter sich auf. Doch in einigen Nischen sind auch kleinere Agen- turen aktiv. In Europa bestimmt die Wert- papieraufsicht ESMA, wer EU-Kreditratings vornehmen darf. Hier sind 28 internatio- nale Unternehmen registriert, darunter die beiden deutschen Agenturen Scope und Creditreform Rating. Aus dem ESMA-Pool erkennt die Europäische Zentralbank für ihre geldpolitischen Zwecke wiederum nur fünf Agenturen an, darunter ist Scope die einzige europäische. Analysehäuser Scope und Creditreform befassen sich nicht nur mit Bonitätsnoten von Anleihen- emittenten, sondern auch mit der Bewer- tung von Finanzprodukten. Für Scope gilt das schon lange. Die Berliner Ratingagen- tur hat ihre Wurzeln in den alternativen Investments, die sie seit den frühen 2000er- Jahren bewertet und seither Marktberichte und Analysen zu geschlossenen Fonds er- stellt; 2022 kamen ELTIFs hinzu. Creditreform dagegen tummelt sich erst seit Kurzem auch im Markt der Fonds- ratings. Dabei will sich die Agentur auf alternative Assetklassen fokussieren, also Investments mit langfristiger Kapitalbin- dung und geringer Liquidität, und das kom- plette Private-Markets-Spektrum ins Visier nehmen: „Wir haben derzeit ein Volumen von 107 Milliarden Euro Assets under Rating im Bereich Alternative Investments, wobei Private Debt und Real Estate zusam- men etwa 60 bis 70 Prozent davon ausma- chen. Der Rest entfällt auf Renewables, Infrastruktur, Private Equity und Venture Capital“, sagt Benjamin Mohr,Mitglied der Geschäftsleitung von Creditreform Rating. FONDS professionell stellt die Methodik von Scope und Creditreform in diesem Bereich kurz vor, ergänzt um den Ansatz von Fondsconsult, einem weiteren Anbie- ter von Produktanalysen, der sich allerdings nicht als Ratingagentur versteht. Ansätze Creditreform beschreibt seine Rating- methode als Kombination aus qualitativer und quantitativer Untersuchung. Einerseits gehe es um die „Analyse des Fondsmana- gers hinsichtlich Erfahrung und Eignung zur erfolgreichen Umsetzung der geplan- ten Anlagestrategie“, andererseits um eine Analyse „des Geschäftsplans und der weite- ren Informationen der Manager über die einzelnen Investments“. In einem dritten Schritt erfolgt „die Gewichtung der quali- tativen und quantitativen Ergebnisse, um ein endgültiges Fondsrating abzuleiten“. Scope geht auf den ersten Blick ähnlich vor und arbeitet gemäß der Methoden- » Wir haben 107 Milliar- den Euro Assets under Rating im Bereich Alter- native Investments. « Benjamin Mohr, Creditreform Die Bewertung von Private-Markets- Investmentprodukten erfordert andere methodische Ansätze als die liquider Fonds. Im Zentrum stehen die Managementanalyse und die risiko- adjustierte Rendite. SACHWERTE Fondsanalysen 240 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © ASFERICO | STOCK.ADOBE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=