FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Gundula Roßbach, seit 2017 Präsidentin der Deutschen Renten- versicherung Bund, über die Zukunft des Umlagesystems, die aktuelle Situation der gesetzlichen und privaten Altersvorsorge sowie die jüngsten Veränderungen in der Rentenpolitik. D ie gesetzliche Rente bleibt zentraler Bestandteil der Alterssicherung, was zunehmend nanzielle Herausforderungen mit sich bringt. Das Umlagesystem ist – wie andere Alterssicherungssysteme auch – durch den demogra schen Wandel belas- tet. Zudem stockt die Verbreitung der pri- vaten und betrieblichen Altersvorsorge, wo- durch einemwachsenden Teil der Bevölke- rung womöglich Altersarmut droht. Gun- dula Roßbach, die Präsidentin der Deut- schen Rentenversicherung (DRV) Bund, spricht im Interview mit FONDS profes- sionell in ihrem Berliner Dienstsitz meist Klartext. In einigen Punkten bleibt sie jedoch vage, wohl auch weil ihr Haus stets die Vorgaben des Gesetzgebers umsetzen muss – egal ob die Maßnahmen auf lange Sicht Erfolg versprechen oder nicht. Frau Roßbach, immer wieder gibt es Kritik amUmlagesystemder gesetzlichen Rente, das vor dem Aus stünde. Sie widerspre- chen dem. Also: Warum droht dem Umla- gesystem nicht das Aus? Gundula Roßbach: Unsere langjährigen Er- fahrungen sprechen für das Umlagesystem. Das Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung hat sich über 130 Jah- re als sehr verlässlich, widerstands- und an- passungsfähig erwiesen. Viele wirtschaftlich schwierige Phasen, die deutsche Wieder- vereinigung und einen Teil des demogra- schen Wandels – die gesetzliche Renten- versicherung hat diese Herausforderungen gerade wegen des Umlageverfahrens erfolg- reich gemeistert. Ich bin fest davon über- zeugt, dass dies auch für zukünftige Her- ausforderungen gilt. Wie steht denn die DRV aktuell da? Die Renten werden in diesem Jahr wieder deutlich steigen: zum 1. Juli um 3,74 Pro- zent, was insbesondere der guten Lohnent- wicklung des letzten Jahres zu verdanken ist. Auch die aktuelle nanzielle Situation der gesetzlichen Rentenversicherung ist sta- bil. Der Beitragssatz ist seit Jahren konstant bei 18,6 Prozent.Nach allen Berechnungen können wir diesen Beitragssatz auch im nächsten Jahr halten. Natürlich ist die wei- tere Entwicklung der Rentenversicherung von der wirtschaftlichen und demogra - schen Entwicklung am Arbeitsmarkt ab- hängig. Und auch die politischen Entschei- dungen einer neuen Bundesregierung spie- len eine wichtige Rolle. Welche Stellschrauben sorgen für eine si- chere Rente? Und welche Folgen hätte die Aussetzung des Nachhaltigkeitsfaktors, die im Koalitionsvertrag bis 2031 vorgesehen ist, langfristig? Sichere Renten haben für mich zwei Aspekte. Zum einen geht es um den ge- wohnten Lebensstandard im Rentenalter. Es gibt eine gute Rente. Unser Drei-Säu- len-Modell der Alterssicherung bedeutet allerdings, dass die gesetzliche Rente in der Vergangenheit durch die Riester-Reform etwas abgegeben hat, was durch zusätz- liche Altersvorsorge ersetzt werden muss. Hier sind der Staat und die Anbieter von betrieblichen oder privaten, staatlich geför- derten Vorsorgeangeboten gefragt, kosten- „Rentenkürzungen sind ausgeschlossen “ » Unsere langjährigen Erfahrungen sprechen für das Umlagesystem. « Gundula Roßbach, DRV FONDS & VERSICHERUNG Gundula Roßbach | Deutsche Rentenversicherung 250 fondsprofessionell.de 2/2025

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