FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025
Genau diese versicherungsfremden Leis- tungen stehen doch jetzt erneut in der Kri- tik, weil sie den Beitragssatz zusätzlich in die Höhe treiben. Allein die Ausweitung der Mütterrente würde weitere fünf Milliarden Euro pro Jahr kosten. Solche Leistungen dürfen nicht allein auf den Schultern der Beitragszahler lasten. Im Übrigen sind die Bundeszuschüsse im Ver- hältnis zur Wirtschaftsleistung unseres Lan- des in den letzten Jahren nicht gestiegen, sondern gesunken. Der Anteil an unseren Ausgaben ist prozentual gesunken, und es gibt noch eine Differenz zulasten der Bei- tragszahler. Lebensstandardsicherung allein durch die DRV ist nicht möglich und seit 2002 nicht gewollt. Welche Säulen braucht es aus Ihrer Sicht zusätzlich? Unsere gesellschaftlichen und gesetzlichen Vereinbarungen sehen vor, dass die Alters- sicherung in Deutschland auf drei Säulen fußen soll. Um den Lebensstandard im Rentenalter zu halten, bedarf es daher der Absicherung in mehreren Systemen. Die private und betriebliche Altersversorgung hat zurzeit im Ergebnis aber eine zu gerin- ge Verbreitung und ist eher abnehmend. Die Erwartungen aus der Riester-Reform haben sich nicht in dem gewünschten Maß erfüllt, hier bedarf es neuer Überle- gungen. Eine Rentenreform erscheint nur sinnvoll, wenn es eine klare Position zur Demo- grafie gibt. Was wäre aus Ihrer Sicht jetzt zu ändern? Die demogra sche Alterung ist seit Jahr- zehnten eine große Herausforderung. Wichtig ist, alle Potenziale für die Aus- weitung der Erwerbstätigkeit zu nutzen, insbesondere die stärkere Integration von Frauen, Älteren und die quali zierte Zu- wanderung in den Arbeitsmarkt. Zudem wurden bereits viele Schritte unternom- men, um das Verhältnis von Beitragszah- lern und Rentnern zu verbessern, etwa die Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre bis 2031. Wie es danach weitergeht, sollte in einem breiten gesellschaftlichen Dialog erörtert werden. Warumgeht die Reformder Altersvorsorge in Deutschland insgesamt so langsam voran, etwa die stärkere ergänzende Kapi- taldeckung? In Zeiten vieler großer Themen wie dem ökologischen Umbau der Wirtschaft oder neuen Herausforderungen im Bereich der Verteidigung ist die Notwendigkeit zusätz- lichen Altersvorsorgesparens nicht einfach zu vermitteln. Hinzu kommt, dass die pri- vate Altersvorsorge freiwillig ist und die Menschen unsicher sind – gerade in Bezug auf Entscheidungen, die mehrere Jahr- zehnte tragen sollen. Anreize wie Zulagen oder Steuervorteile verändern daran offen- bar nicht viel. An die „Digitale Rentenübersicht“ (DRÜ) sollten zu Jahresbeginn allemaßgeblichen Vorsorgeanbieter angebunden sein. Wie ist der aktuelle Stand? Mittlerweile kann man von über 700 Vor- sorgeeinrichtungen seine persönlichen Daten abfragen. Es lohnt sich also, den elek- tronischen Personalausweis zu nutzen und sich auf der Plattform anzumelden. Die noch fehlenden Anbindungen werden technisch bereits umgesetzt. Damit soll die Ungewissheit vieler Men- schen bezüglich ihrer Rentenansprüche beseitigt werden. Wie wird das digitale Angebot von den Nutzern angenommen? Wir konnten schon über drei Millionen Aufrufe verzeichnen, obwohl die Digitale Rentenübersicht erst letztes Jahr o ziell gestartet ist und parallel die Anbindung der Vorsorgeeinrichtungen lief. Mit dem Angebot kann man erstmals seine Alters- vorsorgeansprüche aus allen drei Säulen gebündelt einsehen.Wir werben dafür, die » Die meisten Menschen unterschätzen ihre Lebenserwartung deutlich. « Gundula Roßbach, DRV FOTO: © CHRISTIAN KRUPPA | DEUTSCHE RENTENVERSICHERUNG | DRV FONDS & VERSICHERUNG Gundula Roßbach | Deutsche Rentenversicherung 252 fondsprofessionell.de 2/2025
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