FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

„Der anhaltende Trend in Richtung Fondspolicen bedeutet zugleich, dass kol- lektive Ausgleichsmechanismen über die Deckungsstöcke der Anbieter, wie sie die Lebensversicherung traditionell prägen, sukzessive an Bedeutung verlieren und so das Geschäftsmodell verändern“, ordnet Heermann die Entwicklung ein. Stattdes- sen dominierten Fondsinvestitionen und direkte Kapitalmarktbeteiligungen das Al- tersvorsorgegeschäft. „Dadurch setzt sich die Lebensversicherungsbranche verstärkt dem Wettbewerb mit Banken und Invest- mentanbietern aus. Einfacher dürfte das Neugeschäft dadurch nicht werden“,meint Heermann. Als einziges Alleinstellungs- merkmal der Versicherer bliebe so die lebenslange Rente übrig. Run-off Aufmerken sollten Makler stets, wenn ein großer Anbieter wieder Teilbestände in den Run-o schicken will. Dies hat zuletzt die Zurich 2024 durch Abgabe von 700.000 Klassik-Policen an die Run-o - Plattform Viridium versucht, wurde aber von der Aufsichtsbehörde Ba n gestoppt, weil der damalige Viridium-Hauptaktionär Cinven die Solvenz nicht mit genug Eigen- kapital aufbesserte. „Beim Run-o werden die Bestandsverträge wie einfache Ware weiterverkauft, ohne dass der Kunde ein faires Wechselrecht erhält“, kritisierte schon vor einiger Zeit Norman Wirth, geschäfts- führender Vorstand des Vermittlerverbands AfW. Ein weiteres Problem seien noch nicht getilgte Abschluss- und Vertriebskos- ten, so der Jurist. Immerhin: Beim AfW sind zumindest bis zuletzt keine gehäuften Beschwerden von Vermittlern über feh- lende oder gestrichene Provisionen ein- gegangen. „Beim Run-o gab es bislang in Bezug auf die Bestandsvergütung keine Schwierig- keiten“, sagt auch Christina Häußler, Ge- schäftsführerin beim Versicherungsmakler Proma aus Jettingen-Scheppach, einer Ge- meinde im schwäbischen Landkreis Günz- burg. „Au ällig – nicht nur bei Run-o - Plattformen – sind die mitunter einge- schränkte Erreichbarkeit und die teils ver- zögerte Bearbeitung von Anliegen“, kri- tisiert die Maklerin, die dem Arbeitskreis Leben beim Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) angehört. Kürzlich erwarb ein Konsortium aus Allianz, Blackrock und dem japanischen Lebensversicherer T&D Holdings für rund 3,5 Milliarden Euro die Mehrheit von 70 Prozent an Viridium von eben jener Pri- vate-Equity-Gesellschaft Cinven, die ihre Anteile letztlich auf Druck der Ba n abge- ben musste.Die Plattform, die Verträge von Heidelberger Leben (ehemals MLP Le- ben), Skandia, Generali und Mannheimer abwickelt, will die Bestände attraktiver machen und messbaren Mehrwert für Kunden und Aktionäre abliefern. Sie legt das Geld der 3,4 Millionen Kunden nicht selbst an, sondern vergibt Mandate an externe Anbieter wie Allianz, Blackrock oder Generali. „Wir werden in Zukunft vermehrt solche Transaktionen sehen, weil e zientere Stra- tegien für das Bestandsmanagement nötig sind“, betont Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung beim Consulting- und Maklerhaus Willis Towers Watson. Er rechnet bei Viridium nun in den kom- menden fünf Jahren mit mindestens einer Transaktion jährlich. „Die Konsolidierung der Lebensversicherungsbranche wird voran- schreiten“, so seine Prognose. Der Grund: Es gibt deutlich mehr Anbieter mit schrumpfenden Beitragseinnahmen als sol- che mit Wachstum, was die Notwendigkeit erhöht, Skalene ekte zu heben. So verloren 2024 einige große Versicherer deutlich über fünf Prozent bei den Beitragseinnahmen, etwa Zurich Deutscher Herold, Württem- bergische und R+V. Wichtige Kriterien Doch zurück zum aktiven Neu- und Bestandsgeschäft der Lebensversicherer, wo bei Fondspolicen keine Gefahr für Run- o s besteht. „Gerade für junge Leute ist aus Renditegesichtspunkten eine fondsgebun- dene Rentenversicherung ohne Garantie die beste Lösung“, sagt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik und Rating beim Analysehaus Morgen & Morgen. „Die lange Laufzeit hat in der Vergangen- heit immer die Schwankungen ausgegli- chen und gute Erträge erwirtschaftet.“ Nicht nur die Wahl des Fonds bezie- hungsweise die Fondsverteilung spielten eine große Rolle, auch die Wahl des Versi- cherers sei wichtig. „Zu beachten sind die Garantiebelastung des Bestands, die Struk- tur der Kapitalanlage und die Geschäfts- politik des Versicherers“, so Saal. „Für den Kunden ist am Ende aber die Rendite nach Kosten entscheidend.“ Die Suche nach den besten Fondspoli- cen wird für Berater jedoch zunehmend schwierig. „Grundsätzlich sind moderne, exible Fondspolicen sehr empfehlenswert, um den individuellen Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden“, erklärt Makle- » Bei Fondspolicen spielt der Anlagemotor eine entscheidende Rolle. « Christina Häußler, Proma Versicherungsmakler FONDS & VERSICHERUNG Lebensversicherung 258 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © PROMA VERSICHERUNGSMAKLER

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