FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Schwellenwert gegenüber dem bisher kalkulierten Bedarf steigen. Bei der Lebens- erwartung liegt dieser Wert bei fünf Pro- zent, bei den Kosten bei zehn Prozent.Dies führt mitunter zum „Stau“, ehe größere Preissprünge passieren. Genau das erleben aktuell viele Versi- cherte. So hat ein der Redaktion bekannter Kunde bereits 2011 mit 55 Jahren eine Tagegeldpolice bei der damaligen Düssel- dorfer Versicherung abgeschlossen, die spä- ter in Vigo umbenannt wurde. Er bezahlte jahrelang rund 64 Euro pro Monat für 50 Euro Tagegeld ab der damaligen P/egestu- fe 3. Nach Umstellung auf P/egegrade 2017 kletterte der Beitrag 2018 auf 80 Euro, 2020 dann auf 89 Euro.Dann war fünf Jah- re Ruhe. Doch im März 2025 kamen die Anpassungsfaktoren erneut zum Tragen – und der Beitrag schnellte auf gut 157 Euro. Die Erhöhung übersteigt den Betrag, den der Kunde bei Vertragsschluss bezahlt hat, und entspricht seit 2020 einer Steigerung von satten 12,2 Prozent pro Jahr. Dem Kunden, mittlerweile 68, riss der Geduldsfaden. Doch was tun? „Am besten wäre, eine Vertragsumstellung mit reduzier- ter Leistung und damit verringertem Preis zu beantragen“, emp ehlt Frank Dietrich, Fachmakler aus Potsdam. Der Ver- sicherer unterbreitete dann auf Nachfrage tatsächlich ein Ange- bot, doch eine Herabsetzung des versicherten Tagegeldes von 50 auf 35 Euro sollte immer noch über 100 Euro im Monat kosten – bei lückenhafter Absicherung. Der Kunde kündigte den Vertrag, auch mit Blick auf künftig weiter dro- hende Beitragssprünge. Das einge- sparte Geld will er auf eigene Faust am Kapitalmarkt anlegen. „Das hätte ich wohl auch so ge- macht“, meint Maklerin Karsten. Betrieblich abgesichert Der Zurückhaltung der Ver- braucher, die das Problem der P/egefälle allgemein zwar anerkennen, aber nur selten auf sich persönlich bezie- hen, ist nur schwer beizukommen. Ein Weg führt über die betriebliche Kranken- versicherung (siehe FONDS professionell 4/2021, Seite 271), bei der sich die Zahl der teilnehmenden Firmen 2024 mit inzwi- schen 56.500 allein gegenüber 2023 fast verdoppelt hat (siehe Gra k vorige Seite). Über 2,5 Millionen Arbeitnehmer und de- ren Angehörige pro tieren von privaten Krankenleistungen (2021: 1,6 Millionen), darunter auch gut 440.000 P/egetagegeld- Begünstigte durch die Chemie-P/egeabsi- cherung („Care/ex Chemie“). Ergänzende Säule „Dieses Erfolgsmodell der betrieblichen Vorsorge bietet sich auch zur besseren Ab- sicherung des P/egerisikos an“, erklärt PKV- Verbandschef Thomas Brahm.Deutschland brauche endlich eine breitenwirksame er- gänzende Säule zur gesetzlichen P/egever- sicherung. „Die neue Bundesregierung kann sie mit einfachen Mitteln fördern, etwa durch Steuerabzugsfähigkeit der Bei- träge“, schlägt Brahm vor. Eine Umfrage aus dem Vorjahr im Auftrag des Verbandes zeigte, dass 75 Prozent der Arbeitnehmer eine vom Arbeitgeber angebotene P/ege- versicherung positiv sehen (siehe Gra k). In der Tat könnte die betriebliche Klam- mer der Knotenlöser für die bislang niedri- ge Nachfrage nach P/egezusatz- policen sein. Ganze Belegschaften ließen sich absichern, wenn der Staat wie die Betriebsrente auch betriebliche P/egepolicen fördern würde. Bislang ist dies den Tarif- parteien vorbehalten, allerdings gibt es bis heute auch dort nur einen Leuchtturm: In der Che- mie- und Pharmabranche erhal- ten Arbeitnehmer im P/egefall monatlich bis zu 1.000 Euro vom Arbeitgeber. Petra Lindemann, Geschäftsführerin des Bundesar- beitgeberverbands Chemie, wirbt für das Modell: „Betriebliche P/e- gevorsorge ist eine tarifpolitische Antwort auf den demogra schen Wandel.“ DETLEF POHL FP » Ich habe erst eine einzi- ge Versicherte getroffen, die eine zusätzliche Pflegetagegeldpolice abgeschlossen hat. « Silke Karsten, Pflegegutachterin Gern genommen Wie Arbeitnehmer das Angebot einer betrieblichen Pflegeversicherung bewerten Eine Pflegeversicherung vom Arbeitgeber? Das würden nur wenige ablehnen. Quelle:PKV-Verband-/Civey-Befragung imJanuar2024mit2.522Teilnehmern Negativ 6,7 % Positiv 75,0 % Unentschieden 18,3 % fondsprofessionell.de 2/2025 277 FOTO: © MONA KNABE

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=