FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Erbe(n) vor Gericht Das deutsche Erbrecht ist verzwickt. Daher ist es wichtig, den Nach- lass rechtzeitig und klar zu regeln. Auf den folgenden Seiten stellt die Redaktion mehrere interessante Urteile aus dem Erbrecht vor. F reie Vermittler kümmern sich nicht nur um die Finanzen und Versiche- rungen ihrer Kunden, sondern sind oft auch die ersten Ansprechpartner zu ver- wandten Themen. Dazu gehören natürlich auch Fragen rund ums Erben und Ver- schenken. Schließlich werden in Deutsch- land immer öfter höhere Summen ver- macht – Beträge über 100.000 Euro sind längst keine Seltenheit mehr. Zwar dürfen Vermittler bekanntlich keine Rechtsbera- tung anbieten, aber ein Hinweis, dass sich Kunden in gewissen Konstellationen Rat bei einem Anwalt oder Steuerexperten holen sollten, ist erlaubt. Dafür benötigen Vermittler jedoch selbst ein gewisses Maß an Hintergrundwissen im Erbrecht.Daher hat sich FONDS professionell bei drei An- wälten (siehe Kasten) nach ihrer Meinung nach wissenswerten Gerichtsentscheidun- gen in diesem Bereich erkundigt. Die Rechtsexperten nannten aus einer Vielzahl an Entscheidungen ein gutes Dutzend Urteile. Die Redaktion hat aus diesen die Entscheide des Bundesgerichtshofs (BGH) sowie einige Urteile von Oberlandesgerich- ten (OLG) ausgewählt.Das Ergebnis, gewis- sermaßen die „Top Ten“, nden Sie hier in chronologischer Reihenfolge. „Abschmelzungsregel“ gilt nicht bei Schenkung mit Nießbrauch BGH, 27. 4. 94, , Az. IV ZR 132/93 Das älteste Urteil behandelt einen Geschwisterstreit um Ausgleichs- zahlungen nach einer Immobilien- schenkung: Die Erblasserin hatte der Toch- ter 15 Jahre vor dem Tod zwei Häuser übereignet, sich aber den Nießbrauch vor- behalten. Nach ihrem Tod klagte der Bru- der – er meinte, ihm stehe ein „P ichtteils- ergänzungsanspruch“ zu, da die Häuser wegen des Nießbrauchs nicht vor mehr als zehn Jahren aus dem Vermögen der Mutter ausgegliedert wurden. Zur Erklä- rung: P ichtteilsergänzungsansprüche sol- len P ichtteilsberechtigte an einem Erbe vor dem Verlust ihrer Ansprüche schützen – Ansprüche werden wertlos, wenn ein Erblasser zu Lebzeiten sein gesamtes Ver- mögen weggibt. Nach dem Gesetz min- dert sich der Schenkungswert, den der Beschenkte auszugleichen hat, jährlich um zehn Prozent. Lebt der Erblasser noch mehr als zehn Jahre, nachdem er etwas ver- schenkt hat, gibt es also keine P ichtteils- ansprüche mehr. „Nach diesem Urteil gilt das aber nicht, wenn der Schenker sich – wie so häu g – ein Nießbrauchrecht an der Immobilie vorbehalten hat. In diesem Beim Geld und beim Erbe hört die Liebe bekanntlich auf. Angehörige treffen sich wegen Erbstreitigkeiten öfter vor Gericht als gedacht. Erblasser können das vermeiden – indem sie der Rechtsprechung folgen. Die Anwälte Diese Juristen haben sich zu den im Artikel genannten Urteilen geäußert: Hartmut Göddecke Göddecke Rechtsanwälte, Siegburg Tel.: 02241/17 33-0 E-Mail: info@rechtinfo.de Philipp Mertens Kanzlei BMS Rechtsanwälte, Düsseldorf Tel.: 0211/58 09 88-0 E-Mail: info@bms-kanzlei.de Prof. Dr. Richard Schmidt Kanzlei Schmidt Partners, Düsseldorf Tel.: 0211/98 49 13-0 E-Mail: service@schmidt-partners.com SPEZIAL VERERBEN & VERSCHENKEN Urteile 330 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © LIGHTFIELD STUDIOS | STOCK.ADOBE.COM

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