FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025
Nachhaltiger Einfluss Bringt es überhaupt etwas, bei Investments auf ESG-Kriterien zu achten? Eine Umfrage unter börsennotierten Firmen zeigt, dass deren Manager die Forderungen der Anleger durchaus ernst nehmen. Z ugegeben: Die nachhaltige Geldanlage stand schon mal höher im Kurs. Den- noch gibt es nach wie vor etliche Anleger, die bei ihren Investments ökologische und ethische Aspekte berücksichtigt wissen wol- len. Für viele sind ESG-Kriterien eher eine Art Hygienefaktor: Sie möchten ihr Er- spartes nicht mit schmutzigen Geschäften vermehren. Andere haben höhere Ziele. Ihnen ist wichtig, dass ihr Geld tatsächlich etwas bewirkt. Es soll dabei helfen, die Welt zu verbessern – zumindest ein bisschen. An dieser Stelle wird es kompliziert. Bei Direktinvestments lässt sich leicht eine ech- te Nachhaltigkeitswirkung unterstellen: Wer in ein Windrad investiert, hilft dabei, fossil erzeugten Strom zu verdrängen. Bei einem Aktienfonds ist das anders. Dem Klima ist es nämlich herzlich egal, wenn ein Portfoliomanager in die Titel eines Er- neuerbare-Energien-Konzerns investiert. Er kauft die Aktien ja nur dem Vorbesitzer ab, dem Unternehmen selbst ießt gar kein frisches Geld zu. Der Wirtschaftsberater Frank Wettlau er, einst Mitglied im Vor- stand des Forums Nachhaltige Geldan- lagen (FNG), unterstellt vielen Ökofonds daher eine „Wirkungsillusion“. Dennoch wäre es falsch, nachhaltigen Investments jede Wirkung abzusprechen. Wenn genügend Investoren in Gesprächen mit dem Topmanagement auf den Ver- zicht von Kinderarbeit pochen, auf Haupt- versammlungen einen detaillierten Plan in Richtung Klimaneutralität verlangen oder aus Prinzip bestimmte Geschäftszweige meiden, bleibt den Unternehmen nichts anderes übrig, als auf solche Forderungen zu reagieren. So zeigt der Wunsch der An- leger, nachhaltig zu investieren, letztlich auch in der Realwirtschaft Wirkung. Wie groß ist der Hebel? Dass es diesen Hebel tatsächlich gibt, zeigt die jüngste Studie des NKI – Institut für nachhaltige Kapitalanlagen. Statt Inves- toren zu interviewen, welchen Impact sie ihren Anlageentscheidungen zuschreiben, näherte sich das NKI dem Thema von der anderen Seite: mit einer Umfrage unter börsennotierten Unternehmen, die Aus- kunft darüber geben sollten, welchen Ein- uss nachhaltig orientierte „Kapitalmarkt- akteure“ auf ihre Firmenpolitik haben – gemeint sind damit neben Asset Managern und institutionellen Investoren auch Dienstleister wie ESG-Ratingagenturen. Angeschrieben wurden 265 Gesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in einem relevanten Aktien- index vertreten sind. 31 Unternehmen nah- men teil. Die Ergebnisse sind damit zwar nicht zwingend repräsentativ für die gesamte Wirtschaft der DACH-Region, dürfen aber doch als aussagekräftig gelten. Demnach schreiben immerhin 42 Pro- zent der Aktiengesellschaften den nachhal- tig orientierten Investoren einen sehr oder » Besonders wirksam sind Strategien, die über die reine Kapitalallo- kation hinausgehen. « Alexander Mertz, Bayerninvest Unternehmen haben viele Möglich- keiten, nachhaltiger zu wirtschaften. Ein bisschen Grün im Büro darf höchstens als erster Schritt gelten. Wichtiger ist es, Produktion und Lieferketten zu überdenken. VERTRIEB & PRAXIS Nachhaltige Geldanlage 336 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © VICTOR ZASTOL'SKIY | STOCK.ADOBE.COM
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