FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Groschen grab Die Handelseinnahmen der Börsenbetreiber erlahmen, dafür steigen die Preise für den Bezug von Finanzmarkt- und Indexdaten. Die Fondslobby vermutet ein Oligopol. Die Börsen widersprechen. F ondsmanager wie Vermögensverwalter stöhnen über immens gestiegene Aus- gaben für Finanzmarktdaten. Dies hat Branchenverbände wie die europäische Asset-Management-Lobby EFAMA oder die deutsche Fondsvereinigung BVI dazu veranlasst, eine umfassende Untersuchung zu starten. Sie gaben beim britischen Ana- lysehaus Market Structure Partners (MSP) eine Studie in Auftrag. Die Ergebnisse entfachten einen heftigen Sturm. Denn der MSP-Studie zufolge glei- chen die großen Börsenbetreiber Europas geringere Einnahmen im Aktienhandel durch Umsatzsteigerungen im Geschäft mit Handelsdaten aus. In diesem Feld seien die Preise deutlich gestiegen (siehe Gra k „Aufschlag gegönnt“). Demnach sank etwa bei der Deutschen Börse das Transaktionsvolumen bei Aktien im Zeitraum von 2020 bis 2023 um stolze 29 Prozent, die Einnahmen dagegen nur um zwölf Prozent. Dies sei einer Steige- rung der Einnahmen durch den Verkauf von Handelsdaten geschuldet. Ähnlich sehe es bei der Euronext, der London Stock Ex- change Group (LSEG) oder der Nasdaq Nordics aus. Auch hier habe das Daten- geschäft geholfen, Rückgänge im Aktien- handel abzufedern, so die MSP-Studie. Zugleich seien die Preise für den Bezug von Handels- oder Indexdaten deutlich gestiegen, berichten die Studienautoren. Im selben Zuge seien die Verträge für den Erhalt und die Lizensierung von Börsenda- ten weitaus komplexer geworden. Zudem werde häu ger di erenziert, wer die Daten bezieht und wie sie genutzt werden. So werde etwa danach unterschieden, ob die Daten maschinell ausgelesen werden oder ob Menschen sie verwenden. Zudem be- klagten insbesondere kleinere, alternative Indexentwickler und Handelsplatzbetreiber einen erheblichen Anstieg der Gebühren für die Lieferung der Basisdaten durch die etablierten Konkurrenten. Mehrere große Börsenbetreiber unterhalten auch ein Indexgeschäft. Fall fürs Kartellamt „Die Preissteigerungen sind massiv“, wet- tert Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI. „Die Gründe sind die Oligopole von Börsen und Ratingagenturen sowie die Marktbe- herrschung der großen Index- und Daten- anbieter.“ Gleichzeitig seien Fondsgesell- schaften gesetzlich verp ichtet, Börsenkur- se, Benchmarks, Ratings und andere Daten von Drittanbietern zu verwenden. „Die Oli- gopole und das Verhalten der Datenanbie- ter sind ein Fall für die Wettbewerbsbehör- den“, fordert Richter. Tanguy van de Werve, Generaldirektor der EFAMA, ergänzt: „Die Beseitigung der schädlichen Auswirkungen des Oligopols im Bereich des Marktdaten- zugangs würde die Handelskosten senken, » Die Deutsche Börse gab nicht alle zusätzli- chen Kosten für die Pro- duktion und Verbreitung von Marktdaten weiter. « Deutsche Börse Abkassieren lässt sich nicht nur auf die altmodische Art, etwa per Park- uhr, sondern auch zeitgemäßer. Die Fondsbranche beklagt jedenfalls eine Kostenexplosion bei Marktdaten – und ruft nach einer strikten Aufsicht. Finanzmarktdaten 368 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © TORSTEN | STOCK.ADOBE.COM VERTRIEB & PRAXIS

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