FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025
Programm deutlich. Ein wenig Zeit für einen Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre musste aber auch sein. So berichteten Frauen, die schon kurz nach der Grün- dung zu dem Karrierenetzwerk gestoßen sind, von ihren Erfahrungen. Jede Menge gelernt „Bei den Fondsfrauen habe ich gelernt, dass ich so, wie ich bin, durchaus in die männerdominierte Finanzbranche passe“, berichtete etwa Magdalena Fest, Portfolio- managerin bei Feri. „Mir ist klar geworden, dass ich mir keine männlichen Attribute aneignen muss, um erfolgreich zu sein“, sag- te sie. Daria Lebert, Manager Fund Sales bei Flossbach von Storch, freut sich noch immer über das Mentoring-Programm, das sie bei den Fondsfrauen durchlaufen konn- te. „Erst die Arbeit mit Mitgründerin Anke Dembowski hat mir gezeigt, dass Vertrieb genau mein Ding ist“, sagte sie dankbar. In den Diskussionsrunden beleuchteten die Teilnehmer zahlreiche aktuelle Themen und harte Fakten. So herrschte etwa auf dem Panel „Diversity und Inklusion im Rückzug?“Einigkeit darüber, dass die rück- schrittlichen Entwicklungen in den USA nicht zu einer Abkehr von Gender Diver- sity in europäischen Unternehmen führen dürfen. Zu dem Schluss, dass eine kapital- gedeckte Altersvorsorge künftig unverzicht- bar sein wird, kam die Diskutanten einer weiteren Gesprächsrunde. Überraschend und aufschlussreich waren jedoch vor allem die Zahlen, die Autor Boris von Heesen in seinem Vortrag über den Preis toxischer Männlichkeit vorstellte. Diesem Thema hat sich der Wissenschaft- ler in seinem Buch mit dem provokanten Titel „Was Männer kosten“ gewidmet. „Ich habe untersucht, welche sozialen Schäden durch ein ungesundes Geschlechterverhal- ten entstehen und welche Kosten dadurch verursacht werden“, erklärte von Heesen. So zeigen etwa die Statistiken des Bundeskri- minalamts, dass Delikte im Bereich der Wirtschaftskriminalität zu 76,5 Prozent von männlichen Tätern verübt werden. „Und je gravierender die Tat ist, desto größer ist der Männeranteil“, so von Heesen. Mehrkosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr entstehen auf diese Weise all- jährlich für den Staat, die Gesellschaft und für Unternehmen. Durch missbräuchli- chen Alkoholkonsum produzieren Män- ner jedes Jahr um 26,2 Milliarden Euro höhere Kosten als Frauen, im Bereich der häuslichen Gewalt sind es 800 Millionen Euro. Und die Liste ließe sich durchaus noch weiter fortsetzen. Vielfalt der Möglichkeiten nutzen „Um das Problem zu lösen,müssen kon- krete Zahlen zu diesem Thema auf den Tisch, und sie müssen für jeden Bundes- bürger ö entlich zugänglich sein“, sagte von Heesen. Der wichtigste Schritt sei aber, männliche Stereotype aufzubrechen, damit Männer nicht mehr länger unter dem selbst auferlegten Druck stünden, der allei- nige Ernährer der Familie, stark, cool und laut sein zu müssen. „Ich werde oft gefragt, wie er denn aussieht, der ‚neue Mann‘“, erklärte von Heesen. „Ich weiß nicht,wie er aussieht, aber ich will, dass jeder Mann, jeder Mensch, sich aus der Vielfalt der Möglichkeiten das heraussuchen kann, was für ihn am besten passt“, sagte er. Dafür plädierte auch Anne Connelly in ihrem Vortrag über Female Finance. „Män- ner sollten sich nicht verp ichtet fühlen, Karriere zu machen, und Frauen sollten es tun, wenn sie es möchten, auch wenn sie Mütter sind“, sagte sie. „Unternehmen sollten zulassen, dass sich beide Geschlechter gleichermaßen beruf- lich weiterentwickeln können“, appellierte Connelly. Schließlich führt nur tatsächlich gelebte Gender Diversity zu Chancen- gleichheit – und verhindert möglicherweise eines Tages, dass Männer jährlich Mehr- kosten in Höhe von 63,5 Milliarden Euro verursachen. ANDREA MARTENS FP Vortrag mit überraschenden Zahlen: Der Wirtschaftswissenschaftler und Autor Boris von Heesen erklärt, warum toxische Männlichkeit den deutschen Staat, die Gesellschaft und die Unternehmen alljährlich Milliarden Euro kostet – und zeigt auf, wie sich das Problem lösen ließe. » Bei allem, was wir erreicht haben, dürfen wir uns nicht ausruhen. « Anne Connelly, Fondsfrauen VERTRIEB & PRAXIS Fondsfrauen-Gipfel 380 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © TONI HOFMANN | FONDSFRAUEN
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