FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Die Ur sparkassen Die freien Sparkassen in Deutschland sind eine seltene Spezies. In manchen Punkten unterscheiden sich die Institute deutlich von ihren öffentlich-rechtlichen Pendants. Eine Spurensuche. I m sogenannten Sparkassenkrieg Anfang der 1970er-Jahre „kämpften“ die beiden freien Großsparkassen aus Hamburg, die Hamburger Sparcasse von 1827 und die Neue Sparcasse von 1864, gegen die be- nachbarten ö entlich-rechtlichen Sparkas- sen aus Schleswig-Holstein. Die hanseati- schen Banker hatten sich erdreistet,mehre- re Zweigstellen auf schleswig-holsteini- schemGrund und Boden zu errichten.Die Hamburger Institute waren der Meinung, dass das Regionalprinzip für sie als freie Sparkassen nicht gälte.Das sahen die Nach- barn naturgemäß anders. Auch der dama- lige Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Ludwig Poul- lain, zugleich Vorstandschef der West-LB, schaltete sich ein. Poullain pochte darauf, dass Sparkassen nur im Gebiet ihres Ge- währträgers Filialen errichten dürfen. Als erste Reaktion auf den Kon ikt änderte Schleswig-Holstein umgehend das landeseigene Sparkassengesetz, um die Pfründe der heimischen Sparkassen zu si- chern. Die Kontroverse schwelte jedoch weiter – und bald sahen sich die Parteien vor Gericht wieder. Nach mehreren Jahren Rechtsstreit entschied das Bundesverwal- tungsgericht schließlich, dass die Errich- tung der Filialen im Hamburger Umland rechtens war. Rechtsform AG Mittlerweile gibt es hierzulande nur noch fünf freie Sparkassen. Dazu zählen neben Hamburg und Bremen noch die Institute in Bordesholm und Lübeck sowie die Sparkasse Mittelholstein mit Sitz in Rendsburg. Viele andere ursprünglich freie Sparkassen wurden bereits im 19. Jahrhun- dert kommunalisiert. Heute leben freie und ö entlich-rechtliche Sparkassen ein- trächtig nebeneinander her – trotz der vor- handenen Unterschiede.Während die her- kömmlichen Sparkassen Anstalten des öf- fentlichen-Rechts sind, führen die freien Sparkassen ihren operativen Geschäfts- betrieb in Form der Aktiengesellschaft. „Die Aktionärsstruktur ist unterschiedlich. So sind unter anderem rechtsfähige wirt- schaftliche Vereine wesentliche Aktionäre“, berichtet Tim Nesemann, Vorstandsvorsit- zender der Sparkasse Bremen und Chef des Verbands der Freien Sparkassen. An den freien Sparkassen in Schleswig-Hol- stein ist neben den genannten Vereinen die Haspa Finanzholding beteiligt. Diese hält auch alle Aktien der Hamburger Sparkasse. Die Alleinaktionärin der Sparkasse Bremen wiederum ist die Finanzholding der Spar- kasse in Bremen, die seit Gründung ein rechtsfähiger Verein ist, so Nesemann. Bei der Sparkasse Rendsburg gehören auch die Mitarbeiter zu den Aktionären. Außerdemwichtig: Die Aufsichtsräte der Aktiengesellschaften freier Sparkassen so- wie die Verwaltungsräte der Holdinggesell- schaften sind in der Regel nicht politisch besetzt.Dies steht im deutlichen Gegensatz Die Hamburger Sparkasse (Haspa) ist ohne Frage die prominenteste freie Sparkasse in Deutschland. Das Institut beschäftigte zuletzt mehr als 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unterhielt 171 Zweigstellen. 5 der zuletzt 343 Sparkassen in Deutschland sind sogenannte freie Sparkassen. Quelle:VerbandderFreienSparkassen BANK & FONDS Freie Sparkassen 388 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © FELIX GERINGSWALD | STOCK.ADOBE.COM

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