FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Privatkundenbetreuer können nicht mobil arbeiten, sondern beraten die Kunden vor Ort“, so Steinheimer. Die Berenberg Bank aus Hamburg, die ihre Mitarbeiter lieber im Büro statt zu Hause sieht, schenkte den Mitarbeitern im Wealth Management in den Jahren 2023 und 2024 ebenfalls jeweils fünf Extra-Ur- laubstage. Die Banker konnten oder durf- ten nicht von zu Hause aus arbeiten, an- ders als etwa die IT-Kräfte der Bank. Eben- falls 35 Tage Urlaub gewährt die Volksbank Düsseldorf Neuss ihren Servicemitarbeitern und Kassierern.Mit diesem „Mehr an Frei- zeit“gleichen somit einige Banken die 100- prozentige Präsenzp icht, die für einzelne Mitarbeitergruppen gilt, aus. Kreativ Die Vorstände und die Verantwortlichen der Personalabteilungen lassen sich immer neue Dinge einfallen, um die Beschäftigten bei Laune zu halten. So gibt es bei der Volksbank Starnberg die Möglichkeit, neben den regulären 30 Tagen Urlaub zu- sätzlich ein bis zwei Wochen unbezahlten Urlaub im Jahr zu nehmen. Und bei der eingangs erwähnten VR-Bank Südwestpfalz bekommen die Mitarbeiter an ihrem Geburtstag frei, falls dieser auf einen Wo- chentag fällt. Zusätzlich gibt es ein Kontin- gent an weiteren freien Tagen, wenn es zu Hause p egebedürftige Personen gibt. Doch nicht nur Institute aus dem genos- senschaftlichen Sektor, auch andere Banken agieren beim Thema Freizeit exibler. So bietet die Sparkasse Köln-Bonn bereits seit mehreren Jahren die sogenannte „Prima- zeit“ an. Angestellte können ihr 13. Gehalt und das Weihnachtsgeld in bis zu 16 Tage zusätzlichen Urlaub umwandeln. Von die- sem Angebot wird rege Gebrauch ge- macht, heißt es aus dem Institut. Auch der Anfang April ausgehandelte neue Tarifver- trag für die Angestellten im ö entlichen Dienst, der für rund 200.000 Sparkassen- mitarbeiter gilt, sieht vor, dass Teile des 13. Gehalts in bis zu drei zusätzliche freie Tage umgewandelt werden können. Ab 2027 bekommen außerdem alle Beschäftigten einen Urlaubstag mehr. Von der Deutschen Bank ist aus einigen Bereichen zu hören, dass Mitarbeiter statt einer Gehaltserhö- hung mehr Urlaubstage wählen können. So spart die Bank Kosten – und der Mitar- beiter kann länger in den Urlaub fahren. Konzepte mit Haken Bei den Angestellten kommen die neuen Angebote naturgemäß gut an. „Für die Attraktivität eines Unternehmens nde ich das gut“, berichtet der Private Banker einer großen rheinischen Volksbank. Doch sein Vorstand wolle eine solche Lösung aktuell leider nicht einführen. „Wir haben viele o ene Stellen, und die Befürchtung ist wohl, dass die Arbeitsbelastung des Einzel- nen noch steigen würde“, so der Bankkauf- mann. „Ich würde mich über zusätzliche freie Tage aber freuen und sie bestimmt auch in Anspruch nehmen. Ich denke auch, dass das für viele Bewerber interes- sant wäre.“ Ihm ist aber klar, dass solche Konzepte auch einen Haken haben kön- nen: „Oft hört man, dass die Arbeit, für die man sonst fünf Tage Zeit hat, dann in vier Tagen erledigt werden muss.“ Kritik Nicht alle stimmen in das Loblied über das „Mehr an Freizeit“ für die Banker ein. Kritik kommt vor allem vom Bundesver- band der Deutschen Volksbanken und Rai eisenbanken (BVR). Nicht von unge- fähr, denn in dessen Beritt häufen sich die Präzedenzfälle. „Die Einführung der Vier- Tage-Woche oder von 40 Urlaubstagen mag für ein einzelnes Institut eine Lösung sein, für die gesamte Finanzgruppe ist es das nicht. Angesichts der demogra schen Entwicklung können wir es uns nicht leis- ten, immer weniger zu arbeiten“, betont BVR-Vorstandsmitglied Tanja Müller-Zieg- ler. Der einzelne Arbeitgeber habe mit „höchst unterschiedlichen individuellen Freizeitbedarfen“ seiner Mitarbeiter umzu- gehen. Diese elen nicht durchgängig an, sondern entstünden abhängig von Lebens- phasen und Situationen. Darauf müssten die Arbeitgeber exibel reagieren, wenn man die Mitarbeiter langfristig binden wol- le. „Pauschale Ansätze, die losgelöst von den Bedürfnissen des Einzelfalls großzügig Freizeit an alle Mitarbeiter verteilen, verrin- gern das Fachkräftepotenzial und verklei- nern den Handlungsspielraum für Arbeit- geber“, gibt Müller-Ziegler zu bedenken. Dass die gleiche Arbeit in weniger Zeit erledigt werden kann, glaubt die Lobbyis- tin auch nicht: „Der Nachweis der unver- änderten Produktivität bei einer generellen Reduzierung der Arbeitszeit ist nicht er- bracht. Hier sind erhebliche Zweifel ange- bracht.“ Produktivität müsse ohnehin kon- tinuierlich wachsen, damit auch konti- nuierlich steigende Löhne gezahlt werden könnten. „Hinzu kommt, dass der Wettbe- werb nicht nur um Fachkräfte, sondern auch um die Kunden statt ndet, die eben- so wie die Mitarbeiter zeitliche Flexibilität im Umgang mit ihren Bedürfnissen und » Wir können es uns nicht leisten, immer weniger zu arbeiten. « Tanja Müller-Ziegler, BVR BANK & FONDS Personalwesen 396 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © BUNDESVERBANDES DER DEUTSCHEN VOLKSBANKEN UND RAIFFEISENBANKEN

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