FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025
Vor dem Umbau Banken profitierten von den höheren Zinsen. Doch der Rückenwind lässt nach. Damit drängt die Zeit, neue Ertragsquellen zu erschließen, Kosten zu senken und sich gegen neue Konkurrenz zu rüsten. T ech-Milliardär Elon Musk machte zuletzt eher in seiner Funktion als Kahlschlagsbeauftragter der US-Regierung Schlagzeilen. So ging in der Nachrichten- ut eine Meldung aus dem Januar fast unter: Das soziale Netzwerk „X“, einst als Twitter bekannt, soll noch in diesem Jahr einen Onlinebezahldienst starten. Für „X Money“ gewann die Onlineplattform den Kartenriesen Visa als Partner. Musk will X über das soziale Netzwerk hinaus zu einer Universalplattform ausbauen, auf der Men- schen Waren bestellen oder ihren Urlaub buchen – und bezahlen können. Damit greift X das Geschäft der Banken an. Der Vorstoß zeigt einmal mehr: Die Digitalisierung erfasst mit voller Wucht die Welt der Geldhäuser. Diese kämpfen ohne- hin mit der Anpassung an die veränderten Wünsche und Gep ogenheiten der Kund- schaft. Zugleich bremsen alte Computer- systeme den Umbau. Obendrein dämpfen steigende Kosten den Spielraum für drin- gend notwendige Investitionen. Dabei erschien die Lage für die Institute zuletzt durchaus rosig. Europas Retail- banken verzeichneten 2024 ein weiteres Erfolgsjahr, zeigt eine Auswertung der Unternehmensberatung Strategy&, die Teil von PwC ist. Demnach stiegen die Erträge der Geldhäuser im vergangenen Jahr um drei Prozent, das Betriebsergebnis um vier Prozent.Nach Jahren der Niedrigzinsphase und Geschäfts aute darf dies als respektab- les Abschneiden gelten. Doch im Zuge der Zinswende waren 2023 die Erträge noch um 14 Prozent und die Ergebnisse gar um 30 Prozent gestiegen, zeigt der „Retail Ban- king Monitor 2025“ von Strategy&. „Der Scheitelpunkt des zinsgetriebenen Wachstums scheint somit überschritten“, konstatiert Andreas Pratz, Co-Autor der Studie. Im Fall eskalierender Handelskon- ikte droht sogar ein Null-Zins-Szenario. „Dies träfe die Retailbanken emp ndlich, da ihr Wachstum der vergangenen Jahre vor allem auf Zinsrenditen fußte“, erläutert Pratz. So oder so: „Der Rückenwind durch die Zinsen, den die Banken in den letzten beiden Jahren genossen haben, wird sich abschwächen, sodass die Gebühreneinnah- men und Kosten wieder stärker in den Mittelpunkt rücken.“ Im Windschatten Für die Geldhäuser bietet sich demnach die vorerst letzte Gelegenheit, „sich im Windschatten hoher Zinsen nachhaltig zu transformieren“, so Pratz.Dafür müssten die Banken vor allem ihre zinsunabhängigen Erträge stärken und ihre Kosten senken. So stagnierten die Erträge aus Gebühren und Provisionen bei 27 Prozent der Gesamt- erträge, während die Kosten im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent gestiegen sind und damit immer noch auf hohem Niveau liegen. Neben den nanziellen Kennzahlen müssen die Geldhäuser auch Teile ihres » Sie haben Vertrauen ohne imposante Mar- morhallen aufgebaut. « Karl im Brahm, Objectway Banken nutzen oft veraltete IT- Systeme. Der Wechsel zu neuen Pro- grammen birgt Risiken. Doch letzt- endlich hindert die alte Infrastruktur die Institute daran, sich für eine digitale Zukunft zu wappnen. BANK & FONDS Digitalisierung 400 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © PETER | STOCK.ADOBE.COM
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=