FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

Geschäftsmodells anpassen. Denn gerade in der digitalen Ansprache der Kunden tun sich die traditionellen Retailbanken immer noch schwer. Dies zeigt eine Analyse der Beratungsgesellschaft Capgemini. Im „World Retail Banking Report 2025“ des Hauses zeigen die Experten am Beispiel der Erö nung eines Kartenkontos, wo es hapert. Demnach bricht fast jeder zweite potenzielle Kunde den Onlineantrags- prozess ab – obwohl er sich bereits für die- se Bankkarte entschieden hatte. Meinungsumschwung „In einer Zeit, in der Bequemlichkeit und Personalisierung die Erwartungen be- stimmen, zeigt unsere Studie, wie schnell Kundenzufriedenheit umschlagen kann“, erläutert Florian Förster, Leiter Financial Services bei Capgemini Deutschland, die Ergebnisse.Den Banken würden potenziel- le Kunden und damit erhebliche Einnah- men entgehen, nur weil die Beantragung einer Dienstleistung nicht den Erwartun- gen entspricht. Direkt- und zuletzt die Neobanken ha- ben hingegen gezeigt, wie es besser gehen kann. „Die heutigen Akteure haben es ge- scha t, Technologie für eine breite Masse zugänglich zu machen und dennoch zu personalisieren – weit über eine einfache App hinaus“, sagt Karl im Brahm, Leiter für die deutschsprachigen Länder beim Tech- nologiedienstleister Objectway. „Und sie haben Vertrauen ohne imposante Marmor- hallen oder große Markennamen aufge- baut“, führt im Brahm aus – nämlich durch „transparente, verständliche Produkte und Services“, deren Vertrieb sie schrittweise aus- geweitet haben. Dabei beschränkt sich die Onlinekon- kurrenz längst nicht mehr allein auf einfa- che Angebote wie Zahlungsdienste. Auch das Wealth Management ist über Robo- Advisor und Co. längst in den Fokus gera- ten. „Die traditionelle Vermögensverwal- tung basierte auf der Prämisse der Exklusi- vität“, erläutert im Brahm, „der persönliche, maßgeschneiderte Service war Teil des Wertversprechens.“ Zusammengeschustert Direkt- und Neobanken hingegen traten mit dem Anspruch an, nur wenigen Kun- den vorbehaltene Dienstleistungen für eine breite Masse zu ö nen. „Die Herausforde- rung bei der Demokratisierung des Wealth Managements besteht nun darin, das glei- che Maß an Personalisierung in großem Umfang zu bieten“, so im Brahm. Die neuen Akteure haben gegenüber klassischen Banken einen entscheidenden Vorteil. Sie müssen sich nicht mit über- kommenen IT-Systemen herumschlagen. „In vielen Banken ist die IT-Infrastruktur ein labyrinthartiges ‚System aus Systemen‘, » Der Scheitelpunkt des zinsgetriebenen Wachstums scheint überschritten. « Andreas Pratz, Strategy& Immer noch zinslastig Verteilung der Erträge je Bankkunde in Euro Zinsen spielen immer noch eine sehr wichtige Rolle bei den Einnahmen von Banken aus zwölf europäischen Ländern. Quelle:Strategy&RetailBankingMonitor2025 0 100 200 300 400 500 600 700 2024 2023 2022 2021 2020 2019 2018 2017 2016 Zinserträge Provisionserträge Andere Erträge Euro Profitable Klientel Ertrag je Bankkunde nach Ländern Trotz aller Schwierigkeiten springt beim Geschäft mit Retailkunden durchaus noch Geld heraus. *Dänemark,Schweden,Norwegen,Finnland Quelle:Strategy&RetailBankingMonitor2025 0 200 400 600 800 1.000 1.200 Großbritannien Frankreich Nordeuropa* Deutschland Spanien Niederlande Österreich Belgien Durchschnittsertrag in Euro 1.177 852 797 741 668 583 553 398 Euro BANK & FONDS Digitalisierung 402 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © STRATEGY&

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