FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

das über Jahre hinweg zusammengeschus- tert wurde“, schreiben die Experten der Beratungsgesellschaft Publicis Sapient in ihrer „Global Banking Benchmark Study“. Katastrophale Folgen Diese Hürde ist in den Chefetagen der Geldhäuser durchaus bekannt. 70 Prozent der Führungskräfte geben in einer Umfra- ge für die Studie von Publicis Sapient an, dass alte Systeme und Infrastruktur die Institute daran hindern, die digitalen Erfah- rungen zu bieten, die Kunden erwarten. Dennoch hegen die Führungskräfte Beden- ken, sich von der alten IT zu trennen. „Die- se Urgesteine sind kompliziert, in den Betrieb eingebettet, und jede Systemunter- brechung könnte katastrophale Folgen haben“, erklären die Studienautoren die Vorsicht. „Der Konsens ist, dass das Risiko, alte Technologien abzuscha en, größer ist als das Risiko, sie zu behalten.“ Diese Haltung könnte sich mit dem Aufkommen neuer Konkurrenten schon bald rächen. Denn Plattformen wie Ama- zon oder Google verstehen es, den Konsu- menten Rundum-Dienstleistungspakete zu bieten, bei denen Information, Auswahl und Bezahlung nahtlos ineinandergreifen. Klassische Banken dagegen ringen noch damit, überhaupt alle Informationen über ihre Kunden zu einemGesamtbild zusam- menzufügen, um ihnen passende Produkte anbieten zu können. „Banken, die sich hinter schützender Regulierung oder vermeintlich stabilen Kundenbeziehungen in Sicherheit wiegen, unterliegen einem gefährlichen Irrtum“, warnt Jan Rudolph-Göttmann von der Be- ratungsgesellschaft Co npro. „Die regulato- rischen Hürden für digitale Bezahldienste sind überschaubar.“ Das Beispiel des Zah- lungsriesen Paypal habe gezeigt,wie schnell Kunden neue, innovative Finanzlösungen annehmen. „Bei X Money könnte sich das wiederholen“, so Rudolph-Göttmann. Offen für Neues Eine Umfrage des Digitalverbands Bit- kom stützt diese Einschätzung. So gaben immerhin 44 Prozent der Deutschen an, sie könnten sich vorstellen, ein Konto bei Amazon, Apple oder Google zu erö nen. Bei den 16- bis 29-Jährigen waren es sogar mehr als 60 Prozent. Ganze 54 Prozent aller Befragten würden zu einer reinen Onlinebank wechseln. Bei den Jüngeren waren es mehr als 70 Prozent. Und fast die Hälfte der Bundesbürger signalisierte, dass ihnen Bank lialen nicht fehlen würden, sollten diese abgescha t werden. So dürfte schließlich auch bei komplexe- ren Finanzangelegenheiten wie der Vermö- gensbetreuung die O enheit für digitale Alternativen zu den Banken steigen – und neuen Konkurrenten das Tor ö nen. SEBASTIAN ERTINGER FP » Kundenzufriedenheit kann schnell umschlagen. « Florian Förster, Capgemini Zeitenwende Onlinebanking oder Filialbesuch? Anteil der Nennungen Onlinebanking hat sich in Deutschland fest etabliert, zeigt eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Quelle:BitkomResearch2024 |Umfrageunter817Bundesbürgern 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2024 2023 2022 2021 2020 2019 2018 Aus- schließlich Online- banking Überwiegend online, hin und wieder Filiale Überwiegend Filiale, hin und wieder online Keine Angabe Vorsprung herausgeholt Wertentwicklung im Vergleich Die Aktien von Europas Banken konnten den breiten Markt zuletzt deutlich hinter sich lassen. Quelle:Bloomberg -5 % 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % 45 % 50 % 2025 I 2024 Stoxx Europe 600 Banks ETF Stoxx Europe 600 ETF BANK & FONDS Digitalisierung 404 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © DOROTHE WILLEKE-JUNGFERMANN | CAPGEMINI

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