FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025
Das weitere Bestehen von Provisions- und Honorarmodell ist jedoch nicht der einzige Punkt des 144 Seiten starkenWerks, der Finanz- und Versicherungspro s inter- essieren dürfte. Spannend wird es in der laufenden Legislaturperiode wohl auch beim Thema Altersvorsorge. Im Jahr 2026 wollen die Koalitionspartner eine „Früh- start-Rente“ einführen. Für jedes Kind vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr, das in Deutschland eine Schule oder eine andere Bildungseinrichtung besucht, sollen dann pro Monat zehn Euro in ein Depot für die Altersvorsorge ießen. Im Erwachsenen- alter soll das Depot privat weiter bespart werden können. Die Erträge sollen bis zum Renteneintritt steuerfrei sein. Ausge- zahlt wird das Geld im Rentenalter. Neues Vorsorgeprodukt geplant Auch für die staatlich geförderte private Altersvorsorge gibt es neue Pläne. „Wir wer- den die bisherige Riester-Rente in ein neues Vorsorgeprodukt überführen, von büro- kratischen Hemmnissen befreien und mit dem Verzicht auf zwingende Garantien sowie der Reduzierung der Verwaltungs-, Produkt- und Abschlusskosten reformie- ren.“ So steht es im Koalitionsvertrag. Da- rüber hinaus soll der Kreis der Förderbe- rechtigten ausgeweitet werden. Kern der reformierten Riester-Rente soll ein Anlageprodukt sein, das es auch in einer Standardform geben soll. Das erinnert an das von der FDP konzipierte „Altersvor- sorgedepot“, das mit dem Ampel-Aus ge- scheitert ist. Ob die neue Regierung dieses Projekt ganz oder in Teilen wieder aufneh- men wird, ist dem Koalitionsvertrag aller- dings nicht zu entnehmen. Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI, steht der geplanten Frühstart-Rente jedenfalls positiv gegenüber. „Diese kann der Keim eines neuen Gesamtkonzepts für die private Altersvorsorge ab dem 1. Januar 2026 sein, das auch die Reform der Riester-Rente um- fasst“, sagt er. Darin lägen große Chancen für die Sparer. „Mehr Flexibilität und höhe- re Renditechancen machen die Altersvor- sorge für die Bürger attraktiv und können somit zu einer größeren Verbreitung füh- ren“, glaubt Richter. BVK-Präsident Michael H. Heinz sieht das etwas anders. „Dem BVK ist insbeson- dere wichtig, dass die Reform der privaten Altersvorsorge und der Riester-Rente nach jahrelangen Verschleppungen endlich angepackt und beherzt durchgeführt wird, jedoch nicht über das Gießkannenprinzip eines Standardprodukts“, erklärt er. Die geplante Senkung der Einkommen- steuer ist für Finanzberater und Versiche- rungsvermittler ebenfalls von Interesse. Durch eine gesetzliche Regelung soll sicher- gestellt werden, dass bei einer Erhöhung des Kinderfreibetrags auch eine adäquate Anhebung des Kindergelds erfolgt. Zudem soll die nanzielle Situation von Allein- erziehenden durch eine Erhöhung oder Weiterentwicklung des Alleinerziehenden- Entlastungsbetrags verbessert werden. Die Pendlerpauschale wird ab 2026 auf 38 Cent ab dem ersten Kilometer erhöht. Ins- gesamt wird Haushalten mit kleinen und mittleren Einkommen zumindest etwas mehr Geld bleiben, das angelegt werden kann. Ein Wermutstropfen: Der Solidari- tätszuschlag bleibt unverändert bestehen. Reform im Wohnungsbau Darüber hinaus hat die Koalition eine Novellierung des Baugesetzbuchs in zwei Stufen angekündigt. In den ersten 100 Tagen ihrer Regierungszeit will sie einen „Gesetzentwurf zur Einführung eines Woh- nungsbau-Turbos“ präsentieren. In einem zweiten Schritt ist „eine grundlegende Reform zur Beschleunigung des Bauens“ geplant. Außerdem sollen unter anderem zur Wohneigentumsbildung für Familien, zur Neubauförderung und zur Sanierung bestehenden Wohnraums steuerliche An- reize gesetzt, eigenkapitalersetzende Maß- Christian Waigel, Waigel Rechtsanwälte: „Es ist nicht mehr die Rede davon, 34f-Vermittler unter die Aufsicht der Bafin zu stellen.“ Thomas Richter, BVI: „Mehr Flexibilität und höhere Renditechancen machen die Altersvorsorge für die Bürger attraktiv.“ » Die private Altersvor- sorge darf nicht nach dem Gießkannenprinzip reformiert werden. « Michael H. Heinz, BVK fondsprofessionell.de 2/2025 411 FOTO: © GSK STOCKMANN & KOLLEGEN, STEFAN GRÖPPER PHOTOGRAPHY | BVI
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