FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025
Frisch verpackt Seit 2018 gilt eine strikte Trennung zwischen Handelsaufträgen und den Kosten für Finanzmarktresearch. Dies traf auch die Fonds- branche. Nun dreht die Aufsicht dieses Unbundling zurück. M eist bleiben Regeln über Jahre in Stein gemeißelt. Doch die europäi- sche Wertpapieraufsicht ESMA hat eine Rolle rückwärts eingeleitet: Sie weicht die strikte Trennung von Handelsaufträgen und Kosten für Kapitalmarktresearch auf, die 2018 im Zuge der Finanzmarktricht- linie Mi$d II eingeführt worden war. Die Pariser Behörde hat bereits erste Schritte unternommen, um die Vorschriften zu entschärfen. Diese Änderung hat auch auf die Asset-Management-Branche deutliche Auswirkungen. Worum geht es konkret? Die Finanz- marktaufseher in Europa störte die gelebte Praxis, dass die Kosten für Aktienanalysen oder volkswirtschaftliche Studien, die In- vestmentbanken oder Broker für ihre Kun- den erstellen, mit lukrativen Handelsauf- trägen für Wertpapiere verrechnet wurden. Den Aufsehern schien diese Praxis zu un- durchsichtig. Sie sahen drohende Interes- senkon ikte – und trieben eine Trennung voran. Mit der Umsetzung von Mi$d II kam es zum sogenannten Unbundling. Seither nehmen die meisten Asset Mana- ger die Kosten für Research von Dritt- anbietern auf ihre eigene Gewinn-und- Verlust-Rechnung (zu den Details siehe Kasten folgende Seite). Schon vor der Umstellung kamen Bedenken auf, dass die Abdeckung von Aktien durch Analystenstudien zurückge- hen würde – besonders bei Nebenwerten. Zu den Skeptikern zählte der deutsche Analystenverband DVFA. „Die DVFA war bereits bei Einführung von Mi$d II ein großer Kritiker des Unbundlings“, sagt Thorsten Müller, Vorstandsvorsitzender der DVFA. Die Befürchtungen bestätigten sich nach dem Unbundling. So kam 2019 eine europaweite Umfrage des Berufsverbands CFA Institute unter 500 Investmentpro$s zu demErgebnis, dass vor allem große Asset Manager ihre Budgets für Analysen von Drittanbietern zusammengestrichen haben. Enorme Preisdifferenz Daneben deckten Untersuchungen enor- me Preisunterschiede bei Analysen auf. So kam 2023 eine Umfrage des Londoner Datenhauses Substantive Research unter 60 Fondsgesellschaften zu dem Ergebnis, dass unter großen Asset Managern die Preise für vergleichbare Research-Dienst- leistungspakete bei demselben Anbieter um bis zu 190 Prozent abweichen. Unter kleinen Asset Managern di erierten die Preise um bis zu 160 Prozent. „Es kann eine gute Entscheidung sein, mehr zu zahlen als die Konkurrenz, um sicherzustellen, dass man frühzeitig angeru- fen wird, wenn die Märkte in Bewegung sind“, erläuterte Mike Carrodus, Vorstands- chef von Substantive Research. „Die Preis- spannen, die wir bei identischem Zugang und Angebot beobachten, sind jedoch so » Die Preisspannen sind so groß, dass sie jeden potenziellen Nutzen übersteigen. « Mike Carrodus, Substantive Research Aus- und wieder eingepackt: Die Kosten für Aktienresearch wurden erst fein säuberlich von Handels- aufträgen getrennt. Nun sollen beide Angebote wieder zu Paketen zusammengeschnürt werden dürfen. STEUER & RECHT Researchkosten 414 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © M.DÖRR & M.FROMMHERZ | STOCK.ADOBE.COM
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=