FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2025

John: Aber noch einmal zum Aspekt vir- tuelle Geschäftsmodelle statt Hersteller von Sachwerten: Wie sieht Ihr Portfolio in einem Sektor wie der IT aus, wo ja auch Hardware und Halbleiter eine Rolle spielen? Paulson: Mit rund 25 Prozent ist die IT- Branche zwar tatsächlich in etwa markt- gewichtet im Fonds vertreten. Aber die Unternehmen, in die wir investieren, sind weit überwiegend, zu über 90 Prozent, Softwareentwickler und IT-Dienstleister. Wir besitzen keine Hardwarehersteller. Und auch Halbleiterproduzenten werden Sie in unserem Portfolio vergebens suchen. Eben weil diese Firmen sich als sehr viel zyklischer erweisen und kapitalintensiver arbeiten als ihre virtuell agierenden Pen- dants. Und das gilt genauso für den Sektor der Industriewerte, der mit einem Anteil von etwa zwölf Prozent ebenfalls ähnlich hoch gewichtet ist wie der Vergleichsindex. Heuser: Was bedeutet das konkret? Paulson: Es bedeutet, dass nur ein kleiner Teil der Industrieunternehmen in unserem Portfolio tatsächlich etwas herstellt. Dazu gehört etwa Otis, ein Produzent von Auf- zügen.Was wir daran schätzen, sind dessen stetig wiederkehrende Einnahmen aus Dienstleistungsverträgen, die über eine sehr lange Laufzeit von 25 Jahren abgeschlossen werden. Das war es aber auch an Sachwert- produzenten. Der Rest in diesem Sektor besteht aus kommerziellen und professio- nellen Dienstleistern wie Kreditbüros, Ver- lagshäusern und Entwicklern von Lohn- buchhaltungssoftware. John: Das macht neugierig darauf, wie Sie Ihre Strategie im Bereich Finanzen umset- zen, der mit knapp 25 Prozent imVergleich zum Index sogar übergewichtet ist. Paulson: Auch das stellt uns trotz der Größe der Positionen im Finanzsektor nicht vor Probleme. Denn die Aktien, in die wir innerhalb dieser Branche investieren, zäh- len zwar zu den Finanzwerten, aber es sind weder Versicherungen noch sind es Ban- ken mit umfangreichen Bilanzen. Wo wir durchaus bewusst zugreifen, das sind zum Beispiel Versicherungsmakler oder auch Börsenbetreiber. Wir halten auch Infor- mationsdienstleister im Portfolio, die im Finanzbereich aktiv sind. Und wir investie- ren in Zahlungsdienstleister wie zum Bei- spiel Visa, das vor Jahren noch als Techno- logieunternehmen galt, heute aber zu den Finanzunternehmen zählt. Heuser: So ganz versperren Sie sich dem Thema Sachwerte aber nicht. Ein Sektor wie Basiskonsumgüter hat immerhin einen Portfolioanteil von zwölf Prozent, fast dop- pelt so hoch wie die Benchmark. Paulson: Das ist schon richtig. Wir halten zum Beispiel eine größere Position in einem Basiskonsumwert wie L’Oréal. Die- sen Sektor, der vor gut zehn Jahren noch zirka die Hälfte des Portfolios ausgemacht hat, haben wir aber inzwischen erheblich reduziert. Und auch bei den im Portfolio verbliebenen Werten setzen wir bewusst auf die genannten Aspekte einer ausgepräg- ten Preissetzungsmacht, einer hohen Brut- tomarge und einer starken Widerstands- fähigkeit. John: Aus einem Thema wie den Magnifi- cent Seven halten Sie sich allerdings weit- gehend heraus –mit Ausnahme vonMicro- soft, dessen Aktie mit über sieben Prozent die größte Position im Fonds stellt. Paulson: Aus den Mag 7 halten wir auch noch eine kleinere Position in Alphabet. Aber auch in diesen beiden Fällen geht es nicht um die Marke. Bei Microsoft über- zeugt uns zum einen die Tatsache, dass das Unternehmen die gesamten Arbeitsabläufe sehr vieler Unternehmen dominiert. Und dass es ein Unternehmen mit einem enorm starken Wachstum und einem ex- zellent agierenden Management ist. Letzte- » Nur ein kleiner Teil der Industrieunternehmen in unserem Portfolio stellt tatsächlich etwas her. « Bruno Paulson, Morgan Stanley IM MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Bruno Paulson | Global Brands Fund | Morgan Stanley IM 78 fondsprofessionell.de 2/2025 FOTO: © NIGEL DICKINSON KREUZ VERHÖR

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