FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2025

Deeken : Wir hatten bei Mastercard Beden- ken in Bezug auf den Aufsichtsrat und damit verbundene Personen. Also haben wir das Thema angeführt – zunächst schriftlich, dann in einem längeren Gespräch mit mehreren Führungskräften. Wir haben unsere Sichtweise dargelegt, warum bestimmte Strukturen nicht im besten Interesse der Aktionäre sind. Das Unternehmen hat zugehört, unsere Argu- mente aufgenommen und Änderungen in Aussicht gestellt. Für uns ist das ein gutes Beispiel: Auch wenn wir nicht zu den Mehrheitsinvestoren bei Unternehmen ]ÌKOHQ NĆQQHQ ZLU (LQijXVV QHKPHQ 'LH Voraussetzung ist, dass wir sehr gut vorbe- reitet sind und relevante Themen anspre- chen. Dann werden wir gehört – und kön- nen echte Veränderungen mit anstoßen. Heuser: Ihr Fonds hatte vor einigen Jahren ein deutlich höheres Volumen. Woran liegt es, dassdas zuletzt geschrumpft ist? Deeken : Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Ein wesentlicher Punkt ist die Marktphase. Small und Mid Caps haben nach den Boomjahren 2020 bis teilweise 2022 deutlich korrigiert – das hat uns QDWXUJHPÌĕ JHWURȬHQ =ZHLWHQV KDW GDV Thema Nachhaltigkeit an Glanz verloren. Während Rheinmetall-Aktien geradezu H[SORGLHUWHQ ZHLO VLH DOV 3URljWHXU GHV Ukrainekrieges wahrgenommen wurden, haben sich Investoren von konsequent nachhaltigen Produkten abgewendet. Drittens beobachten wir eine Verschie- bung bei institutionellen Investoren: Viele wollen heute maßgeschneiderte Lösungen oder haben ihr eigenes Nachhaltigkeits- verständnis – Fonds, die sich zum Beispiel NODU DP *UDG =LHO RULHQWLHUHQ RGHU bestimmte SDGs adressieren. Diese Man- date haben stark an Gewicht gewonnen. Für einen Publikumsfonds bedeutet das ]ZDQJVOÌXljJ GDVV HU QLFKW PHKU IĞU DOOH Investoren die erste Wahl ist. Kölsch: Können Sie den Namen Berenberg alsTüröffnernutzenbeimZugangzuUnter- nehmen? Deeken : Der Name hilft, keine Frage. Aber entscheidend sind die Glaubwürdigkeit und die fachliche Argumentation. Wir konnten zum Beispiel beim US-amerika- nischen Entsorgungsdienstleister Waste Connections mithelfen, dass sich das Unternehmen konkrete CO 2 =LHOH VHW]W Das ist für ein Unternehmen, das mit klassischen Müllabfuhren sein Geschäft betreibt, sehr relevant. Das ist für mich die eigentliche Währung: Man wird gehört, wenn man Substanz mitbringt. Heuser: Lassen Sie uns über kontroverse Themen sprechen: Waffen und Atomener- gie.WiepositionierenSiesich? Deeken : Wir sind da sehr klar. In unserem Artikel-9-Fonds sind Rüstungstitel ausge- schlossen. Rheinmetall ist für uns nicht relevant, auch wenn der Kurs in den letz- ten zwei Jahren sehr stark gelaufen ist. In klassischen Strategien, die wir ebenfalls managen, gibt es begrenzte Möglichkei- ten für konventionelle Rüstung – weil einige Kunden dies wünschen. Aber kon- WURYHUVH :DȬHQ ZLH 6WUHXERPEHQ EOHLEHQ WDEX :DV GLH $WRPNUDIW EHWULȬW $XFK GLH schließen wir für besonders nachhaltige Mandate aus, für klassische Strategien sind diese investierbar. Kritisch ist hier eher die ljQDQ]LHOOH 3HUVSHNWLYH :HQQ PDQ VLFK die Neubauprojekte weltweit anschaut, sieht man, dass diese zuletzt wirtschaftlich enttäuscht haben: Projekte in Frankreich oder Finnland waren erheblich teurer als erwartet und verzögerten sich um mehr als zehn Jahre. In Ländern wie Deutsch- land ist zudem das Problem der End- lagerung nicht gelöst. Wir glauben, dass es sinnvoller ist, den Fokus auf Unterneh- men zu legen, die etwa die Energie- und Netztransformation begleiten – Firmen, die schon heute dazu beitragen, dass (QHUJLH Hȯ]LHQWHU JHQXW]W RGHU VDXEHUHU erzeugt wird. » Ratings sind für uns eher ein Ausgangspunkt, aber sie haben Grenzen: Oft sind sie sehr formalistisch, eine Art Checkliste. « Bernd Deeken, Berenberg 108 fondsprofessionell.de 3/2025 MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Bernd Deeken | Berenberg FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH FÜR FONDS PROFESSIONELL NACHHALTIG NACHGEFRAGT

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=